Interview Wolgang Wolf zur Vorrunde der 2.Liga

Im Interview: FCK-Trainer Wolfgang Wolf über vier Neuzugänge, die Zwischenzeugnisse und seine Mission Wiederaufstieg
„Das schwerste Jahr meiner Laufbahn"

Kaiserslautern. Trainer Wolfgang Wolf (49) will Fußball-Zweit-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern mit vier Neuzugängen im Winterschlussverkauf für das Projekt Wiederaufstieg aufrüsten.

Frage: Herr Wolf, welche Schlagzeile möchten Sie am 21. Mai 2007 über sich und den FCK in der RHEINPFALZ lesen?

Wolfgang Wolf: Über mich? Nichts! Aber über die Mannschaft. Einfach nur: „Ziel erreicht!" Nichts Spektakuläres. Denn wenn wir aufsteigen würden, dann ist das schon mehr als spektakulär.

Welche privaten Weihnachtswünsche hat der FCK-Trainer 2006?

Dass wir gesund bleiben und über die Weihnachtsfeiertage einen erholsamen Urlaub haben werden. Und dass ich im Kreis meiner Familie und meiner Freunde in aller Ruhe die freien Tage genießen kann. Denn das letzte Jahr hat viel Kraft gekostet.

Sie meinen erst ein Jahr am Abgrund, dann der Abstieg, die Zäsur, der totale Neuaufbau, der Druck, wieder aufsteigen zu müssen und zu wollen?

Wir haben 22 Punkte in der Rückrunde geholt, das wäre ein Mittelplatz gewesen. Jetzt haben wir 30. Aber wir sind abgestiegen ... Nach Wolfsburg war ich schon am überlegen, ob es Sinn macht, weiterzumachen. Aber wie die Fans reagiert haben, das hat mich überzeugt. Ich bin - trotz der guten Rückrunde - mit abgestiegen, ich wollte einfach das sinkende Schiff nicht verlassen.

Der FCK hat in der Zweiten Liga über 30.000 Zuschauer im Schnitt. Überrascht Sie das? Sie haben 30 Punkte - wie zufrieden stimmt Sie das?

Ja, was die Resonanz angeht, da bin ich unwahrscheinlich zufrieden. Das ist für mich sensationell. Auf der anderen Seite war ich mit der Art und Weise, wie wir einige Male daheim, speziell gegen Augsburg und Jena, gespielt haben, nicht zufrieden. Das muss besser werden. Wir müssen daheim dominanter werden. Auswärts hatten wir nur anfangs Probleme, haben jetzt das Spiel viel besser kontrolliert, nicht so hektisch wie daheim gespielt. Da müssen wir eine Schippe drauflegen. Auch mit unseren Nachkäufen müssen wir ein glückliches Händchen haben. Auswärts sind wir schwerer zu schlagen als daheim, wenn wir das Spiel machen müssen. Die Leute murren schnell, wenn es nicht gleich läuft. Das sind nicht die im Westen oder Süden ... Bei diesen Reaktionen werden unsere jungen Spieler auch schnell nervös.

Herr Wolf, Sie haben jetzt Silvio Meißner für das zentrale Mittelfeld und Emeka Opara als Hoffnungsträger für den Sturm verpflichtet. Was erwarten Sie?

Das mit der Erwartungshaltung ist in Kaiserslautern immer so eine Sache ... Wenn Silvio seine alte Form findet, die er in Stuttgart hatte, dann wird er uns mit seiner Art Fußball zu spielen, wesentlich weiter bringen. Emeka ist Nigerianer, kommt aus Tunesien in ein fremdes Land, in einen neuen Kulturkreis mit einer neuen Sprache. Es wird kalt sein, er wird erstmals Eis und Schnee erleben. Da müssen wir die Rasenheizung schon ein bisschen höher stellen. Aber ernsthaft: Wenn Emeka umsetzt, was er kann, dann werden wir viel Spaß haben.

Sie wollen aber noch zwei weitere Neue. Was passiert noch?

Wenn Nicolas Pavlovich nach Mexiko geht, kommt noch ein zweiter Stürmer. Hinten links, sind wir nach Schönheims Ausfall dünn besetzt. Da will ich noch was machen.

Florian Fromlowitz hat sich nach starken Leistungen als Torwart der U 20-Nationalelf unzufrieden mit seiner Situation als Ersatzmann beim FCK gezeigt. Florian sagte, im Sommer müsse was passieren. Sehen Sie die Gefahr, dass Fromlowitz geht?

