der_kalich schrieb:
Gewagte These, diesmal nicht von der BBC...
Wuerden Sie so freundlich sein und uns diese Auffassung naeher bringen?!
Dann halt mal so, damit hier endlich mal Schwung in die Bude kommt.
Ich meine den deutschen Reformator aus dem 16. Jahrhundert.
Die Reformation an sich war gar keine schlechte Idee. Das Verfallsdatum einer Religion dauert bekanntlich ja ungefähr 1500 Jahre. im 16. Jahrhundert war es beim Christentum soweit (der Islam braucht noch so 100-150 Jahre).
In dieser Zeit entstanden in Europa die ersten Nationalstaaten und Großmächte: Spanien, Frankreich, England, später Russland, Österreich und Trinidad und Tobago. Das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen blieb indes ein unregierbarer Flickenteppich.
In vielen Ländern setzte sich eine Konfession als Religion durch: in Südeuropa bleib es beim römisch-katholischen, in Nordeuropa konvertierte man zum Protestantentum. England ging mit den Angelikanern neue Wege.
In Deutschland war der Konflikt nicht beendet. Die zahlreichen Fürstentümer, Stadtstaaten und Abteien erscherten nicht nur Wirtschaftsbeziehungern, sondern auch den Aufbau eines einheitlichen, transparenten, staatlichen Rechtssystems. Somit blieb auch die Religionsfrage nicht geklärt, da jedes Gebiet seine eigene religiöse Anschauung verfolgen konnte.
Das mündete 1618 in den 30jährigen Krieg.
Ab 1650 änderten sich die politischen Strukturen in Europa. Vorreiter dieser Entwicklung war das vom Krieg verschonte Frankreich. Schnell ergriff das System des Absolutismus auf das übrige Europa über. Straffe, effiziente Verwaltung, klare Hierarchien, Merkantilismus. Der Besitz von Kolonien spielte eine immer entscheidendere Rolle. Bis ins 18. Jhdt. handelte es sich meist nur um Entdeckungsfahrten, bei denen man mit den Eingeborenen Murmeln tauschte. Nun versuchte man aus den neuerworbenen Gebieten wirtschaftlichen Profit zu ziehen, die Kolonialisierung Nordamerikas begann.
Schnell etablierten sich mächtige absolutistische Staaten in Europa. England profitierte von seiner Führungsrolle auf den sieben Weltmeeren. Eine offene, urbane Gesellschaft und die wachsende Bedeutung des Parlaments ggü. der Krone ließ offne Diskussionen zu, die in Deutschland undenkbar waren.
Der Adel büßte seine Bedeutung ein, es entstand eine wohlhabende gebildete Mittelschicht. Innovationen fielen hier auf fruchtbaren Boden: der Handel mit Wertpapieren, Adam Smith, der Begrünnder des "Kapitalismus" wollte die Menschheit mit mehr Gütern versorgen, dann die Erfindung der Glühbirnbe und Dampfmaschine.
Deutschland blieb im Mittelalter hängen. Um sich vom 30jährigen Krieg zu erholen, benötigte man 50 Jahre. Kein anderer Krieg hat Deutschland so sehr zugesetzt wie dieser, während andere Staaten expandierten. Die Landkarte hatte sich kaum verändert. Noch immer zahlreiche Zollschranken
Währungen, Gesetze - und Meinungen. Das Volk blieb zerstritten, unmündig, voneinander isoliert.
Auch bildete sich im 17-18. Jhdt. keine wohlhabende Bürgerschicht heraus. Es blieb beim alten Ständesystem mit dem Adel an der Spitze.
Obwohl in der zweiten Hälfte des 18. Jhdt. der Handel zunahm und Lessing, Schiller, Goethe, Beethoven, Mozart und
Dieter Bohlen Zeugnisse der deutschen Kultur ablegten - der Einfall Napoleons zu Beginn des 19. Jahrhunderts traf Deutschland völlig unerwartet. Und konfrontierte (überforderte?) das Land mit bislang unbekannten Ideen.