Bestandsaufnahme einer Misere oder Gladbach und der attraktive Fussball?

drunkenbruno

Keyser Söze
Viele Fans anderer Mannschaften fragen sich wohl bisweilen, warum man in Gottes Namen Fan einer solchen Graupentruppe ist? Ich habe dafür eigentlich immer zwei Erklärungen: Entweder man ist halt leidensfähiger als andere Fans und man kann die wenigen Siege ausgelassener feiern oder man ist einfach nur bekloppt, ich bin irgendwie beides.

Warum schreibe ich diese kleine Einleitung? Weil die nachfolgende Analyse, mir doch arg zu denken gibt. Sie ist noch trauriger als ich es eigentlich erwartet habe......aber lest den Bericht von www.seitenwahl.de einfach mal selbst....

30.08.2005 Drei Negativrekorde

(js) Der Punktgewinn auf Schalke läßt Borussia einigermaßen beruhigt die zweiwöchige Bundesligapause angehen. Bei aller Freude bleibt allerdings festzuhalten, daß der seit geraumer Zeit - also bereits weit vor der Ära Köppel - gespielte Fußball alles andere als attraktiv ist. Zudem besteht die unselige Serie von nicht gewonnenen Ligaspielen auf des Gegners Platz weiter fort. Es ist allgemein bekannt, daß Borussia derzeit den Bundesliga-Negativrekord hält, was das Warten auf einen Auswärtssieg angeht. Weniger bekannt ist, daß Borussia noch zwei weitere Minusrekorde innehat und in einer vierten Kategorie daran nur knapp vorbeischrammt. In ihrer Summe untermauern diese Indikatoren übereinstimmend mit harten Fakten, daß seit Jahren der am wenigsten begeisternde Fußball der Bundesliga in Mönchengladbach gespielt wird.

Was ist begeisternder Fußball? Jede Definition und jeder Indikator ist nicht frei von Problemen. Der eine mag torreiche Spiele als attraktiv ansehen, für den anderen sind sie ob der ihnen zugrundeliegenden Fehlerfülle ein Graus. Der eine findet es spektakulär, wenn ein Team 3:0 führt und dann noch verliert, ein Fan hingegen findet das wohl allenfalls ansehnlich, wenn der Sieger am Ende die eigene Mannschaft ist. Wir haben daher einmal in die Kiste mit den Statistiken gegriffen und uns ligaweit folgende vier Fragen gestellt: Wann gelang der letzte Auswärtssieg? Wann gewann ein Team zuletzt zweimal in Folge? Wann konnte zuletzt ein Spiel gedreht, also nach Rückstand noch gewonnen werden? Und schließlich: Wann gelang der letzte hohe Sieg, definiert als Sieg mit mindestens drei Toren Unterschied? Um die Vergleichbarkeit aller aktuellen Bundesligisten zu gewähren, wurden nur Liga- und keine Pokalspiele gewertet. Bei Aufsteigern in die höchste Klasse wurde vor dem Sommer 2005 ihre früher aktuelle Klasse einbezogen.

Daß Borussia im negativen Sinne Ligaspitze darstellt, was die fehlenden Auswärtssiege angeht, hat uns natürlich nicht überrascht. Seit dem 10. April 2004, dem 2:1 in Rostock am 28. Spieltag der vorletzten Saison, konnte Borussia auswärts beim immerhin 21 Versuchen nicht mehr gewinnen. Zum Vergleich: Die zweitschlechteste Mannschaft, Arminia Bielefeld, wartet rund sieben Monate weniger auf einen Dreier auf fremdem Platz (3:2 in Freiburg am 13. November 2004), die drittschlechtesten Teams (Hannover und Stuttgart) gar erst seit April dieses Jahres. Das ist bereits schon ein deutlicher Unterschied, doch bemerkenswert fanden wir vor allem, daß rund die Hälfte der 17 Ligakonkurrenten Borussias, nämlich acht Mannschaften, mindestens eines ihrer letzten beiden Auswärtsspiele gewinnen konnte. So schwierig scheint das also doch nicht zu sein...

