Neuer Kandidat: Tobias Rau
Werder sucht dringend einen Linksverteidiger / Berater von Bayern Münchens Nationalspieler bestätigt Kontakte
Von unserem Redakteur
Sebastian Stiekel
Sieben Mal spielte Tobias Rau bisher für die Nationalmannschaft. Foto: dpa
BREMEN. So wechselhaft Werders Ergebnisse in den vergangenen Wochen auch waren, eine Konstante fällt auf: Die Schwachstelle sitzt momentan hinten links. Von dort aus landete der Ball zuletzt häufiger im Aus als im gegnerischen Strafraum, ob der Verteidiger nun Schulz hieß oder Magnin. Seit März muss vor jedem Spiel der eine dem anderen weichen. Das belegt: Werder hat eine unumstrittene Dauerlösung auf dieser Position noch nicht gefunden.
Im Sommer soll sie kommen. Mal wieder. Gesucht wurde für die linke Abwehrseite schon häufig, gefunden mal Viktor Skripnik, mal Jacek Chanko, mal Gustavo Nery. Jetzt hat die Außenbahn wieder Priorität. Die Bremer fahnden dort und fürs defensive Mittelfeld, ein neuer Kandidat ist Bayern Münchens Nationalspieler Tobias Rau.
"Wir stehen in Kontakt mit Werder", bestätigte Raus Agent Jan Olsson unserer Zeitung. Der Schwede trainierte mal Eintracht Braunschweig in der Regionalliga und gilt als seriöse Erscheinung in der mitunter übel beleumundeten Berater-Branche. Werders Sportchef Klaus Allofs will sich zu dieser Personalie nicht äußern: "Zu Namen sage ich nichts mehr."
Tobias Rau passt exakt ins Bremer Anforderungsprofil. Er ist Linksfuß, jung (23), deutsch und vielseitig. Er hat sieben Länderspiele bestritten und schon in Mittelfeld und Abwehr gespielt. Hauptsache links.
Mit seinem Wechsel vom VfL Wolfsburg nach München erlebte der gebürtige Niedersachse aber einen Karriereknick. In seiner ersten Saison bestritt er nur acht Spiele für den Rekordmeister, in der laufenden fünf, vergangene Woche zog er sich einen Muskelbündelriss im rechten Oberschenkel zu und fällt erneut für längere Zeit aus.
Verletzungen und starke Konkurrenz haben Raus Entwicklung in München behindert. Im Winter holte der Klub Bixente Lizarazu zurück, im Sommer kommt Nationalspieler Phillip Lahm. Die Konsequenz: Rau kann und soll im Juli gehen, Bayern hofft ein Jahr vor Vertragsende 2006 auf eine Ablösesumme in noch zu verhandelnder Höhe.
"Es gibt mehrere Interessenten und Kontakte, aber Werder ist deshalb interessant, weil Tobias weiter oben mitspielen möchte", sagt Berater Olsson. In der Winterpause wurden Nürnberg und Köln als konkrete Interessenten gehandelt, was darauf schließen lässt, dass die Münchener Ablöseforderungen kaum in utopische Höhen schnellen werden. Raus Verpflichtung wäre für Werder preisgünstiger, als einen ausländischen Linksverteidiger aus einem länger datierten Vertrag herauszukaufen.
Mit seiner Suche bewegt sich der Deutsche Meister nicht allein auf dem internationalen Transfermarkt. Brauch- und bezahlbare Außenverteidiger sind Mangelware, was in erster Linie an den gestiegenen Anforderungen an ihre Position liegt. Sie müssen des Gegners Spiel zerstören und das eigene eröffnen können, gleichermaßen schnell, zweikampf- und technisch stark sein. Zwischen Nachfrage und Angebot herrscht ein Missverhältnis.
Werder sucht hinten links, der HSV und Leverkusen auch. Der VfB Stuttgart gedenkt Phillip Lahm zu ersetzen, indem er den in Bremen umstrittenen Ludovic Magnin verpflichtet. Und dadurch Werders Bedarf möglicherweise vergrößert.
Eine Option bleibt unterdessen Gustavo Nery. Der brasilianische Nationalspieler ist bis 2007 an Werder gebunden und derzeit an die Corinthians ausgeliehen. Sollte der Klub aus Sao Paulo die vereinbarte Kaufoption (1,5 Millionen Euro) nicht ziehen wollen oder können, "dann kommt er im Sommer zurück", wie Klaus Allofs noch einmal bestätigte. In Nerys Sinne wäre das sicherlich nicht. Zwischen August und Januar hat sich der 27-Jährige in Bremen weder wohl gefühlt noch integriert. Seit seiner Rückkehr nach Sao Paulo ruft er wieder die Qualitäten ab, die Werder so dringend sucht: Linksfuß, technisch- und zweikampfstark.