24.03.2006:
Hamburger Morgenpost
Risiko! Muss Doll Jarolim bremsen?
Seine Gier ist grenzenlos. Nur die kühnsten Optimisten räumen David Jarolim eine ernsthafte Einsatzchance für den morgigen Auftritt gegen Borussia Dortmund ein. Chef dieser Fraktion ist allerdings der Tscheche selbst. Und so könnte Thomas Doll eine seiner schwersten Entscheidungen überhaupt bevorstehen: Lässt er den angeschlagenen Nationalspieler ran - oder allein seine eigene Vernunft walten?
Eigentlich war Jarolim längst weg vom Fenster. Muskelfaserriss im Oberschenkel lautete die erste Diagnose, drei Wochen Zwangspause die Aussicht. Die überraschende Wende folgte am Mittwochabend: Der 26-Jährige leidet nur unter einer Verhärtung. Doll hat ihn dennoch nicht so richtig auf dem Zettel. "Es sieht eher so aus, dass Piotr Trochowski spielt", erklärt der Trainer. "Nicht, dass David sich beim ersten Sprint den Muskel reißt." Eine klare Ansage. Doch da hat Doll wohl die Rechnung ohne den unfassbaren Ehrgeiz des Tschechen gemacht ...
Jarolim denkt gar nicht daran, sich in sein Schicksal zu fügen. "Ich will unbedingt kicken, vielleicht entscheiden wir uns auch erst am Spieltag", bekräftigt er. Und: "Sollte der Schmerz, den ich spüre, nur gering sein, dann beiße ich die Zähne zusammen!"
Genau da liegt Dolls Problem: Muss er den aus HSV-Sicht nahezu unverzichtbaren Mittelfeldkämpfer womöglich ausbremsen und vor Schlimmerem bewahren? Nicht auszudenken, Jarolims Fasern würden wirklich reißen. Dann müsste Hamburg seine "Rennmaus" für mehrere Wochen ersetzen. Das wäre gerade hinsichtlich des wegweisenden Schlagerspiels auf Schalke (2. April) verheerend.
Das riskante Spiel mit Jarolim - für Doll ein Gewissenskonflikt. "Es ist unser großes Ziel, dass Jaro bis zum Schalke-Spiel fit ist", erklärt der Trainer. Jarolim sieht das noch anders. Bereits heute will er während einer Laufeinheit die Grenzen seiner Belastbarkeit austesten. Hoffentlich wird ihm sein Ehrgeiz diesmal nicht zum Verhängnis.
>Das nenne ich mal Einsatz
Doch würde ich lieber kein Risiko eingehen-nächste woche brauchen wir ihn