Principeazzuro schrieb:
in zahlreichen ländern besteht das fussballpublikum oder auch das ganze sportpublikum nur aus normalofans oder lediglich interessierten
dort ist der eventcharakter trotzdem vorhanden
Das hängt dann aber in 9 von 10 Fällen damit zusammen, dass in den jeweiligen Profisportarten eine Tradition wie im Fußball so nicht existiert oder, so wie beispielsweise beim American Football in den Staaten an den Colleges, quasi eine Parallelwelt besteht, die eben genau diese Traditionen mit der Brechstange pflegt wie sie hier im Fußball mit Füßen getreten werden. Dem Fußball wird definitiv einen großes Stück seiner Faszination verloren gehen, wenn man hier versucht kopfweich die Marketingkonzepte aus Amiland zu kopieren, so wie es derzeit vonstatten geht.
der fussball wird auch ohne "klassischen kurvenfan" weiterleben oder zumindes nicht wegen des ausbleibens von diesem kollabieren - da hat der fussball demnächst ganz andere probleme, welche sich zum teil bereits abzeichnen
Keine Frage das Du damit Recht hast. Neue Multifunktionsarenen, ausgebaute WM-Stadien etc. wollen aber ausgelastet sein um sich zu refinanzieren. Um beim Beispiel München zu bleiben: Ohne Gruppen wie die Schickeria verliert der FCB den letzten Rest an Bodenständigkeit. Durch die Preispolitik in den Fankurven wird die Fanszene zudem letztlich vergreisen, da sich jeder an seinem günstigen Platzerl festhalten wird, womit die Stimmung im Stadion in den Keller geht. Weniger Stimmung ist aber gleichbedeutend mit weniger Zuschauern, denn um sich gemeinsam mit 60.000 anderen schweigenden Fußball anzuschauen gibt man keine 40 Euronen aus. Zudem lässt sich im Fußballstadion auch nicht soviel künstlicher Support initieren wie beispielsweise beim Eishockey, Basketball oder Football, da die Spielanlage eine ganz andere ist und die Bespaßungskonzepte aus den anderen Sportarten beim Fußball so nicht funktionieren.
der fussball wird sich nie dem allgemeinen wertewandel entziehen können
von daher finde ich die mit euren aussagen einhergehende verballhornung des normalofans oder lediglich fussballinteressierten als hirntoten eventi - so zumindest hab ich es verstanden - ziemlich neben der spur
Das hast Du offensichtlich falsch verstanden. Selbst in einer Replik an Dich käme ich nicht auf die Idee, jeden der sich nicht als Ultra sieht, als hirntoten Eventling zu umschreiben. Dann hätte ich mir auch ein hübsches Eigentor geschossen, da die Ultrapositionen auch für mich z.T. viel zu dezidiert sind. Mit dem Ultra und dem hirntoten Eventling sind nur die beiden äußeren Randpositionen umrissen, die sich inhaltlich im Rahmen der sehr heterogenen Fanmasse komplett gegenüberstehen. Niemand will oder fordert gar eine Homogenisierung der Fanmasse auf Ultra-Attribute - das wäre den Ultras wohl selbst nicht recht. Aber es gibt gerade in Stadien wie in Dortmund oder München sehr viele, finanziell potente Zuschauer, die der Sport eigentlich rein gar nicht interessiert, auf die aber Marketinginteressen und damit die Außendarstellung des Vereins mehr und mehr zugeschnitten werden. Das hat nix mit allgemeinem Wertewandel zu tun, es sei denn Du definierst die Bevorzugung des Kapitals als allgemeinen soziokulturellen und sinnhaften Wert.
manchmal kommt einem der gedanke der klassische fan sei ein ewig gestriger der sich durch das ritaulisierte absingen von liedern zur verherrlichung seiner verlogenen und längst von ihm selbst verkauften ideale auszeichnet - wenn dann zeitgleich immer die guten alten zeiten beschworen werden kann ich nicht verschweigen, dass ich mich unter den von euch so geschätzten hirntoten fussballinteressierten wohler fühle als vor 25 jahren in der nähe der kurvenassozialen bei denen man zu jeder zeit um seine körperliche unversehrtheit fürchten musste
Man kann natürlich versuchen, die berechtigte Kritik an einer kranken Entwicklung durch das Totschlagsargument eines naiven Fankurven-Reaktionismusses nieder zu bügeln. Macht Blatter auch. Haben Meier und Niebaum in Dortmund auch getan.
ein "echter" fan eines profisportteams zu sein hat entweder mit selbstinszenierung zu tun oder aber man ist nichts anderes als ein kritikloser markenjunki
Und Du bist nur Fan des Sports an sich?
ich meine ehrlich wäre das wenn man das beim örtlichen kreisligisten macht - wer all seinen lebensfrust oder seine lebenslust in die projektion von irgendwelchen idealen auf ein durch und durch kommerzielles gebilde wie einen fussballverein einer profiliga steckt kann sich nicht darüber beschweren wenn dieser kommerzielle club die liebe nur solange erwiedert wie es umsatzfördernd ist
spätestens seit den 70gern war klar wohin die reise im bezahlten sport geht - wer meint sich über ein solches kommerzteam definieren zu müssen soll ned rumheulen wenn der schuss nach hinten losgeht - das hat mit liebe zum fussball doch alles nix zu tun - die kann ich beim tus nachbarort oder fc heimatort auch befriedigen
Kommerz und Traditionspflege sind keine Antagonisten. Das sind sie nur in den Hirnen von Blatter, Hoeness, Meier und Co. Um in Deiner Lesart zu bleiben: Die unkritische Akzeptanz einer schleichenden Entwicklung ist auch historisch gesehen kein Ausdruck für überbordende Intelligenz oder cooles Understatement sondern eher für eine gewisse Obrigkeitshörigkeit.
wer sich solchen kommerzclubs hingibt kann sich doch ned jahre später beschweren, wenn ob des kommerzes etwas nimmer so is wie es ihm passt - das produkt wird dem markt angepasst - wenns ihm nimmer gefällt soll er sich n anderes kaufen
Ah, verstehe: kaufen, gucken, Fresse halten.