Lauterer Spielfilm nicht mehr als Stummfilm
FUSSBALL: FCK im Trainingslager - Hilfe für Timo Wenzel - 9:2-Sieg beim VfB Marburg
Von unserem Redakteur
Horst Konzok
MARBURG. JungeSchwung beim 1. FC Kaiserslautern: Fabian Schönheim (18) hat gute Chancen, am Samstag gegen Eintracht Frankfurt in die Lauterer Start-Elf zu rücken, Daniel Halfar (17) steht als Joker vor seinem Bundesliga-Debüt.
„Ich bin noch in der Findungsphase", beschreibt der neue FCK-Trainer Wolfgang Wolf Sinn und Zweck des Trainingslagers in Marburg. Mit einem 25-köpfigen Kader logiert der FCK im Fünf-Sterne-Hotel „Vila Vita Hotel Rosenpark" des Hauptsponsors Deutsche Vermögensberatung (DVAG). Wolfs Marburger Einzelgespräche dienen dem besseren Kennenlernen. Es ist ein verbales Ertasten der (meist wunden) Spieler-Seelen. „Wir haben absolut kein Selbstvertrauen mehr", verdeutlicht Kapitän Marco Engelhardt den Schrei nach einem Erfolgserlebnis. Elf Bundesligaspiele ohne Sieg haben tiefe Spuren hinterlassen. Berkant Göktan, der nach seiner Innenbanddehnung wieder mit der Mannschaft trainiert: „Irgendetwas bei uns stimmt nicht, der Trainer muss es lösen ..." So versucht der Coach unter vier Augen zu ergründen, wie der einzelne Spieler denkt, wie er seine Leistung einstuft, seine Position sieht. Probleme sollen geortet, möglichst auch gelöst werden.
Termin beim Trainer hatte auch Timo Wenzel, der gestern seinen 28. Geburtstag feierte. Seit vier Spielen zählte er nicht mal mehr zum Kader, spielte letzten Sonntag in der Regionalliga. Frust im Frost. „Wenn er da hin kommt, wo er beim VfB Stuttgart leistungsmäßig war, dann wird er auch bei mir spielen", verspricht der Trainer: „Ich sehe ja, dass Timo will. Ich sehe, der Spieler ist bereit, verkauft sich aber unter Wert. Ich will ihm helfen, werde ihn aber nicht den Fans zum Fraß vorwerfen. Da habe ich auch eine Verantwortung dem Spieler gegenüber, der eine gewisse Stabilität braucht." Des Trainers Lob erntet Fabian Schönheim. „Er ist ein Kandidat, er gefällt mir sehr gut", anerkenntWolf: „Er ist sehr abgeklärt, ich weiß nicht, ob er zu abgeklärt ist ... Er hat einen guten linken Fuß, ein gutes Aufbauspiel." Also ist er eine Alternative in der Viererkette, innen links oder ganz links. Seinen Stammplatz als linkes Glied der Abwehrkette ist Stefan Blank schon unter Michael Henke los geworden und muss sich nun neu empfehlen. „Wenn ich einen jungen und einen älteren Spieler gleich stark einschätze und die Routine spricht nicht für den Älteren, dann wird der Junge spielen", klassifiziert Wolf.
„Ich versuche, eine Mannschaft aufzustellen, die griffig ist, die eine gewisse Schnelligkeit mitbringt. Namen sind austauschbar. Alle, durch die Bank, haben einen Anteil daran, dass wir da stehen, wo wir stehen. Deshalb sind alle austauschbar", präzisiert der neue Trainer. Seine Forderung ist klar: „Ich erwarte von einem Spieler wie Blank, dass er mehr einbringt und eine Schippe drauf legt. Das gilt aber auch für alle anderen. Wir müssen alle mehr tun!" Gesprächsbedarf sieht der neue Trainer auch im Fall Lucien Mettomo, der im Herbst 2003 nach Kaiserslautern kam und noch immer kaum Deutsch spricht, in Französisch oder Englisch kommuniziert. Wenn er überhaupt spricht. Stumme Spieler - für Wolf ein großes Manko seiner neuen Mannschaft. Engelhardt, Ervin Skela und Torwart Macho sollen sie führen. Auch verbal. Der Lauterer Spielfilm soll nicht länger als Stummfilm ablaufen. „Wenn er eine Perspektive haben will, dann muss Mettomo in der Winterpause Deutsch lernen. Ich kann nicht verstehen, dass das nicht passiert ist. Wo ich mein Brot verdiene, da muss ich mich auch mit der Sprache einbringen", betont Wolf und will durchsetzen, was seinen Vorgängern Gerets, Jara und Henke nicht gelungen ist.
Keine sprachlichen Probleme sieht Wolf bei Hervé Lembi und Boubacar Sanogo: „Bouba spricht ja fast schon besser Deutsch als ich."
Gestern Abend gewann der FCK gegen Landesligist VfB Marburg 9:2 (4:0). „So ein Spiel muss ich einfach auch mal zu Null gewinnen", haderte Trainer Wolf mit den Gegentreffern durch Taucher (87.) nach Pletsch-Fehler und Dreschers Konter (89.). Für die FCK-Tore sorgten Seitz, Lembi, Blank, Zandi, Altintop, Kasseckart (Eigentor), Engelhardt, Skela und Sanogo. Beste Lauterer: Skela, Halfar und Engelhardt.
ron.de