11.07.2005
Pleiten, Pech und Pannen - und kein Ende
"Seine Zeit beim VfB Stuttgart ist ein großes Missverständnis. Ein überaus kostspieliges dazu. "Er soll im Training zeigen, was er drauf hat", sagt Sportdirektor Herbert Briem. Dabei ist es ein offenes Geheimnis: Nach seiner Rückkehr von Velez Sarsfield suchen die Roten händeringend einen Abnehmer für Emanuel Centuriãn (22).
Es war eine Szene zum Steinerweichen. Seit einer Woche ist Centuriãn wieder in Stuttgart. Am ersten Arbeitstag holte er den Laktattest nach, danach saß der schmächtige Argentinier verloren auf einer Gymnastikmatte und blickte sich verdutzt um. "Was mache ich hier eigentlich?", schienen seine Augen zu fragen. Centuriãn weiß nicht, wo er hingehört. Und beim VfB weiß auch keiner, wohin mit dem Mittelfeldspieler - übrigens schon seit 2003, seit der damalige Trainer Felix Magath den 2,5 Millionen Euro teuren Transfer über den Berater Dusan Bukovac und dessen Firma KBM eingefädelt hat.
Centuriãns Kampfgeist ist ungebrochen. Zumindest sagt er: "Ich will mich dem neuen Trainer zeigen." In den kommenden Tagen will Giovanni Trapattoni mit Briem die sportlichen Perspektiven des Mittelfeldspielers abklopfen. Allem Anschein nach ist auch unter dem Italiener kein Platz für ihn. Und weil die Roten in seinem Stammbaum vergebens nach deutschen Vorfahren fahndeten, darf Centuriãn nicht einmal bei den Amateuren ran. Eine verzweifelte Lage.
Centuriãn und der VfB: eine Serie von Pleiten, Pech und Pannen. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Der vorerst letzte Höhepunkt war das Testspiel am vergangenen Donnerstag beim SSV Ulm 1846. Centuriãn kam als einziger Feldspieler nicht zum Einsatz. Weil sein Leihvertrag mit Velez Sarsfield erst am gestrigen Sonntag endete, benötigte der VfB eine schriftliche Spielerlaubnis der Argentinier. Die kam - aber erst nach der Partie.
Kein Einzelfall. Verletzungen, mangelnde Spielpraxis, fehlende Deutsch-kenntnisse bremsten Centuriãn beim VfB aus. Das Zutrauen in seine spielerischen und kämpferischen Qualitäten war auch nicht eben groß. Einen Wechsel auf Leihbasis zum FC St. Gallen lehnte er ab. Selbst sein Abstecher nach Argentinien war kein Erfolg. Mit Velez Sarsfield wurde er zwar argentinischer Meister, aber gespielt hat er kaum. Als er nach langer Verletzungspause ins Team zurückkehrte, sah er die Rote Karte - das war´s.
Auch beim VfB steht Centuriãn wieder der Abpfiff bevor. Mit einem Leihgeschäft würden die Roten zumindest wieder sein Gehalt sparen, das bei rund einer Million Euro liegen soll. Am Problem selbst ändert das nichts: Die Personalie Centuriãn bleibt ein schwieriger Fall - für beide Seiten."
Stuttgarter Nachrichten 11. Juli 2005