Viel Lob geerntet, aber keine Punkte
Vor den 90 Minuten in der AOL-Arena posierte Kurt Jara - freundlich lächelnd - mit dem HSV-Maskottchen „Hermann" an alter Wirkungsstätte. Auch nach der bitteren, weil unnötigen und unglücklichen 1:2 (0:2)-Niederlage des 1. FC Kaiserslautern beim Hamburger SV gab sich der FCK-Trainer freundlich, fast gönnerhaft und nur ein „bisserl" enttäuscht: „Niederlagen tun immer weh. Hier in Hamburg nicht ganz so viel, zumal wenn ein sympathischer Trainer wie Thomas Doll der Gegner ist." Der Auftritt, die Spielweise seiner Mannschaft, hatten den Österreicher angenehm überrascht. Nur das Ergebnis war so gar nicht nach Jaras Geschmack. „Wir haben unsere Chancen nicht entsprechend ausgenutzt, ansonsten war es ein hervorragendes Spiel. Ich habe die Woche über meiner Mannschaft diese spielerische Leistung ehrlich gesagt nicht zugetraut", sagte Kurt Jara nach dem Ende der Lauterer Erfolgsserie.
Der Auftritt des FCK begeisterte - abgesehen vom Resultat - den Vereinschef. „Hervorragend gespielt, mit die beste Leistung unserer Mannschaft überhaupt", lobte René C. Jäggi. Und erntete Widerspruch. „Lieber schlecht spielen und gewinnen", grantelte Ingo Hertzsch, der Ex-Hamburger.
Eine ähnliche Fußball-Philosophie vertritt Ioannis Amanatidis. „Ich bleibe dabei, was ich immer sage: Lieber schlecht spielen und gewinnen als das! Ich hab"s nach dem Rostock-Spiel ja schon gesagt: Wir haben schlecht gespielt, aber unsere Chancen genutzt und gewonnen. Heute haben wir hervorragend gespielt, aber unsere großen Chancen ausgelassen. Wichtig gewesen wäre, dass die Null steht. Denn ein Tor machen wir immer", haderte der griechische Nationalspieler.
„Schade, Timo Wenzel war dran. Aber man kann ihm keinen Vorwurf machen, der Stürmer hatte es näher, an den Ball zu kommen", beschrieb Ingo Hertzsch die Schlüsselszene, die Takahara nutzte, um den Spielverlauf per Kopf auf den Kopf zu stellen. Unglücklich auch das zweite Hamburger Tor nach einem Pfostenkracher Daniel van Buytens. „Ich war fast noch dran", haderte Thomas Riedl, dass er die Kugel nicht getroffen, nicht mehr aus der Gefahrenzone bekommen hatte. Die Niederlage aber wird den FCK nicht umwerfen, versicherte der Dauerläufer trotz aller Enttäuschung. „Wir müssen hier einfach unsere Tore machen, unsere Chancen nutzen, in Führung gehen. Welche Chancen wir heute ausgelassen haben ...", klagte „Tommy" Riedl.
„Eine unnötige Niederlage", konstatierte Ingo Hertzsch. „Wir hätten unsere Chancen besser nutzen müssen, das war das einzige Manko in einem wirklich guten Spiel", befand der Innenverteidiger.
Stark aufgetrumpft hat Halil Altintop. Einen Scharfschuss hätte der angehende türkische Nationalspieler vor der Pause um ein Haar in den Giebel genagelt, einen Distanzschuss hämmerte der Rackerer und Ackerer an die Torlatte, dann endlich gelang dem 22-Jährigen sein Tor. „Stürmer werden an Toren gemessen. Ich wurde in den letzten Wochen als Vorbereiter gefeiert, wir haben gewonnen, wir haben gepunktet. Heute habe ich endlich getroffen, aber wir haben leider verloren", bemerkte Altintop. Für ihn war"s ein Wechselbad der Gefühle, weil er mit leeren Händen in die Kabine stapfte: „Ich meine, wir haben ganz gut agiert. Wir hatten viel Pech, dass wir die zwei, drei Chancen am Anfang nicht genutzt haben."
„Das 2:0 hat uns Sicherheit gegeben", frohlockte Thomas Doll, der Trainer des Hamburger SV, der seinen Höhenflug fortsetzte. Dass er sich letztlich für Almami Moreira und gegen Mehdi Mahdavikia entschieden hatte, sah der Coach durch den Treffer Moreiras, vor allem aber durch dessen starke Leistung belohnt und gerechtfertigt. „Moreira hat ein Klassespiel gemacht", schwärmte Doll, hatte aber Mitgefühl mit dem aus taktischen Gründen auf der Ersatzbank schmorenden Mahdavikia. Doll: „Es ist eine lange Saison, da brauchen wir jeden. Es freut mich aber für den Kleinen, dass er solch ein tolles Spiel gemacht hat; denn Moreira hatte ja hier in Hamburg einen sehr schweren Stand." Das Positive aus dem Spiel mitnehmen, sich am spielerischen Fortschritt erfreuen, lauten Kurt Jaras Rat und Trost für seine Mannschaft. „Wir müssen den Kopf nach dieser Leistung bestimmt nicht in den Sand stecken", meinte Thomas Riedl. Ioannis Amanatidis: „Gegen Wolfsburg müssen wir versuchen, die Leistung zu wiederholen und unsere Chancen besser zu nutzen." Horst Konzok
ron.de