Urlauber im FCK-Dress spielen Versteck
FUSSBALL: Ohnmacht nach der Derby-Schmach - Jäggi hofft auf versöhnliches Saisonfinale
MAINZ/KAISERSLAUTERN (zkk). Ein weites Feld, das beackert werden will (und muss), wartet beim 1. FC Kaiserslautern auf Michael Henke.
Wird es nicht richtig bestellt, steigt der FCK 2006 aus der Fußball-Bundesliga ab! Der Trainer in spe muss in der sechswöchigen Saisonvorbereitung die Problemfelder nicht nur erkennen, sondern lösen. Nicht nur die Aufstellung, vor allem die Einstellung muss sich endlich ändern! So, wie sich der FCK bei der 2:3 (1:1)-Derbyniederlage beim FSV Mainz 05 nach der Pause präsentierte, holt er keine 39 Punkte.
39 plus X, die sportliche Überlebensformel, wird nicht erarbeitet, indem eine Elf sich eine spielerische Pseudo-Überlegenheit vorgaukelt. Kondition ist die Basis von Konzentration, die für taktische Disziplin unerlässlich ist. Profis, nicht Profitis sind gefragt. Zweikämpfe sind nur zu gewinnen, wenn sie geführt werden. So wie die Lauterer in Mainz beide Flügel freigaben, so ungestört können die Mainzer sonst nicht mal am Rhein promenieren. Taktik? Disziplin? In Mainz Alibi-Gerede von Versteckspielern!
Dass es die FCK-Elf besser kann, hat sie am Bruchweg 45 Minuten lang gezeigt. Der FCK hat sich für eine weitere Saison die Spielberechtigung im deutschen Oberhaus verdient, für Europareisen aber ist diese Mannschaft nicht gut, nicht konstant genug. „Wir spielen am Limit", konterte der sieben Spieltage vor Ultimo verabschiedete Trainer Kurt Jara die UEFA-Cup-Träume Ciriaco Sforzas. Der fehlte ebenso wie Kamil Kosowski im Kader für Mainz. In der Vorrunde noch hatte ein überragender Sforza die Mannschaft zum Sieg getrieben, der großartig spielende Kosowski das 2:0 geschossen. In den letzten Wochen vor ihren Verletzungspausen aber kickten diese Beiden mit Tarnkappen.
„Wir sind nach der Halbzeit überhaupt nicht mehr in die Zweikämpfe gekommen. Uns fehlt die Konstanz über 90 Minuten. Die zu erreichen, dafür müssen wir mit dem neuen Trainer arbeiten", proklamierte Ioannis Amanatidis. Er schoss das 1:1, er lebte Leidenschaft, musste aber nach 45 Minuten verletzt die Segel streichen: „Eine Verhärtung im linken Oberschenkel. Hätte ich weiter gemacht, wäre der Muskel vielleicht ganz weggeflogen. Ich hoffe, dass ich gegen Bremen doch wieder spielen kann."
Bemerkenswerte Worte sprach nach der Derby-Schmach, die von einem milden Ergebnis verschleiert wird, Ingo Hertzsch. „Es sind nicht mehr als Lippenbekenntnisse. Wir reden vor den Spielen immer viel, aber wenn es ums Umsetzen geht, dann ist da nicht mehr viel. Da soll sich jetzt jeder mal an die eigene Nase fassen, sich überprüfen und nicht immer die Schuld beim anderen suchen. Nur so kommen wir wieder voran", erklärte Hertzsch, der sich wie Kapitän Thomas Riedl oder auch Halil Altintop gegen das Desaster stemmte, das nur Teufelskerl Thomas Ernst abwendete.
„Nach dem 2:1 war die Luft raus, wir haben völlig die Ordnung verloren, haben aufgemacht, sind in Konter gelaufen und haben nach vorne nichts zustande gebracht", bilanzierte Hertzsch das Lauterer Trauerspiel.
Personifiziert wird es auch, aber nicht allein, durch Carsten Jancker: Er hatte sich seinen Platz durch gute Trainingsleistungen erarbeitet, er hatte in der Vorrunde gegen Mainz überragt, ohne zu treffen, am Samstag aber fand Jancker nicht statt. Er lief hinter der Musik her, er brachte gar nichts auf die Reihe! Selbst das Tor zum 2:3, das wir ihm gutgeschrieben haben, wurde von der TV-Kamera als Eigentor entlarvt.
„Bei uns sind einige Spieler schon in Urlaub", giftete der junge Halil Altintop vielsagend.
„Es ist einfach nicht mehr drin! Wir haben 42 Punkte, unser Ziel erreicht, einige sind ausgebrannt, körperlich am Ende. Was sie sich vorher auch versprechen, ich habe das Gefühl, das Umfeld macht sich mehr Gedanken als die meisten Spieler", klagte Vereinschef Jäggi gestern enttäuscht.
„Was sich in der zweiten Halbzeit abgespielt hat, das war ein Spiegelbild vieler Spiele in den letzten Wochen", kritisierte Hans Werner Moser. Der Interimstrainer hat seine Erkenntnisse Woche für Woche festgehalten. Nun ist es an René C. Jäggi und dem neuen Cheftrainer, die richtigen Weichen auf dem Transfermarkt zu stellen.
„Wir werden Gespräche auch über meine Zukunft führen", sagt Moser, der entweder wieder als Amateurtrainer oder aber als Assistent Henkes arbeiten wird. Dazu müsste Jäggi aber die vor Jahresfrist wegrationalisierte Arbeitsstelle „Kalle" Emigs wieder schaffen; denn Henke darf sich ja einen „eigenen" Co-Trainer mitbringen.
„Es geht nur noch um einen versöhnlichen Abschluss, was gegen Werder Bremen nicht einfach wird. Für die geht es ja noch um alles", sagte Jäggi. Und sehnt das Saisonende herbei. Am 27. Juni beginnt die Ära Michael Henke offiziell.
ron.de