VN-INTERVIEW: Altachs Neocoach Manfred Bender über seinen neuen Klub und seine Philosophie
"Mannschaft bestimmt den Trainertyp"
Für Manfred Bender ist der Einjahresvertrag normal und nichts Außergewöhnliches.
VN: Gratulation zum neuen Job als Trainer des SCR Altach?
Manfred Bender: Danke. Die Sache war einfach. Herr Längle hat mich angerufen. Dann gab es ein Gespräch mit ihm und dem Präsidenten - so war es.
VN: Gegen Rapid waren Sie bereits im Stadion. Wie war Ihr erster Eindruck?
Bender: Das Drumherum ist sehr gemütlich. Das Stadion hat mir sehr gut gefallen. Es herrscht eine enge Atmosphäre, die Zuschauer sind nahe am Geschehen. Ich denke, da lässt sich einiges erreichen.
VN: Und die Mannschaft?
Bender: Viel kann ich noch nicht sagen, ich habe die Mannschaft ja das erste Mal gesehen. Einsatz und Kampfgeist waren in Ordnung, aber Laufen und Kämpfen sind ja die Grundvoraussetzungen. Fußballerisch gibt es noch Nachholbedarf, vor allem die vielen Fehlpässe sind mir aufgefallen. Aber ich denke, die Mannschaft ist in dieser Hinsicht ausbaufähig.
VN: Sind Ihnen ein paar Spielernamen ein Begriff?
Bender: Ich bin ja nun seit gut einem Jahr in Österreich und dank Premiere auch gut über das Fußballgeschehen informiert. Namen wie Ledezma, der ja nach Augsburg wechselt, Leonardo, Krassnitzer oder auch Schoppitsch sind mir schon ein Begriff.
VN: Mit welchen Zielen werden Sie Ihre Arbeit in Altach angehen?
Bender: Dieselben, mit denen jeder Trainer seinen Job beginnt. Ich will Spiele gewinnen. Aber mir ist schon klar, dass das zweite Jahr für einen Liganeuling das schwierigere wird. Primär zählt daher der Kampf gegen den Abstieg.
VN: Haben Sie schon Vorstellungen, wie die Mannschaft für die kommende Saison aussehen wird?
Bender: Die Frage kommt zu früh. So viel ich weiß, haben 14 Spieler einen Vertrag. Gegen Sturm werde ich mir noch einmal ein Bild von der Mannschaft machen. Aber einige Spieler werden wir schon noch holen. Wie die Mannschaft dann wirklich aussieht, zeigt sich am 1. Spieltag der neuen Saison.
VN: Und wie würden Sie sich als Trainer beschreiben?
Bender: Als locker autoritär - aber die Spieler haben es selbst in der Hand, welchen Trainer sie während der Woche haben. Als Trainer habe ich alles im Repertoire, dafür bin ich schon zu lange im Fußballgeschäft. Ich sehe schon, wo es hingeht und ob die Mannschaft eine lockere Atmosphäre im Training verkraftet.
VN: Sie sagen selbst, Sie sind schon lange im Geschäft. Welcher Trainer hat Sie denn maßgeblich beeinflusst?
Bender: Beeinflusst hat mich keiner, aber ich habe von jedem etwas mitgenommen. Jupp Heynckes war ein absoluter Disziplinfanatiker, Winfried Schäfer und Klaus Toppmöller waren locker und Kumpeltypen, dafür war Werner Lorant beinhart. Aber ich werde nicht in ihre Fußstapfen treten, ansonsten könnte ich sie ja nie überholen. Schon als Spieler hatte ich meinen eigenen Kopf, das ist auch als Trainer so. Ich drehe mich nicht nach dem Wind, sondern verfolge meine Linie.
VN: Wie sind Sie nach Österreich gekommen?
Bender: Purer Zufall. Der Präsident von Vöcklabruck war auf der Suche nach einem Trainer und holte sich dabei Ratschlag beim ehemaligen Steyr-Präsidenten Alois Radlspäck. Dieser nutzte seine Kontakte zu einem Manager nach Deutschland. Dieser fragte bei mir nach. Ich hatte gerade die A-Lizenzprüfung abgelegt und sagte dann sofort zu.