Ich sehe die Situation ganz entspannt. ,Flo" übt mit seiner Leistung Druck auf Jürgen Macho aus, der damit aber sehr gut klar kommt, sehr gut hält. Da wird sich in der Kürze der Zeit nichts ändern. ,Flo" hat noch eineinhalb Jahre Vertrag. Grundsätzlich muss sich jeder an das halten, was vorgegeben wird.

Wie sehen Sie die Entwicklung der jungen Garde? Daniel Halfar war Joker, erst die Meniskusoperation, dann der Nasenbeinbruch plus Gehirnerschütterung. Fabian Schönheim spielte erst nicht gut, war dann draußen, agierte zuletzt stark, nun fällt er lange aus. Sebastian Reinert startete durch, schien am Ende seiner starken Vorrunde kaputt ...

Ich wollte Dreier-Kette mit ,Fabi" spielen, das hat in Karlsruhe und Rostock nicht so geklappt. Zuletzt hatte Fabian Schönheim die Rolle als Linksverteidiger in der Viererkette angenommen, hatte das immer stärker gespielt. Daniel Halfar hatte eine gute Vorbereitung, als es um die Plätze ging, hatte er seine Unbekümmertheit verloren und wirkte nicht mehr so frisch. Reinert war in der Vorbereitung schlecht, zum Start voll da. Er konnte ohne Verletzungen durchspielen und ist ein Gewinner der Vorrunde. Ich kenne das Profigeschäft: Verletzungen wie jetzt bei Halfar oder Schönheim kommen nicht von ungefähr. Die Spieler machen all das erstmals mit, die Vorbereitung, täglich Training, der Kampf um die Plätze.

Zu Ihren Einkäufen: Hajnal, Müller, Daham, Demai und Bouzid haben eingeschlagen. Was ist mit Ouattara, wieso ist er noch nicht wirklich beim FCK angekommen?

Ihm fehlt einfach ein sehr gutes Heimspiel. Ihm fehlen daheim Leistungen, wie er sie auswärts schon zeigte. Er will es besonders gut machen und setzt sich zu sehr unter Druck. Aber wenn man 16 Neue holt, können nicht alle Stammspieler werden. Man holt ja auch diesen oder jenen, um gewappnet zu sein, wenn etwas passiert.

Was ist mit Lexa, der nur andeutete, was er wirklich kann?

Lexa bekam kurz vor Saisonbeginn eine schwerwiegende Fußverletzung, die wir lange nicht in Griff bekommen haben. Ich hoffe, dass er in der Rückrunde zeigt, was er wirklich kann. Normalerweise muss Reinert Lexa auf der Position unter Druck setzen und nicht umgekehrt.

Ricardo Villar ist ein toller Fußballer, hatte wenig Chancen bei Ihnen, das zu zeigen.

Sein Pech, das Tamás Hajnal auf seiner Position eine so überragende Entwicklung genommen hat. Der ist nicht mehr aus der Mannschaft wegzudenken, Ricardo konnte die wenigen Chancen, die ich ihm gegeben habe, leider nicht so nutzen. Aber er wird noch andere bekommen.

Josh Simpson begann gut, konnte sich aber nicht durchsetzen. Warum?

Er hat seine Unbekümmertheit verloren. Er will es immer sehr gut machen, verkrampft, versäumt seine Schnelligkeit auszuspielen.

Pavlovich und Karadas konnten dem FCK im Sturm nicht helfen. Zwei Fehleinkäufe?

Wenn ich einen Spieler hole, der 500.000 oder 600.000 Euro kostet, dann lasse ich mich als Trainer daran messen. Wenn ich aber kein Geld habe, nur Spieler nehmen kann, die irgendwo anders nicht spielen, auf der Bank sitzen, verletzt waren, dann ist das ein Versuch. Mehr nicht. Einer, der ablösefrei kommt, kann kein Fehleinkauf sein.

Sie haben Aki Riihilahti als Führungsspieler gesehen. Er wirkte zu langsam, zeigte Übersicht, ohne voll zu überzeugen. Er fehlt seit Monaten verletzt. Kommt der lustige Finne überhaupt zurück?

Ja. Ich hoffe, dass er die Vorbereitung mitmachen kann. Auf seiner Position wird er aber extrem starke Konkurrenz bekommen. A durch Steffen Bohl und b durch Silvio Meißner. Und dieses Mal macht Balázs Borbély die Vorbereitung mit.

Steffen Bohl hat ja eine tolle Entwicklung genommen, als Sechser speziell in Braunschweig und Köln prima mit Borbély harmoniert ...