Eng mit diesem Indikator hängt ein zweiter zusammen, nämlich derjenige, der nach mindestens zwei Siegen in Folge fragt. Dennoch sind beide Maßzahlen nicht identisch. Zwar muß man üblicherweise ein Auswärtsspiel siegreich gestalten, wenn man mehrfach hintereinander siegen will, doch es gibt Ausnahmen, bedingt etwa durch den Spielplan innerhalb einer Halbserie oder beim Übergang von einer Halbserie zur nächsten. Zudem sollte man erwarten, daß Borussia nur bis zu besagtem Spiel in Rostock zurückgehen muß, um diesen Indikator zu erfüllen, doch weit gefehlt. Tatsächlich schreiben wir das Kalenderjahr 2003, als der Elf vom Niederrhein zuletzt sechs Punkte aus zwei Spielen gelangen: Am 14. Dezember 2003 siegte Borussia 2:1 gegen Dortmund und entführte drei Tage später alle Zähler beim Gastspiel bei 1860 München. Mönchengladbach liegt damit in dieser Kategorie mit einem satten Puffer von über neun Monaten am Ende der Bundesligawertung, denn der VfL Wolfsburg, der Rang 17 ziert, schaffte immerhin Ende September und Anfang Oktober 2004 (da übrigens gegen Borussia) zwei Siege hintereinander, zu einer Zeit, als man überraschend die Tabellenführung der Bundesliga innehatte.

In Ländern wie England kommt den sogenannten "turnarounds", also Spielen, die eine Mannschaft umgedreht hat, eine große Bedeutung bei der Bewertung der Qualität eines Teams zu. Da wir diese Sicht teilen, haben wir diesen Indikator hier ebenfalls verwendet. Die gute Nachricht zuerst: Borussia liegt in dieser Kategorie nicht auf dem letzten Rang, sondern räkelt sich mit freier Sicht nach unten auf Rang 13. Dank dafür ist dem SC Freiburg geschuldet, gegen den es am 20. Spieltag der Vorsaison, man schrieb den 06. Februar 2005, einen 3:2-Erfolg nach 0:1-Rückstand gab. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß die Schlußlichter hier aus dem Rhein-Main-Gebiet kommen: Mainz wartet seit dem 16. Oktober 2004, Frankfurt seit dem 26. September 2004 auf einen solchen Glücksmoment. Vergessen sollte man aber nicht, daß Borussia ohne das Freiburg-Spiel bis in die Spielzeit davor, nämlich zum 3:1 gegen 1860 München am 22. Mai 2004, zurückgehen müßte, um ein ähnliches Erlebnis vorzufinden.

Neulich fragte ein Leser, wann eigentlich Borussia das letzte Spiel hoch gewonnen habe. Wir geben es zu: Wir mußten in den Geschichtsbüchern nachschlagen. Am 20. März 2004 besiegte die damals von Holger Fach trainierte Elf den Hamburger SV mit 3:0 (dies stellte den höchsten Sieg seit dem 24. Mai 2003, dem 4:1 gegen Bremen, dar). Man ist nicht überrascht, daß dies erneut ein Bundesliga-Negativrekord ist. Bielefeld wartet ähnlich lange, seit dem 19. April 2004, auf einen satten Sieg, der Rest der Liga konnte innerhalb der letzten Spielzeit mindestens einen solchen Erfolg feiern. Im übrigen gelangen Borussia seit dem Wiederaufstieg 2001, also innerhalb von über vier Jahren, erst sieben hohe Siege - genauso viele also wie Triumphe auf des Gegners Platz. Den einzigen Erfolg mit mehr als drei Toren Differenz hierbei stellte das 4:0 gegen Köln am 05. Februar 2002 dar.

Faßt man dies alles zusammen, kommt man auf folgende Aussagen: Borussia gewinnt nicht auswärts, Borussia schafft keine noch so kleine Siegesserie, Borussia dreht fast nie ein Spiel (wohl aber verliert man überdurchschnittlich oft nach eigener Führung), und Borussia gewinnt allenfalls mit mickrigen Resultaten. Fohlenpower, wohin hat man Dich vertrieben? Wie weit sind wir von Zeiten entfernt wie 1987, als es bereits nicht herausragend lief, der Klub aber zwischenzeitlich zwölfmal in Folge gewinnen konnte? Und wie weit sind wir beim immer wieder gern zitierten Benchmarking der Liga vom FC Bayern entfernt, der derzeit ebenfalls bei zwölf Erfolgen in Serie steht, die Hälfte davon mit mindestens drei Treffern Unterschied?

