Rohrkrepierer statt Granate
FUSSBALL: Ohne Kosowski gegen Slavia Prag - FCK sucht Verstärkung
KAISERSLAUTERN (zkk). Bruno Reis, der Brasilianer aus Israel, wird kein Thema für Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern. Wegen Bauchmuskelproblemen brach der 27 Jahre alte Profi sein Probetraining ab. Der FCK arbeitet aber mit Hochdruck an einer „großen Lösung", um die Zentralrolle im defensiven Mittelfeld neu zu besetzen.
,,Es sieht nach einer eher langwierigen Verletzung aus, so macht es keinen Sinn", erklärte FCK-Trainer Michael Henke den Testfall Bruno Reis gestern Mittag für beendet. Heute (18 Uhr) bestreitet der FCK in Kehl (bei Offenburg) gegen Slavia Prag sein letztes Vorbereitungsspiel. Im Tor beginnt heute Thomas Ernst, der seinen Stammplatz verteidigen möchte.
„Ich erwarte, dass das der stärkste Gegner der Vorbereitung wird. Aber die Mannschaft, die gegen Prag beginnt, ist nicht automatisch die, die nächste Woche gegen Schalke auflaufen wird", machte Henke gestern deutlich, dass der letzte Test nicht unbedingt als Generalprobe zu werten ist.
Fehlen wird im Kader heute Michael Lehmann. Der junge Pechvogel quält sich nach wie vor mit seiner Sprunggelenkverletzung. Christian Nerlinger, der nach seinem Aufbautraining wieder voll mit der Mannschaft trainiert, steht noch nicht wieder im Aufgebot. Nicht nominiert wurde „Wackelkandidat" Kamil Kosowski. „Er hilft uns momentan nicht weiter, er wird daheim trainieren", beschied der Trainer. Er vernimmt die immer wieder neuen Wechselwünsche und die entsprechenden Gerüchte, ist unzufrieden mit dem Leistungsbild des polnischen Nationalspielers.
Dass Kosowski bislang nicht transferiert werden konnte, sieht FCK-Vorstandsvorsitzender René C. Jäggi im komplexen Vertragskonstrukt des (teuren) 27-Jährigen begründet. Er ist seit 2003 vom FCK ausgeliehen, „gehört" Wisla Krakau. „Ich wollte ,Koso", als er kam, diebstahlssicher machen, weil ich überzeugt war, dass die Granate explodiert", gesteht Jäggi seinen Irrtum ein: Aus der erwarteten Granate wurde eher ein Rohrkrepierer, aus dem erhofften Verkaufsschlager eher ein Ladenhüter. Der Pole, oft zwischen Genie und Wahnsinn rochierend, konnte nie konstante Leistungen bringen, pendelt zwischen Bank, Rasen und Tribüne. Jäggis Hoffnung, dass mit Henke der dritte Trainer nach Gerets und Jara „die Nuss knacken" würde, scheint sich nicht zu erfüllen.
,,Bruno Reis war nur eine Option", ließ Trainer Henke gestern anklingen, dass die Suche nach einer klassischen Nummer 6, einer Mittelfeld-Zentralfigur, fortgesetzt wird. Die Nummer 6 beim FCK trägt Christian Nerlinger. Der 32-Jährige war exakt für diese Rolle eingeplant, als er vor Jahresfrist von den Glasgow Rangers kam. Nach zwei schweren Operationen am Zehengrundgelenk aber ist ungewiss, ob der frühere Nationalspieler das Comeback, für das er hart arbeitet, schafft. „Es sieht ganz gut aus, aber ich weiß nicht, ob Christian wieder ein vollwertiger Bundesligaspieler wird. Es war eine sehr schwere Operation", gibt der Trainer zu bedenken - und mag das Risiko nicht eingehen, auf einer Schlüsselposition am Ende blank da zu stehen. Die Frage, ob auch Ciriaco Sforza, Marco Engelhardt oder Thomas Riedl diese Aufgabe übernehmen könnten, bejaht der Trainer. „Sie können da spielen, Torsten Reuter hat in der Zweiten Liga auch da gespielt, aber ich glaube, dass es unserer Mannschaft weiterhilft, wenn wir uns da verstärken könnten", sagte der Coach. Er sieht vor allem auch in Ciriaco Sforza ein Risiko. Er ist 35 Jahre, nach seiner langen Verletzungspause bleibe abzuwarten, wie er im Bundesliga-Alltag zurecht kommt. „Es sieht nicht so schlecht aus, er hat viel aufgeholt, ob das dauerhaft für die Bundesliga reicht, muss man abwarten", mahnt der Trainer zur Vorsicht.
Premiere als Joker im FCK-Dress feiern könnte heute der Mann mit der Nummer 18: Boubacar Sanogo, der Stürmer, der von der Elfenbeinküste stammt, in den letzten drei Jahren beim Al Ain Club in den Vereinigten Arabischen Emiraten stürmte. „Wahrscheinlich darf er reinschnuppern", sagte der Lauterer Trainer, der den 22-Jährigen nun eine knappe Woche unter seinen Fittichen weiß: „Die Eindrücke, die ich vom Video hatte, bestärkt er. Er besitzt Talent als Torjäger. Abzuwarten bleibt, ob er das umsetzen kann. Er hat viel Rückstand aufzuholen. Das braucht seine Zeit."
Die wenig berauschenden Testspiele, die Nullnummer beim Regionalligisten TuS Koblenz, will der neue Lauterer Trainer nicht sonderlich hoch gehängt wissen: „Das sind Momentaufnahmen, die man nicht überbewerten darf." „Die Testspiele sind durchwachsen gelaufen", gesteht Stefan Blank, der linke Außenverteidiger. „Das Ziel heißt Schalke, darauf konzentrieren wir uns", versichert der Abwehrspieler, der ebenso als gesetzt gilt wie der Ex-Gladbacher Marcelo Pletsch. Die Familie des resoluten Innenverteidigers ist inzwischen in Kaiserslautern eingetroffen. „Ich freue mich sehr, dass ich in meiner Heimatstadt Bundesliga spielen darf", frohlockt der Profi. Sein Ur-Großvater ist 1887 aus Kaiserslautern nach Brasilien ausgewandert. Der Kreis schließt sich ...
ron.de