FCK wirft den Sieg weg
FUSSBALL: Gut und erfolglos - Brutale Lektion - Drei Punkte verschenkt
NÜRNBERG (zkk). 1 Chancen und 8:3 Ecken für den FCK, der Nürnberger Torhüter Raphael Schäfer der beste „Club"-Spieler. Aber gewonnen hat der 1. FC Nürnberg, der 1. FC Kaiserslautern sitzt nach dem bitteren 2:3 (1:1) auf einem Abstiegsplatz fest.
Ostersonntag, 19.18 Uhr: „So sehen Sieger aus", hallt es aus den Lautsprechern. Der „Club" feiert den Klassenerhalt, der FCK hat das Standbein schon in der Zweiten Liga! Die Hoffnung stirbt ratenweise. Immer und immer wieder die Durchhalteparole: das nächste Mal. Nächstes Mal ist irgendwann das letzte Mal ...
Mit Daniel Halfar und Sebastian Reinert zwei 18-Jährige, mit Florian Fromlowitz und Fabian Schönheim zwei 19-Jährige in der Startelf, dazu das 22 Jahre junge Bundesliga-Greenhorn Axel Bellinghausen - so viele Junge, das ist Chance und Risiko, Stärke und Schwäche. Mit jungem Schwung begeisterte die Lauterer Rumpfelf. Mangelnde Routine und fehlende Cleverness aber ließen die Elf in eine folgenschwere Niederlage rennen.
24 ist Mathieu Beda. Das 0:1 hat der Abwehrchef anfängerhaft verursacht, eine Reinhardt-Flanke, die eine kleine Ewigkeit unterwegs war, brutal falsch berechnet. Robert Vittek war ein dankbarer Abnehmer: Sein zwölfter Saisontreffer in der 12. Minute.
In der 62. Minute egalisierte Thomas Paulus aus 17 Metern nach einer verunglückten Bellinghausen-Kopfballabwehr. „Den hat er zu spät gesehen", entschuldigte Co-Trainer Wolfgang Funkel die missglückte Rettungstat Fromlowitz" vor dem 2:2. Drei Minuten vor dem Ende der Keulenschlag: Gerade noch hat „Club"-Torwart Schäfer eine große Mikic-Chance vereitelt, die Ecke ist ohne Wirkung, da setzt der überragende Tormann einen weiten Abschlag ab, Markus Schroth gewinnt das Kopfballduell gegen Schönheim, Bellinghausen sieht sich überrascht, steht falsch, Vittek startet, Fromlowitz stürzt aus seinem Tor, Vittek hebt die Kugel über den Keeper, das Löschkommando Beda und Ingo Hertzsch kommt zu spät: 3:2! „Da muss ,Floh" im Tor bleiben! Aber er ist jung - und lernt", urteilt Co-Trainer Funkel.
„Wir haben Robert Vittek die zwei Tore geschenkt", grollt der grippekranke FCK-Trainer Wolfgang Wolf am Ende. Die Cleverness des 24 Jahre alten Slowaken fehlte Daniel Halfar in der 70. Minute. Da hatte sich der Dribbelkönig den Ball kurz vor dem Sechzehnmeterraum erbeutet, stürmte in den Strafraum, hob den Ball aber Torwart und Tor - eine tausendprozentige Chance!
Die Weichen schienen auf Sieg gestellt, als der überragende Halil Altintop mit seinen Saisontoren 17 und 18, für die Lauterer 2:1-Führung gesorgt hatte. In der 20. Minute traf der dynamische Torjäger nach Hertzsch-Zuspiel aus 20 Metern zum 1:1, ließ Cantaluppi schlecht aussehen. In der 48. Minute nach Hertzsch-Flanke und cleverer Körpertäuschung erneut an Cantaluppi vorbei schoss Altintop das 2:1.
Was nutzte es am Ende, dass Ingo Hertzsch Ivan Saenko auf die Bank degradierte, dass Beda und Schönheim Stefan Kießling erst ganz spät eine Chance gestatteten, Bellinghausen so lange wie der Punktsieger gegen Vittek aussah? Der FCK ging ganz schwer K.o. Trotz des gut funktionierenden 4-4-2-Systems, des belebenden Sebastian Reinert, trotz des großartigen Altintop, der feurigen Halfar und Mikic.
