Nette Olympiastadion Geschichte...

"Nachdenkliche" Olympiastadion Geschichte...

Ganz ehrlich, das Olympiastadion wird mir schon ein bisserl abgehen, hab' da ganz schoene Zeiten verbracht. Wie dem auch sei, die "SZ" hat in Ihrer heutigen online Ausgabe ein paar "OLY" Anektoden veroeffentlicht, darunter auch diese:

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2004, Saisonfinale

Zwei Erwachsene, drei Kinder

Kultur-Redakteur Bernd Graff erlebte 2004 ein lautes Bundesligafinale und ein stilles Drama am Rande des Stadions.


Bundesliga, letzter Spieltag 2004, die Münchner Bayern spielen gegen Freiburg. Ein stinknormales unspektakuläres Finale. Denn Bremen steht seit Wochen als Meister fest, Freiburg ist nicht abgestiegen. So what?

Allerdings: An diesem Nachmittag werden Ottmar Hitzfeld und Bixente Lizarazu verabschiedet. Jener etwas unrühmlich und hinweggelobt, dieser unter standing ovations, nicht nur wegen seines verwandelten Foul-Elfmeters. Bixente kam dann ja auch recht bald wieder. Seine Ehrenrunde mit nacktem Oberkörper war in etwa so daneben wie der etwas overdressed wirkende Langmantel des zerknittert wirkenden Hitzfeld.

Ein strahlend schöner Samstag-Nachmittag. Ich bin mit vier Jungs im Alter zwischen 8 und 11 Jahren im Olympiapark unterwegs. Nein, wir wollen nicht ins Stadion, um dort Bayerns Hacke, Spitze, eins, zwei, drei gegen blasse Gegner zu erleben. Karten für 1 Erwachsenen und vier Kinder können sich Normalsterbliche ohnehin kaum leisten – und wollen es auch nicht, jedenfalls nicht für ein stinknormales Bundesligaspiel, welches das Winkewinke eines zerknitterten Trainers und eines halbnackten, wenn auch forschen Links-Verteidigers als Höhepunkte ausweisen wird.

Die Jungs sind mein Sohn und drei Freunde, Cousins von auswärts, die ein so großes Stadion und noch dazu die Bayern mitten drin noch nie gesehen haben. Ich versuche vergeblich, die Schönheiten des Olympiaberges, der Schwimmhalle, des Radstadions plausibel zu machen. Man merkt, ich kreise im sicheren Radius um den Ort des Geschehens. Nix zu machen.

Die Kids hören die Gesänge und das immer plötzliche Aufschreien der grundlos enthusiasmierten Bayern-Fans. Wir müssen also dahin – und ich weiß: das wird eine Enttäuschung. Denn der Rasen des Stadions, auf dem die Bayerngötter mit ihren Gegnern spielen, liegt so tief, dass man ihn von außen, also diesseits des Sperrzaunes für nicht-zahlende Gäste, nicht einsehen kann. Mehr als der Blick auf eine Anzeigetafel ist nie drin.

Und doch: Die erste Halbzeit hat wohl gerade angefangen. Die Kinder sind ganz narrisch, rasen den Zaun entlang, immer ganz dicht, fast ums ganze Stadion herum, um vielleicht doch ein Fitzelchen von Ballack oder Kahn oder auch nur Hitzfeld zu erspähen. Aussichtslos. Enttäuschung. Man war doch so dicht dran – aber mehr als die blöde Anzeigetafel mit der Mannschaftsaufstellung und Fangesängen wird es wohl nicht geben.

Ein Mann muss diesen Hühnerhaufen um mich herum beobachtet haben. Er kommt auf mich zu, fragt: Wieviele sind Sie denn?“ Ich, verdattert: „Ein Erwachsener, vie unzähmbare Kinder. Warum?“ „Hier“, sagt der Mann, zeigt mir fünf Eintrittskarten, „hier sind fünf Karten für dieses Spiel. Ich schenke sie Ihnen.“ Ich frage wieder: „Warum?“ Er:“Meine Frau, die Kinder und ich sind hier verabredet gewesen. Zum Spiel. Die Bayern, Hitzfeld-Finale. Das Spiel hat schon begonnen und sie sind nicht gekommen.“

Ich sage: „Aber die kommen doch bestimmt noch. Hat doch gerade erst angefangen, das Spiel. Wissen Sie genau, wo sie sich verabredet haben?“ „Ja“, antwortet der Mann, „der Treffpunkt ist klar. Die Zeit auch. Und wenn meine Frau mit den Kindern jetzt noch nicht da ist, dann wird sie auch nicht mehr kommen. Sie werden wohl nie mehr kommen.“

Sagt es, drückt mir die Karten in die Hand und verschwindet ohne weitere Worte im Gedränge.

Die Kinder jauchzen. Wir gehen also doch noch ins Stadion, Endspiel einer Saison, Abschied von Hitzfeld und Lizarazu – und offensichtlich noch Ort eines ganz anderen Endspiels, stumm ausgetragen, aber mit klarem Ausgang.

Die Kinder sind den Rest des Nachmittages aus dem Häuschen. Toll, alle zusammen bei den Bayern, fast alle das erste Mal, und auch noch mit geschenkten Karten, Lizarazu verwandelt den Elfmeter und Hitzfeld lächelt verloren – man sieht es auf der Anzeigetafel. Und ich denke: Besser wäre es gewesen, wir hätten diese Karten nicht bekommen.
Doch wer weiß schon, was besser gewesen wäre.

QUELLE
 
Zuletzt bearbeitet:

Vatreni

Hrvatska u srcu!
Just_Sepp schrieb:
Ich sage: „Aber die kommen doch bestimmt noch. Hat doch gerade erst angefangen, das Spiel. Wissen Sie genau, wo sie sich verabredet haben?“ „Ja“, antwortet der Mann, „der Treffpunkt ist klar. Die Zeit auch. Und wenn meine Frau mit den Kindern jetzt noch nicht da ist, dann wird sie auch nicht mehr kommen. Sie werden wohl nie mehr kommen.“ QUELLE
Da frag ich mich dann schon warum sie nie mehr kommen werden? Ist der Familie was passiert, sind die geschieden und die Frau meidet ihren Ex-Mann oder fällt das unter künstlerische Freiheit?
 

Kerpinho

FL-Pate
Teammitglied
Jau - die Geschichte stimmt recht nachdenklich, fast schon ein wenig traurig. Insofern würde ich sie nicht unbedingt als "nett" bezeichnen.

RWG!
 

Quincy

Ice-Fisher
Vatreni schrieb:
Da frag ich mich dann schon warum sie nie mehr kommen werden? Ist der Familie was passiert, sind die geschieden und die Frau meidet ihren Ex-Mann oder fällt das unter künstlerische Freiheit?

Die fragen habe ich mir auch gestellt
 
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