Rheinpfalz zum Bayernspiel

„Ich stech" Dich ab ..."
FUSSBALL: FCK-Torjäger Halil Altintop sieht sich massiv bedroht

KAISERSLAUTERN (zkk). Halil Altintop, gestern 23 Jahre alt gewordener Torjäger des Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern, lernt derzeit auch die dunkelsten Schattenseiten des Jobs kennen. „Ich wurde bedroht, einer hat gesagt: Ich stech" Dich ab..."


„Ich sage ganz ehrlich, zur Zeit ist es sehr schwer hier. Jeder ist fußballverrückt. Aber was da zum Teil passiert, Entschuldigung, das ist asozial", empört sich der FCK-Stürmer gegen einen Spießrutenlauf in der Stadt. „Ich kann es auf der einen Seite ja nachvollziehen, dass die Fans unzufrieden sind, aber es gibt auch Grenzen", fordert der Stürmer eine Rück- und Neubesinnung im Umfeld. „Ich bin professionell, mit mir kann man reden, ich gehe keinem aus dem Weg."


Als Alibi für zuletzt schwächere Leistungen und seine Torflaute will der Noch-Lauterer das Randgeschehen aber keineswegs herangezogen wissen. Auch nicht als Grund für einen vorzeitigen Abschied aus der Pfalz. Altintop: „Ich möchte die Saison zu Ende spielen. Ich kann hier noch viel lernen und mitnehmen. Auch, mit dem Druck umzugehen."


„Ich bin im dritten Jahr da, die Situation ist unverändert, wir müssen die Nerven bewahren, wir brauchen Erfolgserlebnisse. Ich weiß, was der FCK den Menschen bedeutet, wie wichtig der FCK hier für die Region ist", beteuert der Stürmer, der verspricht, alles für den Klassenerhalt tun zu wollen. „Nur Wunderdinge darf keiner von mir erwarten", mahnt Halil Altintop, der bislang zehn Saisontore auf dem Konto hat.


Am Sonntag (17.30 Uhr) gastiert der Tabellenletzte beim Tabellenführer FC Bayern München. „Ein leichtes Spiel, da erwartet keiner etwas von uns", glaubt Marco Engelhardt. Ihm stellt Trainer Wolfgang Wolf im defensiven Mittelfeld Hervé Lembi zur Seite. Just für diese Position, die so genannte „Nummer 6", ist der 30-Jährige im Sommer 2002 vom FC Brügge geholt worden. Bekleidet hat der kongolesische Nationalspieler mit belgischem Pass beim FCK diesen Part aber nun ab und an in Testspielen. „Mir gefällt er in der Rolle viel besser als als rechter Verteidiger", urteilt Wolf, der Lembi für den VfL Wolfsburg beobachtete, nach einer dummen roten Karte zunächst von der Verpflichtung Abstand nahm. Und dann boten andere mehr ...


„Lembi ist schnell, spielerisch gut, kopfballstark, er muss nur die dummen Grätschen weglassen. Und er muss es spielen wollen", klassifiziert der FCK-Trainer. Er fordert cleveres, körperbetontes Spiel - gerade gegen die Bayern. „Bei uns stehen sie fast alle zu weit weg, sie müssen in die Zweikämpfe kommen wollen", predigt Wolf, stellt sein Training darauf ab. „Da muss Mettomo zulegen - ohne Ende! Nur dann hat er noch eine Chance", nennt Wolf sein Anforderungsprofil. Gestern deutete sich eine Vierer-Abwehrkette mit Hertzsch, Pletzsch, Schönheim und Blank vor Torwart Macho an. Davor Lembi, Engelhardt und Bellinghausen. „Ervin Skela spielt hinter den Spitzen", kündigte der Trainer an, der im Sturm auf Altintop und Boubacar Sanogo setzt.


Keine Chance hat derzeit Thomas Riedl. „Er muss sich steigern, so reicht das nicht", sagt der Trainer. „Es genügt nicht, den Ball zu gewinnen. Dann muss der sichere Pass kommen, nicht wieder der Fehlpass, der Ballverlust", kritisiert der Trainer und verlangt Zweikampfstärke, Spritzigkeit. Er kennt einen anderen Riedl ...