So spielten sie:
1. FC Nürnberg: Schäfer - Nikl (32. Paulus), Cantaluppi, Wolf - Reinhardt, Mnari (85. Kristiansen), Polak, Pinola - Vittek, Kießling, Saenko (52. Schroth)
1. FC Kaiserslautern: Fromlowitz - Hertzsch, Beda, Schönheim, Bellinghausen - Reinert, Lembi, Skela, Engelhardt - Halfar (73. Mikic), Altintop
Tore: 1:0 Vittek (12.), 1:1 Altintop (12.), 1:2 Altintop (48.), 2:2 Paulus (62.), 3:2 Vittek (87.) - Gelbe Karten: Pinola (5/5), Wolf (5/1), Nikl (4), Polak (4) - Engelhardt (5/2), Halfar (3), Hertzsch (3) - Beste Spieler: Schäfer, Vittek - Altintop, Reinert, Hertzsch - Zuschauer: 47.250 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf).
stimmen und stimmungen
Ein roter Teppich für Hans Meyer
FUSSBALL: „Club" feiert Rettung - Lob und Mitleid für gute Lauterer
Viel Lob, aber keine Punkte. Nach der 2:3 (1:1)-Niederlage beim 1. FC Nürnberg versinkt Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern im Tal der Tränen. Horst Konzok schildert Stimmen und Stimmungen.
Der „Club" feiert den Klassenerhalt. Den unglücklich geschlagenen Lauterern bleiben Lob, Trost, Mitleid. „Wir hätten gewinnen können und müssen, aber wir haben verloren", klagt Wolfgang Wolf. Statt auf die Bank hätte der von fiebriger Grippe geschüttelte FCK-Trainer ins Bett gehört. Am Ende beschwört er blass und bekümmert die letzte Hoffnung: „Meine Mannschaft hat ein Klassespiel gemacht. Wenn wir diese Leistung auch in den letzten vier Spielen abrufen können, dann haben wir noch eine Chance."
„Das ist ein Wunder", frohlockt Robert Vittek, der mit seinen 13 Toren, alle in der Rückrunde erzielt, dazu beitrug, dass Hans Meyer als Retter gefeiert wird. Und dass „Club"-Präsident Michael A. Roth nicht nur verbal rote Teppiche ausrollt, um den Trainervertrag zu verlängern.
„Leider Gottes haben wir den Sack nicht zugemacht. Wer die Tore nicht macht, der wird bestraft. Aber wir haben endlich wieder gut Fußball gespielt, das lässt mich hoffen", formuliert der „unheimlich enttäuschte" Halil Altintop. Die bessere Mannschaft hatte verloren, weil sie zu viele Chancen vergab und im Endeffekt an mangelnder Cleverness scheiterte. Altintop: „Da hat man gesehen, dass die Jungs erst 18,19 Jahre alt sind. Im Abstiegskampf spielen die Nerven nicht immer mit."
„Hier hat die bessere Mannschaft verloren. Super diese Jungs", sprudelt die Nürnberger Reporter-Legende Günther Koch. Dieter Bracke, der Alt-Meister des Nürnberger Sportjournalismus: „Als Sportler tun mir die Lauterer leid. Sie waren die klar bessere Mannschaft." FCN-Trainer Hans Meyer: „Lautern hat herzerfrischend gespielt. Ich frage mich aber schon: War Kaiserslautern so gut oder waren wir so schlecht?"
„Wir müssen hier 5:3 gewinnen", bilanziert Hervé Lembi, der dabei scheint, sich aus seinem tiefen Leistungsloch zu ackern. Ervin Skela, trotz einiger Fehlpässe wirkungsvoll in der Spielgestaltung: „Da rennst du und kämpfst du 90 Minuten und stehst wieder mit leeren Händen da ..."
„Mir fällt es schwer, überhaupt etwas zu sagen. Wir hätten doch klar gewinnen müssen", hadert Sebastian Reinert. Die Tränen kann der 18-Jährige kaum verbergen. Er war anfangs wohl einigemale auf falschen Laufwegen, doch mit seinem tollen Antritt verschaffte sich Reinert immer wieder Ballbesitz. Pech, dass er in der 25. Minute nach einem von Schäfer nur kurz abgewehrten Altintop-„Hammer" von Pinola nicht eben fair am Einschuss gehindert wurde. Reinert: „Der hat mich festgehalten, da kann man auch Elfmeter geben."
