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ZEIT: Ist Ihnen in Ihrer Laufbahn das Thema Doping untergekommen?
Müller-Wohlfahrt: Nein, bei den Bayern nicht und bei der Nationalmannschaft auch nicht.
ZEIT: Einer Ihrer prominentesten Patienten ist Usain Bolt, der jamaikanische Weltrekordler über 100 Meter. Viele betrachten seine Fabelzeiten mit Skepsis, Sie auch?
Müller-Wohlfahrt: Usain ist ein absoluter Ausnahmesprinter, wie es keinen zuvor gegeben hat ...
ZEIT: ... der sauber ist?
Müller-Wohlfahrt: Absolut.
ZEIT: Dafür würden Sie Ihre rechte Hand hergeben ...
Müller-Wohlfahrt: ... beide Hände!
ZEIT: Haben Sie bei Fußballern Verdacht geschöpft?
Müller-Wohlfahrt: Nein, es würde ihnen auch nichts bringen, Muskelmassen anzutrainieren, denn dann würden sie zu schwer werden. Die Elastizität ginge verloren, wie auch die Flexibilität und die Leichtigkeit. Wenn ein Spieler Stimulanzien nimmt, dann ist der Akku anschließend leer, und er erleidet im nächsten Spiel einen Leistungsabfall.
Im Fußball, soweit ich das übersehe, gibt es kein Doping. Im Übrigen gibt es sehr viele Kontrollen. Bei den Bayern zum Beispiel kommen die unabhängigen Kontrolleure, um sechs oder acht Spieler gleichzeitig zu testen, auch manchmal morgens um sechs Uhr zu ihnen nach Hause. Wie wir es immer wieder erleben, gibt es auch weiterhin Doping in verschiedenen Sportarten, daher lege ich meine Hände nicht für alle Sportler ins Feuer.
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https://www.zeit.de/2018/18/hans-wilhelm-mueller-wohlfahrt-nationalmannschaft-arzt-interview