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WM-Traum im Hinterkopf
FUSSBALL: Boubacar Sanogo gilt beim 1. FCK als Hoffnungsträger
KAISERSLAUTERN (zkk). Er hat Talent, er hat Klasse, aber er hängt seit vielen Wochen oft auch ohne Unterstützung in der Luft: Boubacar Sanogo, der Stürmer des Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern. Beruhigend: Sanogos Vertrag läuft bis 2009 ...

Die Elfenbeinküste ist seine Heimat, Tunesien war eine Zwischenstation, die Vereinigten Arabischen Emirate wurden zum Sprungbrett in die Bundesliga: Boubacar Sanogo, die Stürmer-Hoffnung, kommt winterfest zum Training. „Winter, das ist neu für mich. In Tunesien, da gab es auch Winter, aber nicht so. Schnee habe ich hier zum ersten Mal in meinem Leben gesehen", erzählt der Angreifer.


„Ja, die Kälte macht mir zu schaffen, das Klima setzt mir zu", räumt der Afrikaner ein, der nächsten Samstag beim Vorrundenausklang gegen den VfL Wolfsburg seinen 23. Geburtstag feiert.


„Die Situation ist schwierig, uns fehlen die Punkte aus den Heimspielen. Wir müssen noch konzentrierter arbeiten", sagt Boubacar Sanogo vor der Dienstreise zum Tabellenführer und Rekordmeister: „Bayern hat jetzt zweimal nur unentschieden gespielt, das macht das Spiel für uns noch schwieriger. Ein Punkt, das ist wohl das Maximum, was wir erreichen können."


Der Mann mit der Nummer 18 war in neun der bisher 14 Saisonspiele des FCK im Einsatz. Die Misserfolgsserie begann mit Sanogos Ausfall, der nach sechs Punkten aus den ersten drei Saisonspielen wegen einer Hüftverletzung fünf Wochen pausieren musste. „Mit ,Bouba" hätten wir mehr Punkte", haderte der damalige Trainer Michael Henke wiederholt, als der neue Stürmer verletzt zuschauen musste.


„Bouba" Sanogo hat bisher drei Bundesliga-Tore geschossen (eins mit rechts, zwei mit links). Vier der 18 FCK-Tore hat der Mann von der Elfenbeinküste mit vorbereitet. Der neue Trainer Wolfgang Wolf ist angetan von den Qualitäten des spielintelligenten Offensivmannes: „So hoch springt in der Bundesliga kein Stürmer. Der ,Bouba", der steht in der Luft. Der gefällt mir wirklich gut."


„Für uns Stürmer ist es momentan schwer. Wir spielen nicht gut. Wenn du nur eine Flanke im ganzen Spiel bekommst, ist das zu wenig. Du müsstest, um zu treffen, ja eine hundertprozentige Quote haben", hadert Sanogo, der sich bemüht, die deutsche Sprache „richtig zu lernen". „Wir waren jetzt zweimal im Trainigslager, da konnte ich nicht zum meinem Deutschlehrer gehen", erzählt Sanogo beim Interview, das er weitgehend in englischer Sprache führt. „Mensch, ,Bouba" sprech" Deutsch", ermuntert Kapitän Marco Engelhardt den Kollegen mit einem freundlichen Klaps, wohlwissend, dass Sanogo schöne sprachliche Fortschritte erarbeitet hat. Er kommt an in der Mannschaft, er versucht, auf die Menschen zuzugehen.


„Unser Problem ist das fehlende Selbstvertrauen. Wir müssen mit mehr Power Fußball spielen, mehr flanken", fordert der Sturmpartner Altintops einen entscheidenden Stilwandel bei den „Roten Teufeln".


Das Naturell des neuen Trainers gefällt dem Profi. „Wolfgang Wolf ist In Ordnung. Er ist ein guter Mann. Er macht harte Arbeit, aber zwischendurch auch immer mal Witze. Er ist anders als Michael Henke, der versucht hat, mit jedem einzelnen Spieler eine gute Atmosphäre zu haben", vergleicht der Profi.