VN: Was wussten Sie über Vöcklabruck?
Bender: Nichts, nur dass die Mannschaft in der Regionalligatabelle drei Punkte hinter einem Nichtabstiegsplatz war und noch sechs Spiele zu absolvieren waren. Ich dachte mir: Das ist zu schaffen und zugleich ein guter Einstieg ins Trainergeschäft. Es kam auch so und dieses Jahr spielen wir um den Titel mit. Derzeit sind wir Tabellenzweiter, aber 19 von 22 Spieltage waren wir Spitzenreiter.
VN: Was sind die Unterschiede zwischen Fußball in Deutschland und Österreich?
Bender: Mit Sicherheit das Tempo. Im konditionellen Bereich haben die Deutschen Vorteile, aber auch die Einstellung ist eine andere. Österreichs Fußballer wollen finanzielle Sicherheit und ein hohes Fixum. Das haben in Deutschland nur die Stars, ansonsten machen der Fixgehalt 30, die Prämien aber 70 Prozent des Lohnes aus. Ein Beispiel: Wir wollten uns in Vöcklabruck im Winter verstärken, boten den Spielern eine Meisterprämie, doch die lehnten ab. Altach ist diesbezüglich anders. Hier wird nur ausgegeben, was man hat.
VN: Wie lange läuft Ihr Vertrag in Altach?
Bender: Ein Jahr, das ist okay. Ich werde mich jetzt mit Kotrainer Rade Plakalovic zusammensitzen und ein paar Dinge besprechen. Bei uns läuft die Meisterschaft ja noch bis zum 15. Juni. Dann hoffe ich, dass ich als Meister nahtlos meine Arbeit in Altach beginnen kann.
ZUR PERSON
Manfred Bender
Die Zeit beim Karlsruher SC hat mich am meisten geprägt. Keiner hat uns damals die Erfolge im UEFA-Cup und im DFB-Pokal zugetraut.
Geboren: 24. Mai 1966
Bundesligaspiele/-tore: 229/42
Erfolge: Deutscher Meister (FC Bayern/1990)
Laufbahn: SpVgg Unterhaching, FC Bayern München, Karlsruher SC, TSV 1860 München, Karlsruher SC, 1. FC Saarbrücken, SV Wilhelmshaven, FC Ismaning, TSV Eching (Karriereende 2005)
Familie: verheiratet mit Kerstin, eine Tochter (aus erster Ehe)
Vereinskarriere Manfred Bender
Der technisch versierte Freistoß Spezialist wechselt vom Münchner Vorstadtklub und Zweitliga-Aufsteiger Unterhaching zu den großen Bayern. In dieser Zeit verhinderte wohl nur sein damaliger Coach Jupp Heynckes eine Einberufung in die Nationalelf. "Vogts wollte mich 1991 zum Spiel gegen Russland einladen. Heynckes sagte aber: ,Das ist noch zu früh.‘"
Nach der Saison 1991/92 und drei Trainern beim FC Bayern (Heynckes, Sören Lerby und Erich Ribbeck) wechselt Bender zum Karlsruher SC. Bender, der bei den Münchnern quasi aussortiert wurde, revanchierte sich im KSC-Dress auf seine Art bei den Bayern. Im Münchner Olympiastadion erzielte er gegen seinen Ex-KSC-Kollegen Oliver Kahn das Siegestor - aus einem direkt verwandelten Eckball.
Wechsel zum TSV 1860 München. Bei den "Löwen" Sommer 1996 spielte er drei Saisonen, wobei er es in der letzten Saison nur noch auf sechs Einsätze brachte (Bild). Bender ging den Weg in die zweite Liga, spielte für Saarbrücken und schließlich bei den Oberliga-Vereinen Wilhelmshaven und Ismaning. Am 16. Mai 2006 begann seine Trainerkarriere beim oberösterreichischen Regionalligaklub Vöcklabruck. Mit Ende der laufenden Saison wechselt er zum Bundesligisten cashpoint SCR Altach, wo er einen Einjahresvertrag unterschreiben wird.
quelle, vn 08.05.07