Lügenpresse

Cashadin

Moderator
Teammitglied
Zumindest die Geschichte bezüglich dem Graffitti in Syrien klang damals schon ziemlich seltsam, weil es eine ähnliche Geschichte schon ein paar Jahre zuvor gab die dann aber recht schnell widerlegt wurde.
 

gary

Bekanntes Mitglied
Einzelfall oder ist sowas weiter verbreitet?

Bedauerlicher Einzelfall. Bezieht sich selbstverständlich auf diesen jungen "Kollegen", der in dem System nicht mitmachen wollte :zwinker3:
Die gespielte Entrüstung der Spiegel-Führung ist natürlich auch putzig.
Ebenso wie die der renommierten Organisationen, die für offensichtlich aufgehübschte "Investigativ-"Stories Preise verliehen haben.
 

Wuschel

Bekanntes Mitglied
Ehrenwert dass der Spiegel dies offenlegt allerdings muss man diese "Abrechnung" mit viel Pomp und die Art und Weise selber noch eine Riesenstory daraus zu machen nicht unbedingt mögen...
 

p.G.

Corona-Gekränkt
Ich hab vor vielen Jahren aufgehört. den Spiegel regelmäßig zu lesen, weil ich ein großes Glaubwürdigkeitsproblem mit dem Magazin hatte. Dass auf so banale Weise dort Stories erfunden werden, hätte ich allerdings auch nicht erwartet.
Die Opferrolle, die sich der Spiegel in dem Artikel gibt, mag in dem Fall so stimmen, meistens stinkt der Fisch aber nicht vom Schwanz.


Mir ist beim Lesen allerdings etwas bewusst geworden, was ich bisher nicht so konkret erkannt hatte: Ich kann mit dieser Belletristik im Journalismus nichts anfangen. Was interessiert es mich, ob das Mädchen ein Lied gesungen hat? Was interessiert mich, was der Grenzschützer auf seine Hände tätowiert hat? Ob Kaepernicks Mutter am Telefon lachte oder weinte?
Wenn ich drüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich diese Absätze immer überfliege, weil ich sie so belanglos finde. Diese unnötigen Portraits, diese Charakterstudien, die geschriebenen Bilder... was soll das bringen? Welchen journalistischen Mehrwert hat das? Gibt es nicht genügend Fakten, nach denen man recherchieren könnte?
 

jokie

Bekanntes Mitglied
Ich hab vor vielen Jahren aufgehört. den Spiegel regelmäßig zu lesen, weil ich ein großes Glaubwürdigkeitsproblem mit dem Magazin hatte. Dass auf so banale Weise dort Stories erfunden werden, hätte ich allerdings auch nicht erwartet.
Die Opferrolle, die sich der Spiegel in dem Artikel gibt, mag in dem Fall so stimmen, meistens stinkt der Fisch aber nicht vom Schwanz.


Mir ist beim Lesen allerdings etwas bewusst geworden, was ich bisher nicht so konkret erkannt hatte: Ich kann mit dieser Belletristik im Journalismus nichts anfangen. Was interessiert es mich, ob das Mädchen ein Lied gesungen hat? Was interessiert mich, was der Grenzschützer auf seine Hände tätowiert hat? Ob Kaepernicks Mutter am Telefon lachte oder weinte?
Wenn ich drüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich diese Absätze immer überfliege, weil ich sie so belanglos finde. Diese unnötigen Portraits, diese Charakterstudien, die geschriebenen Bilder... was soll das bringen? Welchen journalistischen Mehrwert hat das? Gibt es nicht genügend Fakten, nach denen man recherchieren könnte?

:fress:
 

Vatreni

Hrvatska u srcu!
Die gespielte Entrüstung der Spiegel-Führung ist natürlich auch putzig.
Ebenso wie die der renommierten Organisationen, die für offensichtlich aufgehübschte "Investigativ-"Stories Preise verliehen haben.
Ja, da haben halt alle Kontrollmechanismen versagt. Wobei in dem Artikel ja aufgezeigt wird dass es diese so ja gar nicht gibt und jeder was erfinden könnte. Die Dokumentation prüft ja nur ob Entfernungen stimmen, die Orte tatsächlich existieren. Ob dort dann drei Kirchen stehen oder nur eine oder ob Straße xy existiert geht ja anscheinend bereits zu weit. Den Organisationen kann man insofern kaum einen Vorwurf machen, da sie davon ausgehen dass Kontrolle bereits vorher stattfindet. Aber ok, vielleicht hätte die ein oder andere Story ja doch Fragezeichen aufwerfen können. Ansonsten stimme ich p.G. zu dass es mir egal ist ob die Person da Lieder singt oder ob da ein passendes Lied aus der Box kommt. Ich frag mich da auch desöfteren nach der Relevanz. Aber natürlich wird das dann irgendwie runder, das versteh ich schon. Aber wenn das immer und immer wieder in den Artikeln des Autors vorkommt hätte man da vielleicht auch schon mal ein Muster erkennen können. Denn das jedes mal das passende Lied herumträllert ist dann doch irgendwie unglaubwürdig.
 