„Die Weltmeisterschaft in Deutschland zu spielen, das ist für mich ein Traum. Er kann nur Realität werden, wenn ich gut in der Bundesliga spiele", hofft der 1,87 Meter große Profi, in den WM-Kader der Elfenbeinküste zu stoßen. Sanogo: „Aber wenn es 2006 noch nicht reicht, dann ist es keine Katastrophe für mich. Ich bin noch jung."


Privat geht es Boubacar Sanogo - allen sportlichen Sorgen zum Trotz - in der neuen Heimat sehr gut. „Wir fühlen uns wohl, wir lieben es, ruhig zu leben. Da ist Kaiserslautern richtig." Sein Stolz ist der eineinhalbjährige Sohn Malick Hassan, seine Hobbys sind Basketball und Schwimmen.

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Betze-Geflüster Witziges und ganz und gar Unwitziges

FCK-Pressechef Michael Novak hat es nicht einfach mit dem neuen Cheftrainer. Bei seiner ersten „Vorschau-auf-ein-Bundesligaspiel-Pressekonferenz" hatte sich Wolfgang Wolf beklagt, dass kein Kaffee an seinem Platz auf dem Podium im Presseraum des Fritz-Walter-Stadions bereit stand (nachzulesen im „Betze-Geflüster" vom 25. November). An diesem Donnerstag stellte Novak nun brav eine volle Kanne und eine Tasse hin. Und was macht dieser Wolf? Entscheidet sich spontan dazu, bei den zehn wartenden Journalisten am Tisch Platz zu nehmen. Nix Podium und Mikrofon. „Das ist doch mal ne lockere Runde vor so einem unwichtigen Spiel", sagte Wolf grinsend. Und Novak hatte wieder alles falsch gemacht, musste den Kaffee und die Tasse umräumen. Aber keinesfalls verärgert, sondern ebenfalls lachend, nicht dass ein falsches Bild entsteht...


Einer der Journalisten bot Wolf dann eine Zigarette an. Keine Ahnung, was ihn dazu veranlasste. Meines Wissens ist Wolf Nichtraucher. Der Kollege meinte jedenfalls: „Mario Basler hat hier auch schon geraucht." Darauf Wolf: „Der war aber auch nie Trainer hier." Ob er es denn irgendwann noch werde? „Wer nach mir hier Trainer wird, ist mir egal. Aber: Er muss viel Zeit mitbringen", sagte Wolf. Viel Zeit, weil er (Wolf) in Kaiserslautern ganz lange im Amt bleiben will. Etwas später kam die Sprache auf die vielen Trainerwechsel beim FCK. Diese seien doch ziemlich schlecht und verwirrend für die Mannschaft. Darauf Wolf zu den Journalisten: „Deshalb unterstützen Sie mich ja auch, damit ich 15 Jahre hier bleibe."


Die Pressekonferenzen mit dem neuen Cheftrainer des 1. FCK haben wirklich einen hohen Unterhaltungswert. Wolf haut immer mal wieder einen Spruch raus. Was nicht heißen soll, er könne nicht ernsthaft sein. Manchmal ist er sogar sehr ernst. Aber er lockert mit seiner Art die in der Fußballwelt so wichtigen und oft sehr verbissenen Diskussionen um System, Taktik und Spieler angenehm auf. „Wie wollen Sie gegen die Bayern in der Abwehr spielen: Dreierkette oder Viererkette?", fragte ein Medienmann. Wolf: „Oder Perlenkette?" Der Fragende hakte nach. Dreier oder Vierer? Wolf: „Eins von beiden."