Wenn Steffen Bohl so weiter macht, dann müssen sich seine Konkurrenten an ihm orientieren. Es geht nicht um Namen, nur um Leistung. Mir gefällt ganz gut, wie Steffen diese Position interpretiert. Instinktiv macht er viele Sachen richtig. Er muss im Defensiv-Zweikampf härter werden, im Kopfballspiel ist er mit der Beste bei uns. Er ist läuferisch stark, schnell. Seine Stärke ist das einfache Spiel. Er ist torgefährlich, hat schon vier Tore gemacht. So liegt die Last nicht allein auf Tamás.

Wie oft haben Sie sich schon zum Kauf von Hajnal gratuliert. Ein Bundesligaspieler!

Es war nicht so geplant. Er kam als Linksaußen. Dank seiner Spielintelligenz erschien er mir da draußen etwas verschenkt. Er wollte anfangs alles, war überall. Jetzt spielt er so, wie ich mir ihn vorstelle, zwischen den Strafräumen, da kann er seine Pässe spielen, er besitzt ein super Auge und einen super Schuss.

Sind der KSC und Rostock schon durch?

Nein. Sie sind die Aufstiegsfavoriten, aber wenn sie in den ersten vier Spielen nur zwei Punkte machen, der Abstand schmilzt, dann könnten sie auch nervös werden. Trotzdem orientiere ich mich am dritten Platz, sehe einen Zweikampf zwischen Duisburg und uns, in den 1860 München und Aue eingreifen können. An Köln glaube ich nicht mehr. Es sei denn, sie können so viel Geld ausgeben, dass sie kein Spiel mehr verlieren.

Wie sehen Sie das Thema Sportdirektor?

Im Laufe der Rückrunde müssen wir überlegen, wer das zum 1. Juli übernehmen kann und wer hier auch die nötige öffentliche Akzeptanz findet. Er muss das Geschäft beherrschen, das Transferrecht kennen, mit den Spielerberatern umgehen können, DFB und DFL kennen. Er muss verhandeln können. Frank Aehlig ist zur Unterstützung da. Ich stimme mit Aufsichtsrat und Vorstand überein, dass Handlungsbedarf besteht. Ich kann Entlastung brauchen. Auf Dauer wird das zu viel. Ich hatte heute nicht mal Zeit, zum Friseur zu gehen. Da hab" ich meinen Sohn geschickt ...

Welche Perspektiven hat der FCK?

Der FCK ist ein Traditionsverein, ein Markenartikel. Der FCK ist ein schlafender Riese. Der FCK ist ein hohes Gut. Er muss zurück in die Bundesliga, mittelfristig wieder in den einstelligen Tabellenbereich - mit Tendenz nach oben!

Herr Wolf, als der FCK noch betucht zu sein schien, Stars kaufte, haben Sie immer davon gesprochen, es wäre für Sie ein Traum, FCK-Trainer zu sein. Haben Sie einen Traumjob?

Ich komme immer zu Vereinen, die kein Geld haben. Das war in Wolfsburg und Nürnberg auch so. Traumjob? Manchmal habe ich mich das auch gefragt, als es hier an einfachen Dingen fehlte. Jetzt haben wir einen super Kraftraum. Wir haben ein traumhaftes Trainingsgelände, da kann es aber eigentlich nicht sein, dass die Spieler 20 Minuten im Bus verschwitzt zum Duschen fahren müssen. Das ist ein großes Problem. Wir haben aber finanzielle Zwänge. Die kenne ich, die akzeptiere ich. Das ist sicher das schwerste Jahr in meiner Trainer-Laufbahn. Aber ich will den FCK wieder dahin bringen, wo er hingehört. Ich habe es noch keine Sekunde bereut, hier Trainer geworden zu sein. Du musst hier jeden Euro fünfmal umdrehen, bis du ihn ausgeben kannst. Aber es macht Spaß, es lohnt sich, wenn man die Mannschaft, die Fans, das Umfeld, die Führung sieht. Als wir nach dem 2:2 aus Köln heimgefahren sind, den Fans auf der Autobahn, an der Raststätte begegneten, das war wunderbar. Man konnte meinen, wir wären schon aufgestiegen. Ich habe den Spielern im Bus gesagt: Wisst ihr, wie geil es ist, hier aufzusteigen?

Herr Wolf, danke für das Gespräch. Viel Erfolg 2007!

Gerne. Ich kann unseren treuen Fans nur versprechen: Vorstand, Aufsichtsrat und Trainer sind eine Einheit. Wir wollen die Mannschaft optimal verstärken. Trainer und Mannschaft werden alles tun, 2007 aufzusteigen. Allen Lesern der Sonntag Aktuell: Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr!

Das Gespräch führte Horst Konzok

Quelle:
Sonntag Aktuell
 
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