Dahlin & Herrlich im Borussia-Park
(16.02.2005 - 21:00 Uhr) Uwe Kamps macht es möglich – bei seinem Abschiedsspiel vereint die Torwart-Ikone das Traumduo Heiko Herrlich und Martin Dahlin. Überhaupt dreht sich bei seinem letzten Auftritt im Trikot der Borussia alles um die siegreiche Pokalelf des Jahres 1995.
In seinem letzten Vertrag für die Borussia, der übrigens im Sommer diesen Jahres ausläuft, ließ sich Keeper Uwe Kamps eine Zusatzvereinbarung hineinschreiben. Er wollte noch einmal unbedingt mit all seinen Weggefährten zu einem Endspiel, seinem Endspiel, auflaufen. Für Sportdirektor Christian Hochstätter war dieser Passus kein Problem:
„Wir haben uns schnell geeinigt und ich freue mich für meinen alten Weggefährten, dass er noch einmal für diesen Verein spielt. So ein Abschiedsspiel bekommt schließlich nicht jeder, aber er hat den Abschied am Bökelberg selbst vom Rasen aus miterlebt und nun wird er noch einmal den Rasen des Borussia-Parks als Spieler betreten.“
Die Einnahmen aus dem Abschiedsspiel werden geteilt. Dabei schaut Uwe Kamps allerdings nicht auf den Profit, sondern verteilt zusätzlich „an alle weiterführenden Schulen eine Freikarte für jeden Schüler“. Zusätzlich überträgt auch noch das DSF die am 22. März 2005 stattfindende Partie live im Fernsehen (19:45 bis 22:00 Uhr).
Der komplette Abend steht ganz in Erinnerung an den letzten offiziellen Titel, den sich die Gladbacher Borussia ergattert hat. Die Rede ist vom Gewinn des DFB-Pokals im Jahre 1995, stolze 10 Jahre her. Uwe Kamps, mittlerweile Torwarttrainer beim VfL, blickte auf der Pressekonferenz ein wenig wehmütig zurück:
„Das war das schönste Erlebnis in meiner Karriere, auch die Zeit danach betrachte ich eher zu den besten Momenten. Vor allem freue ich mich nun, dass alle spontan zugesagt haben.“
Ob Stefan Effenberg, Patrick Andersson oder Trainer Bernd Krauss – selbst Christian Hochstätter wird neben seinem erst vor kurzem beurlaubten Chef-Coach Holger Fach auflaufen. Richtig spannend wird es allerdings, wenn der Schwede Martin Dahlin mit der Nummer 9 und der von den Fans als „vogelfrei“ erklärte Heiko Herrlich nebeneinander durch den Borussia-Park stürmen.
„Noch heute morgen habe ich mit Heiko Herrlich telefoniert und seine schon vorher gegebene Zusage bestätigte er nochmals hocherfreut. Er wollte auf jeden Fall mitspielen. Ich glaube, es ist für die Fans an der Zeit, auch mal zu vergessen. Es geht hier doch nicht um alte Kamellen – es geht um eine der besten Mannschaften, die Borussia in den letzten 10 Jahren hatte.“
Dabei darf auch nicht der Schiedsrichter fehlen, der den Fall als objektiver Referee geleitet hat.
„Über die Wahl des Unparteiischen habe ich mir natürlich auch meine Gedanken gemacht und es ist eine Ehre, Eugen Striegel begrüßen zu dürfen. Neben dem DFB-Pokalfinale 1995 hat er auch das legendäre Elfmeterduell, bei dem ich gleich 4 entschärfte, gepfiffen.“
Eine perfekte Wahl, möchte man vermuten. Wird denn auch bei einem Unentschieden erneut zum Elfmeterschießen gebeten? Uwe Kamps grinste und gab sich flexibel, während Christian Hochstätter den Sieger schon ausmachte:
„Die vier, die schon damals verschossen haben, sind auch eingeladen.“
Gute Stimmung ist gewiss – insbesondere auf das Treffen von alten Weggefährten und vor allem Freunden freut sich der langjährige Keeper. Ob Peter Nielsen, den Kamps zu seinen besten Fußballerfreunden zählt, oder Altstrategen und Führungspersönlichkeiten wie Wilfried Hannes, Uli Borowka oder Frank Mill. Eine bunte Mischung, die auch auf dem Platz wild durcheinander spielen soll.
„Jeweils 30 Minuten – so ungefähr, sollen sie in den Teams spielen. Wir werden die Teams aber ein wenig mixen, schließlich haben nicht alle die Puste und Kraft – so entsteht kein Nachteil.“
In der zweiten Spielhälfte wird Uwe Kamps die Pokalelf verlassen und seinen Platz in der Aufstiegself suchen. Dort trifft er auf Typen, die für eine Ewigkeit dankend die Borussia vielleicht wieder dahin gebracht hat, wo sie auf Dauer hoffentlich bleiben wird. Ob Arie van Lent oder Markus Osthoff – sogar Benjamin Auer streift sich noch einmal das Trikot mit der Raute über.
Die Fans dürfen gespannt sein und ein laut Kamps „Abend mit einer Truppe unter Freunden“ sollte genügend Besucher in den Borussia-Park locken. Doch was waren die größten Momente für Uwe Kamps, wer schoss das ersten Gegentor ... alles Fragen, die Uns-Uwe am Mittwochmittag im Schnelldurchgang gerne beantwortete:
„Ich habe mich für einen Abend unter Borussen entschieden. Natürlich hätte ich auch die Elf einladen können, die bei der Olympiade die Bronzemedaille gewonnen hat – immerhin die einzige Medaille, die jemals eine deutsche Fußballmannschaft geholt hat. Aber ich war so lange in diesem Verein, verbinde viel damit und hätte ja auch zum Beispiel zu Real Madrid, wenn auch als zweiter oder dritter Keeper, wechseln können. Doch Borussia ist mein Leben und dieses möchte ich in diesem Spiel mit vielen teilen.“
Etwas lustiger ging es bei der Beantwortung seines ersten Gegentores zu.
„Ich glaube und bin mir hier nicht sicher – es war Bum-kun Cha. Wir hatten in Frankfurt 0:3 verloren und Cha das 0:1 geschossen.“
Sportdirektor Hochstätter merkte an:
„Da hat er Dich übersprungen.“
Überhaupt verlief es relativ locker bei dieser Pressekonferenz, zu der selbst Trainerassistent Michael Oenning immer wieder einwarf, Kamps wäre wohl der kleinste Bundesligakeeper gewesen.
Uwe Kamps jedenfalls verstand jeden Spaß und wird bald seine Karriere bei TORfabrik.de noch einmal Revue passieren lassen. Denn mit Kamps geht nicht nur ein langgedienter Borussenprofi, mit ihm wird der Borussia-Park fast eingeweiht:
„Der alte Bökelberg war schon etwas besonderes, mir gehen jetzt noch die Haare hoch. Ich bin froh, dass ich das letzte Spiel noch selbst aktiv miterleben durfte und durch mein Abschiedsspiel das neue Stadion ebenfalls als Spieler erlebe. Somit habe ich in beiden Stadien gespielt...“
... und was gibt es besseres, als die alten Stars den Mythos Bökelberg im Borussia-Park herübertragen zu lassen?
Quelle:
http://magazin.torfabrik.de/cms/einwurf/20050216210029.php