Die 05er gehen mutig und selbstbewusst in ihr Bonusspiel Nummer sechs. Als geloster Fairplay-Teilnehmer hat sich der 1. FSV Mainz 05 für sein eigenes europäisches Finale qualifiziert. Ein Sieg im Heimspiel gegen den spanischen Vertreter Sevilla FC – und die 05er ziehen in die Gruppenphase des UEFA-Pokals ein. Eine einfache Rechnung, ein Endspiel in prickelnder Europapokalatmosphäre. „Mir fallen auf Anhieb keine Gründe ein zu Hause zu bleiben“, sagt 05-Trainer Jürgen Klopp. Vielen Mainzern auch nicht. 31.000 Fans haben im Vorverkauf ein Ticket erworben und sorgen damit – soviel steht bereits fest – für einen neuen Zuschauerrekord in der Vereinsgeschichte. Das sportliche Highlight soll folgen.
Dass dies kein leichter Gang wird, ist den 05ern wohl bewusst. Niemand wird den Sevilla FC nach seinem derzeitigen 15. Tabellenplatz in der spanischen Liga beurteilen. Dort verlor Sevilla FC zuletzt bei Spitzenreiter Celta Vigo 1:2, steht vor allem aufgrund seiner Abschlussschwäche (erst drei Treffer in fünf Ligaspielen) bereits gehörig in der Kritik. Beim Hinspiel demonstrierten die Spanier allerdings eindrucksvoll ihre technische Stärke im Offensivspiel, ließen den Ball beeindruckend sicher und mit viel Druck in den eigenen Reihen kreisen. „Wir haben im Hinspiel gesehen, wir stark Sevilla ist. Aber wir haben auch gesehen, wie wir ihnen gefährlich werden können“, sagt Trainer Klopp. „Und das können wir in einem Heimspiel noch besser zur Geltung kommen lassen. Das Spiel ist für uns der pure Reiz. Wir haben nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen.“
Diese kämpferische optimistische Grundhaltung hat sich die Mannschaft mit ihren jüngsten Vorstellungen erarbeitet. Die Defensive hat sich zunehmend stabilisiert, das Pressingverhalten funktioniert abhängig vom Gegner nicht nur als reines Forechecking in der gegnerischen Spielhälfte, sondern auch in einer tieferen Staffelung wie etwa beim Hinspiel in Sevilla oder zuletzt in der Bundesliga gegen Borussia Dortmund. Darüber hinaus haben die 05er in der Offensivbewegung, im schnellen Umschalten in die Spitzen zugelegt. So viele spektakuläre Strafraumszenen wie gegen die Dortmunder hatten die 05er lange nicht mehr. Diese Qualitäten könnten auch im Duell gegen die ballsicheren Andalusier ziehen.
Wie bereits beim Hinspiel steht auch dieses Duell gegen Sevilla FC unter der besonderen Berücksichtigung des Spielplans in der Bundesliga. Wie schon beim Hinspiel müssen die 05er bereits weniger als 40 Stunden nach der UEFA-Pokalpartie wieder in der Bundesliga antreten, diesmal auswärts bei Borussia Mönchengladbach. Personalentscheidungen stehen deshalb auch unter diesem Blickwinkel. Gerade im Offensivbereich hat der Trainer alle Möglichkeiten. Ausfallen werden gegen Sevilla FC Christof Babatz, der aufgrund seiner alten Knieverletzung am Donnerstag nicht trainieren konnte, sowie die länger verletzten Tamas Bodog und Conor Casey.
Auch Juande Ramos, Trainer des Sevilla FC, verfügt im Angriff über verschiedene Varianten. Spekuliert wird derzeit, ob der Trainer erstmals in dieser Saison dem vom FC Barcelona ausgeliehen und im Hinspiel verletzten argentinischen Nationalspieler Saviola einen Einsatz von Beginn an einräumt. Der kleine, quirlige Angreifer, wäre ein adäquater Partner beispielsweise für den hünenhaften Kanouté. Ramos ließ seine Personalplanungen allerdings ähnlich wie sein Mainzer Kollege offen. „Die Tagesform wird entscheiden. Ich habe mit Kepa und Luis Fabiano zwei Alternativen“, sagt Ramos. Die Perspektiven seiner Angreifer beurteilt er im Rückspiel besser als im Hinspiel. „Im Hinspiel haben es die Mainzer geschafft ihr sehr defensives Spiel durchzubringen, im Rückspiel müssen sie mehr mitspielen.“