FCK erkennt Unrecht nicht als Tatsache an
FUSSBALL: Protest gegen Wertung des Pokalspiels gegen Mainz 05 eingelegt - Halbzeit-Bilanz
Von unserem Redakteur Horst Konzok KAISERSLAUTERN. Die Protestnote liegt dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) seit gestern vor. Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern hat Einspruch gegen die Wertung des am Dienstag nach Elfmeterschießen 4:5 (1:1, 1:1, 0:0) verlorenen DFB-Pokal-Achtelfinales gegen den FSV Mainz 05 eingelegt.
Der FCK-Protest beruht darauf, dass ein Treffer von Ferydoon Zandi im Elfmeterschießen durch Schiedsrichter Michael Weiner (Giesen) nicht anerkannt wurde, obwohl der Ball die Torlinie - wie das Fernsehbild beweist - deutlich überschritten hatte. Wäre das Tor anerkannt worden, hätte der FCK im Elfmeterschießen 3:0 geführt. Das DFB-Sportgericht wird den Fall, ein Novum in der deutschen Fußballgeschichte, behandeln. FCK-Vorstandsmitglied Erwin Göbel beziffert den Einnahmeverlust durch das Ausscheiden auf 850.000 bis 950.000 Euro.
„Gerade von Seiten der Gremien, der Fans und der Vereins-Mitglieder ist mit Nachdruck eine solche Reaktion eingefordert worden", begründet FCK-Boss Jäggi den Widerspruch.
Unabhängig von der Sportgerichts-Entscheidung und dem, was im Vorfeld zu den Erfolgsaussichten des Lauterer Protest geäußert worden sei, wird von FCK-Seite ausdrücklich darauf hingewiesen, dass mit dem Protest keineswegs die Autorität der Schiedsrichter und die Tatsachenentscheidung an sich in Frage gestellt werden sollen. „Der 1. FC Kaiserslautern möchte einen Beitrag zu einer intensiven Auseinandersetzung leisten, ob ausgereifte technische Hilfsmittel die schwierige Aufgabe der Unparteiischen unterstützen könnten", argumentiert René C. Jäggi, „zum Beispiel auch in einer eigentlich übersichtlichen Situation wie einem Elfmeterschießen. In einer Zeit, in der im Fußball so viel von einer richtigen oder falschen Entscheidung abhängen kann, sollten alle Möglichkeiten geprüft und erörtert werden."
„Wir als Spieler werden auch für jeden Fehler hart kritisiert. Was in diesem Spiel abgelaufen ist, ist skandalös, da fühlst du dich einfach nur verarscht. Das passt zu unserem beschissenen Jahr", bilanziert FCK-Verteidiger Ingo Hertzsch nach dem denkwürdigen Pokal-Derby. Hinter Hertzsch liegt eine bittere Hinrunde. In der letzten Saison bei Trainer Kurt Jara und Sieben-Spiele-Trainer Hans Werner Moser gesetzt, saß Hertzsch in der Kurz-Ära Henke zunächst auf der Bank. Der gelernte Innenverteidiger durfte allenfalls als Außenverteidiger ran. Eine Notnagel-Rolle, die er in der Vierer-Abwehrkette nun auch unter der Regie von Wolfgang Wolf inne hatte. „Ich wünsche mir schon einen gelernten Außenverteidiger, aber mir ging es darum, defensiv Ordnung zu haben. Das hat Hertzsch gut gemacht", lobt Wolf, der Michael Henke nach dem 1:3 am 13. Spieltag gegen den 1. FC Nürnberg ablöste.
Henke bekam im Frühjahr den Zuschlag, weil Wolf beim „Club" im Wort und unter Vertrag stand. Mit großer Motivation und einem wissenschaftlich aufgebauten Training trat der der „ewige Assistent" Ottmar Hitzfelds seinen Job an. Und Henke gefiel - durch Volksnähe, als Medienprofi, als Top-Repräsentant des Vereins. Für Punkte aber gibt es keinen Ersatz ...
Die Qualität des Kaders hat der neue Trainer wohl überschätzt. Die Abwehr, schon im Vorjahr Sorgenkind durch das Defizit an schnellen Verteidigern, versuchte der neue Cheftrainer durch den ablösefreien Ex-Gladbacher Marcelo Pletsch zu stabilisieren. „Das ist eine Kante", formulierte der Trainer, ließ sich auch vom Reinfall beim 1:2 verlorenen Testfall in Aue nicht von der Verpflichtung abbringen. Pletsch, der große Kämpfer, war rasch integriert - er passte sich den Fehler-Teufeln an. „Immer ein anderer, wir gehen an den individuellen Fehlern kaputt", wehklagte Henke.
Beim 0:2 verlorenen Prestige-Derby gegen Mainz 05 setzte Henke in der Vierer-Abwehrkette auf vier Innenverteidiger. Der fußballerische Hungerstreik - Anfang vom Ende des propagierten Erlebnis-Fußballs. Nicht mal Ergebnis-Fußball fand mehr statt!
Neu verpflichtet hat der FCK auch den Düsseldorfer Axel Bellinghausen und den ein Jahr an den 1. FC Saarbrücken ausgeliehenen Torsten Reuter sowie Boubacar Sanogo. Der Mann von der Elfenbeinküste kam aus den Arabischen Emiraten, ist ungemein sprunggewaltig. „Ich muss Tore schießen", definiert sich der 23-Jährige selbst. „Ihm fehlte die komplette Vorbereitung", weiß Trainer Wolf, warum der Torjäger am Ende auf dem Zahnfleisch ging.
Bellinghausen, der schneidige Linksfuß, verdrängte zuletzt Stefan Blank als Linksverteidiger. Das große Plus Bellinghausens ist seine Schnelligkeit, seine Kämpfernatur kommt auf dem „Betze" an. Torsten Reuter vermochte sich nicht als Stammspieler festzusetzen. Sein Pech, dass „seine" Position zunächst von Sforza und in den letzten Spielen vom überragenden Hervé Lembi besetzt wurde.
Im Sommerschlussverkauf hatte der FCK in der Offensive mit Berkant Göktan von Besiktas Istanbul nachgebessert. Der rettete mit seinem Last-Minute-Tor gegen Bayer Leverkusen einen wichtigen Punkt, fehlte dann verletzt und bekam hausintern Konkurrenz durch zwei ihm ähnelnden Typen: Mihael Mikic und Daniel Halfar.
Zwei Transfers aus dem eigenen Talentschuppen waren mit die besten in dieser Saison: Fabian Schönheim (18) ist in der Abwehr schon Stammkraft, Daniel Halfar (17) ist ein Top-Joker.
ron.de