Stan-Kowa

Leide an Islamintoleranz
Ich hab vor vielen Jahren aufgehört. den Spiegel regelmäßig zu lesen, weil ich ein großes Glaubwürdigkeitsproblem mit dem Magazin hatte. Dass auf so banale Weise dort Stories erfunden werden, hätte ich allerdings auch nicht erwartet.
Die Opferrolle, die sich der Spiegel in dem Artikel gibt, mag in dem Fall so stimmen, meistens stinkt der Fisch aber nicht vom Schwanz.


Mir ist beim Lesen allerdings etwas bewusst geworden, was ich bisher nicht so konkret erkannt hatte: Ich kann mit dieser Belletristik im Journalismus nichts anfangen. Was interessiert es mich, ob das Mädchen ein Lied gesungen hat? Was interessiert mich, was der Grenzschützer auf seine Hände tätowiert hat? Ob Kaepernicks Mutter am Telefon lachte oder weinte?
Wenn ich drüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich diese Absätze immer überfliege, weil ich sie so belanglos finde. Diese unnötigen Portraits, diese Charakterstudien, die geschriebenen Bilder... was soll das bringen? Welchen journalistischen Mehrwert hat das? Gibt es nicht genügend Fakten, nach denen man recherchieren könnte?

Vielleicht wünscht sich der ein oder andere Journalist er wäre Romanautor?
 

p.G.

Corona-Gekränkt
Doch nach der Überschrift kommt etwas völlig anderes. Es kommt ein Text, der für einen Außenstehenden völlig unerklärlich ist und Insider fassungslos machen muss. „Kurz vor dem Ende seiner Karriere kommen sich Glanz und Elend im Leben des Claas Relotius einmal ganz nah“, steht da. Ein sehr schöner Satz. Ein Romansatz. Der passende Einstieg in eine Reportergeschichte, in der wir die Büronummer von Claas Relotius erfahren und nach einer 40.000 Anschläge oder 20 Din-A4-Seiten langen Reise durch Relotius‘ beste Fake-Reportagen wiederum mit einem schönen Satz verabschiedet werden. „Und wenn es ihm gefällt, wie in ‚Jaegers Grenze‘, dann lässt er seine Hauptfigur auch einmal schießen, mit einem Sturmgewehr, mit scharfer Munition, in die Nacht hinein, einfach so, und weil es an den Schluss seines Märchens gerade so gut passte“, schreibt Fichtner. So endet ein Text, der als Nachricht angekündigt wurde, mit einem Märchen. Die W-Fragen sind irgendwo in dieses Stück verwoben, die Entschuldigung eingebaut zwischen Gefühlen und Beobachtungen des Reporters Ullrich Fichtner.

https://www.salonkolumnisten.com/fuehlen-was-sein-koennte/
 

gary

Bekanntes Mitglied
Ja, da haben halt alle Kontrollmechanismen versagt.

Und das nicht nur beim Spiegel und anderen Medien, wo er Artikel veröffentlichte (u.a. auch mal Zeit, Süddeutsche, FAZ und TAZ), sondern auch bei den Organisationen, die ihn für mehrere Artikel mit renommierten Preisen ehrten.

Jetzt machen der Spiegel und Juan Moreno, der es aufdeckte, eine große Geschichte daraus und feiern sich quasi selbst für ihre Transparenz.
Der Moreno sagt allerdings allerdings auch auf einem Video beim Spiegel, dass es schwer war, die Spiegel-Führung vom Betrug ihres Starreporters zu überzeugen. Am Ende blieb ihnen wohl keine andere Wahl, als in die Offensive zu gehen.

p.G. schrieb:
Ich kann mit dieser Belletristik im Journalismus nichts anfangen. Was interessiert es mich, ob das Mädchen ein Lied gesungen hat? Was interessiert mich, was der Grenzschützer auf seine Hände tätowiert hat? Ob Kaepernicks Mutter am Telefon lachte oder weinte?

Stimmt. Das habe ich erst vor ein paar Tagen bei einem anderen Qualitätsmedium wieder gedacht.
Diese Art der Schreibe ist auch durch Journalistenschulen bedingt. Man findet sie überall. Selbst (?) in ÖR-Nachrichtensendungen. Wo in 3-Minuten Berichten häufiger noch ähnlich klischeehafte Beschreibungen einfließen, die ins Belletristische abschweifen. Und natürlich auch gewollt bestimmte Bilder und Vorstellungen im Kopf erzeugen. In manchen Fällen vielleicht sogar Fakten verwässern oder mindestens in den Hintergrund drängen.

Und dieses gibt es wiederum nicht nur im politischen Bereich. Bei Sportberichten fällt es mir auch oft genug negativ auf.
 
E

Eiscat

Guest
Oh da hat irgend so ein Internetfreak ein altes Gedicht für den Spiegel geschrieben äh gefunden....

W.Busch

Kritik des Herzens

Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich,
So hab' ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;

Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;
Auch schnapp' ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern Kritiküssen;

Und viertens hoff' ich außerdem
Auf Widerspruch, der mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz famoses Haus.
 
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