Weit weniger witzig war später die Unterhaltung mit Halil Altintop. Der junge Stürmer sprach von Drohungen gegen ihn. Ausgesprochen von so genannten FCK-Fans (wir berichteten gestern im Sport). „Hier ist eben jeder fußballverrückt", versuchte er, das Ganze sogar noch ein wenig abzuschwächen. „Wenn wir so viel Geld verdienen würden, würden wir für den Verein sterben", hat Altintop zum Beispiel zu hören bekommen. Ähnliches, aber auch Schlimmeres mussten Marco Engelhardt und Ferydoon Zandi - junge Leute, die auch mal in Lauterer Kneipen unterwegs sind - ebenfalls schon über sich ergehen lassen. Viele Fans sind enttäuscht von den schwachen Leistungen und deshalb sauer. Dann laden sie ihren Frust ab. Teilweise verständlich. Aber wenn „Fans" schon vor Halil Altintops Haustür warten, um ihn zu beschimpfen, dann geht das echt zu weit. Und wenn dann noch ein Spruch fällt wie „ich stech dich ab", dann wird"s pervers. Leute, es geht hier um Fußball. Ein Spiel!

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Bundesliga-Primus gegen Schlusslicht: Der FC Bayern empfängt heute den 1. FCK
Duell zweier Welten

Kaiserslautern. Torfabrik gegen Schießbude, Bundesliga-Primus gegen Schlusslicht: Das Sonntagsspiel (17.30 Uhr) Bayern München gegen 1. FC Kaiserslautern ist das Duell zweier Welten.


„Das ist ein sensationelles Stadion", schwärmt FCK-Trainer Wolfgang Wolf von der Goldgrube Allianz-Arena. „Sie haben dort immer an ihrem Samstag gespielt und gewonnen. Vielleicht ist es ein gutes Omen für uns, dass wir sonntags spielen", orakelt Wolf.


Er muss neben Mihael Mikic, den eine Oberschenkelverhärtung plagt, nun auch auf Torsten Reuter verzichten. Rückenprobleme zwangen ihn nach dem gestrigen Training zur Aufgabe.


Lassen es die Platzverhätnisse zu, will Wolfgang Wolf heute Vormittag in München mit der Mannschaft noch einmal trainieren. „Nur Standards", kündigt der Trainer an, der fast jede Einheit nutzt, den FCK-Profis klarzumachen, dass Zweikämpfe energisch zu führen sind, dass direkt, dass schnell gespielt werden muss. „Mehr Fußball spielen", fordert der Coach energisch, die Fehlpassorgien abzustellen. „Wir müssen versuchen, in die Zweikämpfe zu kommen. Wenn wir den Gegner nicht vom Tor weghalten, bei Standards nicht wacher als in Hannover sind, dann wird"s bitter", warnt der Trainer.


Er setzt auf Ervin Skela als Ballverteiler hinter den Spitzen. „Er muss Verantwortung übernehmen, er ist ein Führungsspieler, aber er muss torgefährlicher werden, sieben, acht Tore pro Saison schießen. Ervin hat eine viel zu geringe Torquote", kritisiert Wolf.


Für Ordnung durch kompromissloses Zweikampfverhalten soll Hervé Lembi sorgen. „Als Verteidiger ist er mir zu leichtsinnig", begründet Wolf die Versetzung Lembis ins Mittelfeld. „Er spielt jetzt das, für das er einmal geholt worden ist", erinnert der neue Trainer daran, dass Lembi vor dreieinhalb Jahren von Andreas Brehme als „Sechser" geholt wurde. Gespielt hat der 30-Jährige die Rolle in der Bundesliga noch nicht.


„Ich werde es versuchen", sagt Lembi, der im Training so spielt, wie sich das Wolf heute während der 90 Minuten vorstellt: hart am Mann, hellwach, Herr der Lüfte, kaum Fouls und produktiv im Aufbauspiel. „Ich habe lange nicht mehr da gespielt, aber beim FC Brügge war das jahrelang meine Position", verdeutlicht Lembi. Er will.


„Es ist wichtig, dass wir präsent sind", weiß Marco Engelhardt. Den Kapitän wünscht sich der neue Trainer lautstärker auf dem Feld, will, dass „Engel" den Häuptling spielt. In Wort und Tat. „Auf dem Platz geben die den Ton an, die Leistung bringen. Ich bin mit meinen Leistungen in dieser Saison gar nicht zufrieden. Deshalb habe ich versucht, mich erst mal auf mein Spiel zu konzentrieren", begründet der 24-Jährige die verbale Zurückhaltung. „Lachen ist nicht verboten", sagt Marco Engelhardt.