Natürlich sollte man aus irgendwelchen Statistiken nicht mehr herausquetschen, als in ihnen steckt. Freilich läßt sich wohl unbestritten sagen, daß Borussia an Tagen, an denen es gut läuft, wenig spielerische Begeisterung zu entfachen vermag und in Situationen, in denen Mumm gefragt ist - etwa auswärts oder bei Rückstand - schlicht versagt. Das alles hat nichts mit attraktivem Fußball zu tun, und die Frage, was Borussia eigentlich zur Qualität der Bundesliga beiträgt, stellt man besser nicht, wenn man keine ernüchternde Antwort erhalten mag. Zudem liegt in diesen Statistiken der Hauptgrund, warum man als Fan von Borussia Mönchengladbach nie eine entspannte Saisonphase erlebt, sondern permanent mit Sorgenfalten jedem noch so scheinbar "machbaren" Spiel entgegenschauen muß.

Vielleicht das Bemerkenswerteste an dieser ganzen Tristesse ist aber, daß diese Negativserien offenbar unabhängig vom Personal sind. Spieler und Trainer kommen und gehen, die miesen Kicks bleiben. Demnach dürfte das Problem struktureller Natur sein. Doch worin besteht es genau? Darin, daß es zu viel Wechsel beim Personal gegeben hat? Darin, daß ein, zwei Spieler fehlen, die einmal die Ärmel hochkrempeln und ein Team mitreißen können? Darin, daß zu viele Spieler zu zufrieden sind, ab und zu mal mit einem Mini-Erfolg ihre Existenz zu rechtfertigen und dann wieder in Winterstarre zu verfallen? Darin, daß die Fluktuation im Management einigen Spielern willkommene Ausreden gibt, Gründe für das Versagen bei anderen zu suchen? All dies mag eine Rolle spielen, mit verschiedener Gewichtung. Eine genauere Antwort ist freilich auf der beschriebenen statistischen Basis unzulässig, weil sie pure Spekulation wäre. Endlose Diskussionen wurden bereits geführt, weitere Diskussionen werden folgen, hoffentlich auf der Grundlage zusätzlicher Informationen und nicht von durch interessierte Seiten gestreuter Stammtischparolen.

Ein Konzept tut also not, um die strukturellen Probleme nachhaltig zu verbessern. Es wird an dieser Stelle nicht bestritten, daß Borussias neue sportliche Führung ein solches Konzept haben mag. Tatsächlich ist der Großteil der Misere, die Peter Pander und Horst Köppel vorfinden, von den Vorgängern ererbt. Aktuell ist beiden Mut zu wünschen, daß sie Stück für Stück die Baustellen angehen. Diese Hoffnung besteht: Die Leistungen einiger Neuzugänge stimmen optimistisch, und durch die verstärkte Konzentration auf eigene Nachwuchsspieler wird eine langfristig wirksame Identifikation mit dem Verein geschaffen. Anderes muß noch angegangen werden. Sich von einem nie überzeugenden Spieler wie Marek Heinz zu trennen und das - auch finanzielle - Risiko einzugehen, einen neuen Führungsspieler im offensiven Mittelfeld zu installieren, ist dabei unverzichtbarer Bestandteil der Sanierungsmaßnahmen.

Weiteres verdient der gründlichen Erörterung, vor allem aber ist Geduld gefragt - eine Tugend, die weder unter Vereinsführungen noch unter Fans weit verbreitet ist. Doch gerade was die die Fans angeht, so kann sehr schnell das Prinzip Hoffnung wieder durchbrechen: Borussia schlägt Duisburg und gewinnt in Köln nach 0:1-Rückstand noch mit 4:1. Dann können wir hier in vier Kategorien festhalten, daß die Mannschaft endlich einmal im positiven Sinne Ligaspitze ist ...
Joachim Schwerin
29.08.2005

Quelle
 
Es sind in der Zeit nach H.M einige Versuche gestartet worden diese negativen Eindrücke zu verbessern.Den größten Schritt hat man mit dem neuen Stadion schon getan.Der zweite wichtige Schritt war sicher die Trennung von C.H,der in seinen letzten Spielzeiten glücklos war.
Die hohe Wechselquote im Kader und die Ernüchterung die dann folgte als man sah,das nur wenige ihr volles Potenzial abriefen,stehen im Wiederspruch zu den Erwartungen von Verein und Fans.Aber,was ist denn anders als in der letzten Saison? Da wäre z.B der positive Eindruck der Neuzugänge oder die Möglichkeiten die der Trainer hat, wenn alle Spieler wieder Fit und/oder in Form sind. Wir werden noch viel Spaß haben.So oder So.
 

drunkenbruno

Keyser Söze
Hier geht es aber über eine Entwicklung, die schon einige Jahre andauert..... das ist nicht alles mit einem schlechten Jahr zu erklären.

