Berlinaaaaaaaaale oho........

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Kim Jong Il

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Heute Abend geht es in "Dom". Mal sehen, ob die Slowaken für ein wenig mehr Kurzweil sorgen können.
 
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Kim Jong Il

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Der slowakische Beitrag "Dom" war in jeder Hinsicht eine Offenbarung im Vergleich mit dem argentinischen Langweiler vom Freitag.

Die Geschichte an sich ist zwar recht konventionell ausgearbeitet (Vater-Tocher-Konflikt, Leben in der Provinz, Schüler-Lehrer-Beziehung, Auf- und Ausbruch ins Erwachsenwerden) und erzählt, aber aufgrund der liebevollen Charakterzeichnungen der Figuren und hervorragender schauspielerischer Leistungen vermag der Film stets emotional zu berühren.

Aufgrund der ausgewogenen und durchaus nicht immer einseitig negativen Beschreibung einer auf den ersten Blick tristen Lebensrealität irgendwo im Nirgendwo der tiefsten slowakischen Provinz, erhält man einen sehr detaillierten Einblick in die Denkweise der Protagonisten, die sich immer mal wieder gerne einer kleinen Möglichkeit zum Ausbruch aus dem Alltag oder der ein oder anderen versteckten Träumerei hingeben. Und dabei trotz allem Scheiterns im Grunde genommen doch nie die Hoffnung verlieren. Hier muss man das Drehbuch wirklich sehr loben.

Der Film schafft es, eine Realität glaubhaft darzustellen, die Konflikte der Familie als authentisch erscheinen zu lassen und baut dazu keine Distanz, sondern viel Nähe und, man möchte fast sagen, Liebe, zu den einzelnen Figuren, wie schwach sie auch manchmal sein mögen, auf. Und das ist für diesen Film ganz genau der richtige gewählte Ansatz.

Meine Wertung aus diesem Grund:
7,5 von 10 Vibrationsalarmorgasmen

Das Schöne an der Berlinale ist übrigens, dass man nach der Filmvorführung, wenn man Glück hat, noch Regisseur, Schauspieler und Filmcrew im Auditorium zu sehen und hören bekommt. Die Qualität der Interviews lässt zwar meistens zu wünschen übrig, in dem Fall sogar sehr, nichtsdestotrotz kann man ja auch selber Fragen stellen. Sehr sympathischer Auftritt der Slowaken!! Die junge Hauptdarstellerin sieht live im Kino übrigens genauso süß wie zuvor auf der Leinwand aus... :zwinker3:
 
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Kim Jong Il

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Am Montag geht es in "Terrain connus". Mal sehen. Ein lakonisch-lustiger Film aus Kanada. Klingt auf den ersten Blick nicht schlecht....
 

CouchCoach

Meister Fan
Uwe Boll ist wirklich sehr amüsant. Besitzt zwar keinerlei Talent als Filmemacher, hält sich aber selbst für genial. Als einziger....

Naaaaa vor 2 Jahren hätte ich das noch blind unterschrieben. Allerdings sind Darfur und Rampage zwar handwerklich immer noch solala, inhaltlich aber schon ganz gut. Keine Meisterwerke, Rampage nicht mal sehr gut, aber Darfur hat schon was außergewöhnliches.

Bei Auschwitz bin ich zwar auch eher skeptisch, die erste gelesene Kritik liest sich aber ganz ordentlich :eek:

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CouchCoach

Meister Fan
Ich hab' noch nie einen Film von dem gesehen - lohnt sich das wirklich? :floet:

Rampage nur ungeschnitten und auch nur wenn man eine solche Art Film mag.

Darfur lohnt sich aber wirklich, besser kann man so einen Film, zu diesem Thema, kaum drehen. Starker Magen vorausgesetzt, denn das wird alles ungeschönt und erschreckend realistisch dargestellt das man eigentlich nur noch wegsehen will. Also für einen selber durchaus entlarvend.
Kein Film den man mögen wird, fast dokumentarisch, mit einer extrem albernen Actioneinlage, aber insgesamt halte ich den Film für absolut wichtig. Das ich sowas mal über Uwe Boll schreiben würde.

Seine restlichen Filme sind aber allesamt ganz, ganz großer Scheißdreck :floet:
 
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Kim Jong Il

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"En terrains Connus" aus Kanada hat mir ebenfalls sehr gut gefallen.

