Tannenbaum, Raute, Reihe. Geht es nach Jürgen Klopp, dann sollen seine Wahl aus den denkbaren taktischen Formationen des 1. FSV Mainz 05 im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag (15.30 Uhr) keinen Einfluss auf das Ergebnis haben. Die Fans sollen vor allem eine wild entschlossene Mannschaft zu sehen bekommen.
Nicht, dass Jürgen Klopp plötzlich das Interesse an der taktischen Tüftelei verloren hätte. Im Gegenteil. Durch die verbesserte Personalsituation und die nach ihren Verletzungen zurückgekehrten Conor Casey, Petr Ruman oder Fabian Gerber bieten sich den Mainzern neue Varianten der taktischen Ausrichtung. Die Umstellung aus der Partie gegen Borussia Dortmund, als Michael Thurk erstmals in einer Rolle hinter zwei Spitzen auflief, könnte durchaus eine Wiederholung erfahren.
Der Mainzer Trainer ließ in der Pressekonferenz am Donnerstag die Frage der Journalisten nach seiner bevorzugten Variante unbeantwortet. „Der Spielausgang wird am Samstag nichts mit dem System zu tun haben. Egal welches System wir spielen sollten, werden die Abläufe bekannt sein. Wir können uns nicht hinter einem System verstecken“, sagte Klopp. „Erfolgreich zu sein wird eine Frage der Interpretation des Systems. Wir wollen den Gegner unter Druck setzen und beeindrucken. Der Gegner darf nur das machen, was wir gestatten. Wir wollen große Dominanz auf den Platz bringen.“
Potenzial offen gelassen
In Dortmund war dies seinem Team nur mit zeitlicher Verzögerung gelungen – nach dem Seitenwechsel. „Die Partie in Dortmund war ein Anfang, aber wir haben da einiges an Potenzial offen gelassen und nehmen die zweite Halbzeit eher als Maßstab als die erste“, sagte Klopp. Vor der Pause gestatteten die Mainzer dem Gegner zwar nicht viele Offensivaktionen, insgesamt aber doch noch zu viel Raum. Zudem kam das eigene Spiel nach vorne nicht in die Gänge. Diese Anlaufschwierigkeiten soll es am Samstag nicht geben. „Wir wollen niemandem die Chance geben gegen uns ruhig ins Spiel zu finden. Sobald der Anpfiff ertönt ist wollen wir überall auf dem Platz die Zweikämpfe suchen, finden und gewinnen“, so der Trainer. Seinem Team solle man in jeder Phase anmerken, dass es um die Existenz in der Bundesliga gehe.
Gegner Borussia Mönchengladbach, in der vergangenen Saison noch Konkurrent der 05er im Abstiegskampf, hat sich dieser Sorgen bereits entledigt. Stolze 33 Punkte hat die Borussia nach 24 Spieltagen gehamstert. Weil nur vier Teams die Liga an der Spitze dominieren, ist diese Ausbeute in dieser Saison gleichbedeutend mit der reellen Perspektive auf einen UEFA-Pokalplatz, wenn auch in Konkurrenz mit fünf anderen Klubs. Eine Wohltat für den Klub, den in den vergangenen Jahren gleichermaßen sportliche wie wirtschaftliche Sorgen plagten. Vom gestiegenen Selbstbewusstsein der Borussen überzeugte sich Jürgen Klopp am vergangenen Sonntag vor Ort beim 2:0-Heimsieg der Mönchengladbacher gegen Arminia Bielefeld. „Die Mannschaft macht einen ruhigen, selbstbewussten Eindruck und hat alles, was eine gute Mannschaft braucht“, so Klopp.
Große Gemeinschaftsaktion
Dass es bei den 05ern in den vergangenen Wochen weit weniger harmonisch zuging, soll nun zusätzliche Energie im Abstiegskampf freisetzen. Die Mannschaft hat sich ausdrücklich auf die Mission eingeschworen und setzt voll auf die Unterstützung der Fans. „Statt über Taktik zu reden, betone ich lieber noch einmal, wie wichtig es für uns ist, dass wir aus dieser Geschichte eine große Gemeinschaftsaktion von Mannschaft und Fans machen“, sagte Klopp am Donnerstag. Ein Erfolg im diesjährigen Abstiegskampf wird auch davon abhängen, ob den Fans dieser Schulterschluss wieder gelingt…
Auf einen Spieler können sich die Mainzer Fans auch in den kommenden Jahren wohl freuen. Keeper Christian Wetklo will am Freitag seinen im Sommer auslaufenden Vertrag bei den 05ern für beide Ligen verlängern. Es kann nicht schaden, im Abstiegskampf den Kopf frei zu haben. Wetklo wird am Samstag erneut den am Knie verletzten Dimo Wache vertreten. Fehlen wird Benjamin Weigelt, der beim Spiel in Dortmund die fünfte Gelbe Karte sah. Dennis Weiland konnte aufgrund einer Knöchelprellung zuletzt nicht trainieren, Toni da Silva ist erkrankt, soll aber am Freitag wieder dabei sein. Petr Ruman könnte nach langer Verletzungspause erstmals wieder zum Einsatz kommen. Nach dem Abschlusstraining wird dann auch Trainer Jürgen Klopp wissen, welches Personal ihm zur Verfügung steht um seine taktischen Ideen umzusetzen.