Die Erwartungen waren bzw sind doch gar nicht so hoch. Nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben...mehr und auch nicht weniger....
 

Bremoli

Mitglied
und weil ich den gladbach fussball schon seid 8/9 Jahren nicht mehr atraktiv find, und damals auch noch nicht so alt war um wirklicher Fan zu sein bin ich halt Freiburfan gewurden obwohl ich Gladbacher bin, das mal ans Antwort auf die Frage die sich viele stellen wie ich Fraiburgfan sein kann. Denn zu dieser Zeit hat Freiburg echt schön, interessant und spektakulär gespielt, und das ich jetzt weiterhin zu Freiburg halte obwohl man letzte Saison nun wirklich nicht gerade ansehnlich gespielt hat liegt halt daran das ich nunmal Fan bin!

Aber ich würde mir auch mal wünschen das hier endlich wieder ansehnlicher gespielt wird, dann würde ich vlt. auch mal wieder öfters ins Stadion gehen als 3/4 mal die Saison!
 

Käpt'n Flint

Borussen-Freibeuter
Traurig, traurig, liebe Borussen, unser Verein geht vor die Hunde. Was nützt es, wenn wir die Raute im Herzen tragen? Nichts, es sei denn wir gehen nicht mehr ins Stadion und quittieren diese alberne Vereinspolitik mit Nichtwürdigung.
 
Das Schlüsselwort für mich ist Konzeptlosigkeit. Ich erwarte von der Führungsetage das sie sehen, wo es bei uns hängt und ich hoffe sehr das ihnen das gelingt. Ich befürchte das wir ohne echten Zehner lange auf eine spielerische Verbesserung warten können. Das sieht und weiß jeder Fan, nur warum sehen das die Verantwortlichen nicht ?
 

pfalzborusse

Auswärtsgigant
Der echte Zehner ist doch in der Buli leider vom Aussterben bedroht.


Welche Mannschaft leistet sich denn noch einen echten Spielmacher?

Micoud bei Bremen - das wars dann meiner Meinung.

Von einem "echten Zehner" wird kaum einer Defensivarbeit verlangen (können???).

Welche Mannschaft kann sich einen Mittelfeldspieler, der sich nicht in die Defensive einbinden läßt überhaupt noch leisten??

Wir brauchen einen Spieler, der den so genannten tödlichen Paß spielen kann - klar. Bei (wenn sie nicht verletzt sind) solch starken Stürmern, wie sie die Borussia hat, müssen mehr verwertbare Pässe aus dem Mittelfeld kommen.

Lisztes kann, wenn er an die Leistung (immer wieder diese Einschränkungen bei Neuverpflichtungen :schmoll2: ) von Stuttgart oder Bremen anknüpft, und eben nicht neben einem echten Zehner spielen muß, durchaus der gewünschte Spielertyp sein, der Tore vorbereitet und Defensivarbeit verrichtet.

Nur diese Risikoverpflichtungen von Spielern nach schweren Verletzungen sind bei der Borussia selten gut gegangen. Mal abwarten ob es bei Lisztes (falls er denn wirklich verpflichtet wird, und daran zweifle ich nicht) anders wird.
 
Es ist nach Effe keiner mehr geholt worden, der auch mal dazwischen haut.
Kollektiv hin oder her. Die Mannschaft braucht einen Chef. Ein Jeff reicht nicht.Auch nicht mit Binde.
 

pfalzborusse

Auswärtsgigant
Raller schrieb:
Es ist nach Effe keiner mehr geholt worden, der auch mal dazwischen haut.
Kollektiv hin oder her. Die Mannschaft braucht einen Chef. Ein Jeff reicht nicht.Auch nicht mit Binde.
Strasser hat genug mit sich selbst zu tun. Dem kannst du 100 Binden übereinanderziehen, dann macht er immer noch seinen obligatorischen, meistens spielentscheidenden Fehler :wut30:
 
Oben