Der Regisseur Stephane Lafleur hat wirklich Talent. Lakonisch und leicht ins fantastisch gehende intelligent gemachte Familiengeschichte, die vor allem aufgrund der sehr guten Einfälle überzeugen kann. Originelle Kameraeinstellungen, kurz angebundener hintergründig-lakonischer Humor, hervorragende Hauptdarsteller und ein weit überdurchschnittlicher Score machen diesen Film absolut bemerkenswert. Er erinnerte in manchen Passagen ein wenig an "Fargo". Insbesondere wie die Hauptdarstellerin ihre Rolle angelegt hatte, konnte man mit Frances McDormand im Cohen-Klassiker vergleichen. Der Einfall mit dem "Mann aus der Zukunft", der die Spannung aufbaut, den Kapitelunfällen, den wunderbar schräg-lustigen Bilder einer kanadischen Dorfwinterlandschaft und die zerbrochene Familie, die sich trotz des ständigen gegenseitigen Nichtverstehens irgendwie doch immer wieder noch zusammenraufen will.

Meine Wertung
7,5 (vielleicht sogar 8) von 10 im Wind flatternden blauen Gummiriesenmännchen


Leider hat das mit Karten für das "Nietzschepferdchen" heute nicht geklappt. Ausverkauft! Aber am Sonntag startet ein neuer Versuch!!!
 
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Kim Jong Il

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So, gestern mal ein spontanes Berlinale-Erlebnis. "Karen llora en el bus" (Karen weint im Bus) aus Kolumbien.

Ja, was soll ich sagen, am Ende war ich den Tränen nahe. Weil der Film, den man eigentlich mögen müsste, mir dermaßen auf den Sack gegangen ist. Der Grund dafür ist, dass die eigentlich interessante Geschichte einer jungen Frau, die nach 10 Jahren aus ihrer Ehe aussteigt und ihr Leben alleine von vorne beginnen möchte, derart vorhersehbar, klischeehaft und vor allem auch noch auf unzählige unglaubwürdige Zufälle aufbauen, angelegt ist, dass man den Film am Ende einfach nicht mögen kann. Am Ende kommt man sich vor wie in einer emanzipatorisch angelegten Version vom Aschenputtel. Keine Substanz, kein Inhalt, nur Phrasen und wohlfeil zusammengeschusterte Handlungsfetzen. Sehr schade, denn die ausgezeichnete Hauptdarstellerin hätte mit einem besseren Drehbuch einen richtig guten Film alleine tragen können.

Meine Bewertung fällt dementsprechend bescheiden aus:
5 (mit viel Wohlwollen, sonst 4,5) von 10 abgewetzten Jacketgags
 
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Kim Jong Il

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Auf den Sonntag freue ich mich sehr. Da geht es in den "Nietzschepferdchenfilm". Habe schon die ersten Kritiken gehört. Entweder man hasst ihn oder man liebt ihn. Einige schreiben sogar von Meisterwerk. Sind ja auch nur 142 Minuten eines in Schwarzweiß gedrehten, mit vielen langsamen Szenen versehenen und fast gänzlich ohne Dialoge auskommenden ungarischen Autorenfilms....

Cineastischer "Hard Stuff"!! :spitze: :hammer: :fress:
 
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Kim Jong Il

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So, heute in "A torinói ló" ("Das Turiner Pferd") gewesen.

Hatte mit Rindiana vor Beginn des Films gewettet, dass ca. 20% der Zuschauer vor Filmende das Kino verlassen werden. Es sind zwar tatsächlich einige vorher gegangen, ganz so viele wie ich erwartet hatte, waren es dann aber doch nicht. Haben sich wohl nicht getraut, weil der Film gestern Abend den Silbernen Bären gewonnen hatte. Da möchte man sich ja nicht als angeblicher Kunstbanause outen.

Zur Qualität des Films kann man nur sagen, Hut ab! So eine gute Bildsprache erlebt man nur selten. In ewig langen Einstellungen gelingt es dem Regisseur Béla Tarr eine Stimmung einzufangen, die aufgrund ihrer Metaphorik packt und berührt zugleich, und dabei fast gänzlich ohne Dialoge auskommt. Das ist wahre Filmkunst.

Insgesamt erinnert der komplett in Schwarzweiß gehaltene Film in seiner apokalyptischen und destruktiven Weltsicht stark an die Literatur von Thomas Bernhard. Ein nicht enden wollender Sturm, ein Pferd, das nicht mehr fressen möchte, ein ausgetrockneter Brunnen und am Ende auch noch das Versiegen der Lichtquelle, Menschen, bei denen der ewige Stumpfsinn regiert und die aus ihrem Elend nicht ausbrechen können, das ist die sich ständig wiederholende Welt, die hier beschrieben wird. Eine Welt, die dem Untergang geweiht ist und in der alles verdirbt.

