Statistiken erzählen oft nur die halbe Wahrheit. Da stehen in der Auswärtstabelle der Bundesliga hinter dem auf Platz 18 gerutschten FSV vier Zähler. Sieben Niederlagen in neun Spielen. Das suggeriert: Chancenlosigkeit. Wer die Spiele der Mainzer gesehen hat, mag diese Bilanz kaum glauben. Zuletzt brachten die 05er den FC Bayern München und auch Werder Bremen, die beiden stärksten Heimteams der Liga, in arge Bedrängnis. Den guten Auftritten in fremden Stadien fehlten oft allerdings die letzte Konsequenz und die Konstanz in der Leistung über die gesamte Spielzeit, so dass die Mainzer stets mit Komplimenten, aber nicht mit Punkten nach Hause fuhren.
Vor dem Auswärtsspiel beim Hamburger SV arbeiten die 05er deshalb auch am Glauben, diese Zwischenbilanz verbessern zu können. Auch wenn dies in Hamburg eine anspruchsvolle Aufgabe ist. Der HSV hat sich, getragen von einer großen Welle der Euphorie, in die Spitzengruppe der Bundesliga gespielt. In der heimischen AOL-Arena trübt eigentlich nur die Niederlage gegen den VfL Wolfsburg im Oktober (0:1) die Heimstatistik. Zuvor fügten sie dem FC Bayern München die bisher einzige Saisonniederlage zu und gewannen danach auch die fünf folgenden Heimspiele bis heute.
Garant für diesen Aufschwung ist – trotz aller Offensivkünste unter anderem des derzeit verletzten Rafael van der Vaart – die Defensive um die kantigen Zentrumsverteidiger Daniel van Buyten und Khalid Boulahrouz, die in der Hinrunde nur zehn Gegentreffer zuließ. In der Winterpause untermauerte der HSV seine internationalen Ansprüche durch zwei weitere Transfers. Von Ajax Amsterdam kam Nigel de Jong als neue Defensivzentrale im Mittelfeld und Ailton aus Istanbul für den Angriff. Der Brasilianer allerdings wird nach seinem in der Partie bei Hannover 96 erlittenen Kieferbruch lange ausfallen.
Die 05er wollen gegen den hoch favorisierten Gegner ihr mutiges Spiel durchziehen. „Der HSV verfügt über große Qualität im Kader. Aber er bietet auch die Chance auf Räume, die wir uns erarbeiten und nutzen wollen“, sagte 05-Coach Jürgen Klopp am Donnerstag in der Pressekonferenz. Wenig repräsentativ sei im Vergleich die Partie gegen Arminia Bielefeld gewesen, bei der die Offensivabteilung ja unter akuter Raumverdichtung litt. „Auch da hatten wir Lust auf Abschlüsse, aber wir konnten es nicht umsetzen“, so Klopp. Die Bielefeld-Partie soll als singuläres Ereignis abgehakt werden.
Welches Personal nun am Samstag bei der Raumerarbeitung tätig wird, entscheidet sich erst am Freitag. Benjamin Weigelt hat seine Adduktorenverhärtung auskuriert. Auch Otto Addo trainierte am Donnerstag wieder mit der Mannschaft, als ultimativer Belastungstest dient aber erst die Abschlusseinheit am Freitagmittag (13.30 Uhr). Sicher fehlen werden Petr Ruman (Bandscheibenvorfall), Fabian Gerber, Conor Casey (beide Aufbautraining) sowie der frisch operierte Dimo Wache.