bauxl schrieb:
Bisher ist das ganze nur in Hamburg geschehen...
Ein reines Hamburger Problem ist das nicht.
Wie schon geschrieben wurde:
wenn Finanzgerichte die Ansicht der Hamburger Finanzbehörde bestätigen würde, bekämen bundesweit alle Anbieter von Logen und Business-Seats Probleme.
Dazu aus dem Abendblatt von heute:
Steuern für Logen: Kunden sind nervös
Von Jens Meyer-Odewald
Hamburg - Nicht nur der HSV reagiert entsetzt auf die Praxis des Hamburger Finanzamtes, Kosten für Stadionlogen nicht mehr als Betriebskosten von der Steuer absetzen zu können. "Die Verunsicherung der Kunden ist groß - und zwar deutschlandweit", hieß es von seiten des führenden Sportvermarkters Sportfive.
Diese Nervosität der betuchten Kundschaft hat Konsequenzen: Die Bundesligaklubs fürchten um fest kalkulierte Einnahmen aus dem Ehrengastbereich. Bis Ende März können in Hamburg und anderswo Logen-Verträge gekündigt werden. Sollte das Bundesfinanzministerium in Berlin nicht rasch für eine klare Regelung sorgen, droht die Finanzplanung ins Wanken zu geraten.
"Wir brauchen ganz schnell eine einheitliche Lösung, die Rechts- und Planungssicherheit bringt", fordert Sportfive, Nachfolger der Firma Ufa Sport. Gemeinsam mit der HSV-Führung soll es "so zügig wie möglich" zu einem Gipfeltreffen mit Hamburgs Finanzsenator Wolfgang Peiner (CDU) kommen.
Der Sportausschuß der Hamburgischen Bürgerschaft wird sich schon heute mit dem Thema beschäftigen. "Wir brauchen sofort Klarheit, sonst sind Erhalt und Finanzierung großer Sportstätten nicht mehr möglich", sagte Volker Okun, sportpolitischer Sprecher der Regierungspartei. Vor Ort, in der AOL-Arena, soll die Problematik erörtert werden. Ohne Erlöse aus den 51 fest vermieteten Logen und insgesamt 2160 Business-Sitzen wäre das Spiel so nicht mehr möglich.
Geradezu dramatische Dimensionen nimmt die neue Praxis des Finanzamts in bezug auf die Fußball-WM 2006 an. Während des Weltturniers im kommenden Jahr sind VIP-Zonen in den Arenen wichtiges Fundament der gesamten Wirtschaftsplanung. Mit 33 338 Logenkarten und gut 300 000 weiteren VIP-Tickets will die Ise-Hospitality AG mit Hauptsitz in der Schweiz 300 Millionen Euro erwirtschaften. 170 Millionen Euro wurden für dieses Vermarktungsrecht bezahlt.
Kein Wunder, daß die Kunden tief in die Tasche greifen müssen: Die teuerste Loge im neuen Münchener Stadion beherbergt 31 Plätze und kostet 428 000 Euro. Da solche Summen nur von großen Konzernen bezahlt werden, die diese Investition steuerlich geltend machen können, reagieren die Vermarkter unruhig.
Denn das Hamburger Finanzamt für Großkunden spricht eine schnörkellose Sprache. "Die von der Firma Sportfive GmbH . . . bestätigte Kostenaufteilung wird von der Betriebsprüfung nicht anerkannt", heißt es in dem Prüfungsvermerk, der dem Hamburger Abendblatt vorliegt. Damit bricht ein Teil des wirtschaftlichen Kartenhauses zusammen.
Bisher gingen Vermarkter wie Profivereine und Logen-Kunden vom "Prinzip Hoffnung" aus. Auch wenn die "Zeitbombe" tickt, so HSV-Aufsichtsratsmitglied Jürgen Hunke. Das HSV-Gremium befaßte sich gestern mit dem Thema. Betroffene Firmen wie die Signal-Iduna-Versicherung, die sich nicht äußern wollte, warten auf rasche Klärung.
Diese kann nur aus Berlin kommen. Warum haben Fußball-Bund und Finanzminister nicht rechtzeitig reagiert? Auch die DFL, Allianz der Proficlubs, drängt auf ein deutliches Wort der Bundesregierung. "Wenn das gesamte System wackelt, geht die Rechnung nicht mehr auf", mahnt DFL-Sprecher Tom Bender. Mit anderen Worten: Hohe VIP-Kosten subventionieren die "normalen" Kartenpreise. (Jens Meyer-Odewald)
"Wir brauchen Klarheit, sonst ist der Erhalt großer Sportstätten nicht möglich." Volker Okun
erschienen am 22. Februar 2005 in Sport