Sicherlich ist das kein Mainstreamfilm. Viele Zuschauer werden mit den langamtigen - der Film dauert 142 Minuten - sich scheinbar ständig wiederholenden Szenenabfolgen nichts anfangen können. Dabei ist das Ganze in sich sehr schlüssig und eine Handlungsentwicklung in Richtung Untergang, mit jeweils fein nuancierten Szenenvariationen, klar erkennbar.

Meine Bewertung fällt dementsprechend positiv. Vielleicht nicht ganz ein Meisterwerk, aber nahe dran:

8,5 von 10 im Sturm dahertrabenden Nietzschepferdchen

"A torinói ló" hätte durchaus auch den Goldenen Bären verdient gehabt. Kenne den Siegerfilm "Jodaeiye Nader az Simin" (Nader und Simin, Eine Trennung)" aus dem Iran nicht, denke aber, dass der fürs normale Publikum sicherlich deutlich leichter zugänglich ist. Und ein solcher Film gewinnt normalerweise am Ende auch den Wettbewerb.

Heute Abend schaue ich mir noch die Vorführung der Preisträgerfilme im Kurzfilmwettbewerb an. Dann war's das für 2011 mit der Berlinale. Sehr schade. Eine großartige Veranstaltung!! :spitze: :spitze:
 
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Kim Jong Il

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Überaus interessanter Regisseur, dieser Bela Tarr: http://de.wikipedia.org/wiki/Bela_Tarr

Neben Jesse Richards, Fred Kelemen oder IJ.Biermann nannte etwa der amerikanische Filmemacher Gus Van Sant die Begegnung mit Tarrs Filmen häufig als wichtigen Einfluss auf sein eigenes Schaffen, speziell auf die Filme ab Gerry, als Van Sant begann, in langen ungeschnittenen Einstellungen und mit Zeitverschiebungen zu erzählen. Van Sants Elephant bedient sich erklärtermaßen der gleichen Erzähldramaturgie wie Satanstango. Tarrs Filme kämen den tatsächlichen Rhythmen des Lebens so nahe, dass Van Sant das Sehen der Filme mit dem Sehen der Geburt eines "neuen Kinos": "[Béla Tarr] ist einer der wenigen wirklich visionären Filmemacher."[2]

Werde ich mir merken. Mal sehen, ob man irgendwie an seine anderen Filme herankommt.
 
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Kim Jong Il

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Insbesondere den möchte ich mal schauen:
Alle seiner Filme ab Verdammnis (1988) entstanden in Zusammenarbeit mit dem Schriftsteller László Krasznahorkai. Großes internationales Aufsehen erregte seine Verfilmung von Krasznahorkais Roman Satanstango, ein 415-minütiger Schwarzweißfilm, an dem Tarr rund sieben Jahre lang arbeitete. Der Film ist eine äußerst wortgetreue Adaption von Krasznahorkais gleichnamigem Roman. Tarr betonte stets, dass der Film genau die gleiche Zeitspanne dauert, die man benötige, um den Roman zu lesen, siebeneinhalb Stunden. Satanstango hatte seine Premiere im "Forum" der Berlinale 1994 und wird seitdem von vielen Kritikern und Filmemachern in Europa und Amerika zu den wichtigsten Filmen der 1990er Jahre gerechnet.
Dagegen ist "Das Turiner Pferd" wohl Kindergeburtstag!! :zahn:
 
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Kim Jong Il

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Es ist mal wieder Zeit für meinen Lieblingsthread!

Zur 62. Berlinale wird es voraussichtlich in vier bis fünf Filme gehen. Bin heute schon für die ersten Tickets angestanden.

Es beginnt morgen mit "Cesare deve Morire" (| Berlinale | Programm | Programm) und geht am Montag mit "Death for Sale" (| Berlinale | Programm | Programm) weiter.

Danach sollen auf jeden Fall noch "Paziraie Sadeh" (| Berlinale | Programm | Programm) und "Fon Tok Kuen Fah" (| Berlinale | Programm | Programm) folgen. Der thailändische Film scheint mir ziemlich durchgeknallt zu sein. Sehr interessant, könnte lustig werden....
 
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