„Mit dieser Leistung in den letzten vier Spielen schaffen wir es. Wir alle müssen 100 Prozent bringen", betont Mihael Mikic wild entschlossen.
Deprimiert verfolgen Mathieu Beda und Marco Engelhardt in den Stadion-Katakomben am Fernseher die Schlüsselszenen auf dem Weg in Liga 2. „Wir hatten genug Chancen, um zu gewinnen. Mut macht die gute Leistung", sagt Beda. Kapitän Engelhardt, der einen tollen Konter vermasselte: „ Gut gespielt, aber verloren ... Wenn man auswärts zwei Tore schießt, dann muss das wenigstens zu einem Punkt reichen. Uns aber fehlt im entscheidenden Moment die letzte Konzentration."
Jetzt erst recht!
Von Horst Konzok
Der Klassenerhalt des 1. FC Nürnberg stärkt Hans Meyers Marktwert. Der gute Leistung gibt dem unterlegenen FCK noch ein bisschen Hoffnung.
Der 1. FC Nürnberg ist aus dem Schneider. Und wieder wird Trainer Hans Meyer als Retter gefeiert. Als Feuerwehrmann hatte er 2004 bei Hertha BSC Erfolg, nun wurde er nach seiner zweiten Rückkehr von der Rentner- auf die Trainerbank zum Triumphator. Der Kauz weiß um seinen Marktwert. Was er beim „Club" auch anpackte, es gelang. Da setzt der Verfechter der Vierer-Kette dem Spielermaterial entsprechend auf eine Dreierkette, da ging bei Robert Vittek der Knoten auf. Der Problemfall wurde zum Glücksfall, so dass der monatelange Ausfall von Tor-Phantom Marek Mintal verschmerzt werden konnte. Und am Sonntag beim 3:2 gegen starke Lauterer war Meyer dann auch mal „Hans im Glück".
Im Nürnberger Easy Credit Stadion durfte am Sonntag der Klassenerhalt gefeiert werden. Die WM-Arena hieß bis vor wenigen Tagen Frankenstadion, sie hätte auch Max Morlock-Stadion heißen können. Aber tote Helden tragen keine Zinsen. Die Denke der eiskalten Macher unserer Zeit lässt leider keinen Spielraum für Romantiker.
Die Welt zu Gast bei Freunden - das WM-Motto. Die Bundesligisten haben im Liga-Alltag versäumt, auf Fairness im Umgang mit Gegnern und Gästen zu dringen. So ist es zum unschönen Ritual geworden, dass bei der Bekanntgabe der Aufstellung die Namen der Gästespieler mindestens mit Pfiffen bedacht, meist aber noch durch den dekorativen Zusatz „####" ergänzt werden. A m Sonntag während des Spiels in Nürnberg war Hervé Lembi Zielscheibe rassistischer Verfehlungen. Der Stadionsprecher ignorierte die bösartigen Urwald-Laute. Überhört? Nicht gehört? Nicht der Rede wert? Traurig, ganz armselig!
Es passte ins traurige Bild des 1. FC Kaiserslautern 2006: Auch der Trainer war krank, als er seine Rumpf-Elf in Nürnberg auf den Rasen schickte. Nach dem faden Gekicke bei der 0:2-Heimpleite gegen Hertha BSC aber präsentierte sich ein anderer FCK. Da war Feuer im Spiel, da war Frische, da war auch der Wille nach dem schnellen Rückstand die Wende zu erzwingen. Als Vorbild vorne weg marschierte Halil Altintop. Schalke 04 darf sich auf einen Top-Stürmer freuen.
Der FCK aber scheiterte auch in Nürnberg am eigenen Unvermögen im Abschluss, vor allem aber an den Unzulänglichkeiten in der Defensive. Den ersten Bock schoss Mathieu Beda, den zweiten und dritten Axel Bellinghausen. Beim 2:2 und 2:3 sah aber auch der sonst gute Torwart Fromlowitz nicht glücklich aus. Fast tragisch der Auftritt Bellinghausens: Der rannte sich die Lunge aus dem Leib, er war hinten, er war vorne, er gab alles, machte vieles gut und richtig - und stand am Ende doch Pate beim Abschuss. Wer so gut spielt wie der FCK am Sonntag und doch verliert, der muss sich noch nicht aufgeben! Jetzt erst recht!
ron.de