Gelacht haben gestern nach dem Training auch Marcelo Pletsch und Fabian Schönheim, als sie den Trainer fragten, ob er keine Jacke dabei gehabt habe. „Klamotten" vergessen kostet - eine Spende in die Mannschaftskasse. Auch für den Trainer. Der lachte mit ...


Im Wirkungsfeld des Lauterer Kapitäns wird heute auch der spielmachende Bayern-Torjäger Michael Ballack auftauchen. „Der ist nie komplett auszuschalten - aber er ist bei Bayern nicht der Einzige", argumentiert Engelhardt. Horst Konzok


So spielten sie


Bayern München: Kahn - Sagnol, Lucio, Ismael, Lahm - Hargreaves - Schweinsteiger, Ballack, Zé Roberto - Makaay, Pizarro - Es fehlen: Görlitz (Aufbautraining), Deisler (gesperrt), Salihamidzic (Leistenverletztung), Santa Cruz (Kreuzbandriss), Scholl (Muskelfaserriss)


1. FC Kaiserslautern: Macho - Hertzsch, Pletsch, Schönheim, Blank - Lembi, Engelhardt, Bellinghausen - Skela - Sanogo, Altintop - Ersatz: Fromlowitz, Mettomo, Wenzel, Riedl, Zandi, Seitz, Halfar - Es fehlen: Ernst (Muskelfaserriss), Jancker (Meniskusoperation), Mikic (Muskelverhärtung), Nerlinger (Aufbautraining), Reuter (Rückenprobleme)


Schiedsrichter: Gräfe (Berlin).


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Zwei Elfmeter brechen FCK das Genick
FUSSBALL: Bayern nach 2:1 Herbstmeister - Makaay entscheidet die Partie - Skela scheitert an Kahn
MÜNCHEN (zkk). Zwei Elfmeter brachen dem 1. FC Kaiserslautern das Genick: Roy Makaay nutzte den des FC Bayern zum zweiten Tor des Bundesliga-Spitzenreiters, Ervin Skela vergab den des FCK. So feierte der FC Bayern München nicht nur einen 2:1 (1:1)-Sieg, sondern auch die Herbstmeisterschaft.

„Psychologisch sehr wichtig, auf Platz eins zu überwintern", sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß gegenüber der RHEINPFALZ nach dem Arbeitssieg. „Verdient für Bayern, aber wir können auf der Leistung aufbauen", befand FCK-Trainer Wolfgang Wolf nach der läuferisch wie kämpferisch starken Lauterer Partie. Der Rekordmeister begann sehr stark, Ali Karimi mischte am rechten Flügel zunächst Stefan Blank und Axel Bellinghausen auf. Hervé Lembi brauchte einige Anlaufzeit, um sich im defensiven Mittelfeld besser zu sortieren, auch in den Luftkämpfen gegen Michael Ballack zu bestehen. Der Star des FC Bayern gab schon in der 6. Minute die Chance zur Führung freistehend vom Fuß, Sekunden später verfehlte Makaay.


Hoch verdient das 1:0 der Bayern in der 26. Minute: Karimi-Ecke, Ballack stiehlt sich aus Pletschs Schatten und köpft ein. Es ist das elfte Spiel Ballacks gegen den FCK seit er die Pfalz verließ, es wird „sein" elfter Sieg und es ist sein achter Treffer gegen die Lauterer. „Wir haben uns sehr schwer getan, hätten das Spiel in der ersten Halbzeit entscheiden müssen. Kaiserslautern hat sehr gut gestanden, super gefightet", kommentierte Ballack, der nach Foul an Ingo Hertzsch seine fünfte gelbe Karte quittierte.


„Ein Fehler, ein Gegentor, so ist das momentan bei uns. Ich war Ballack zugeteilt, es war meine Schuld", gab Pletsch zu, der ansonsten gut stand, engagiert Seit" an Seit" mit dem überzeugenden Fabian Schönheim arbeitete. Hertzsch verkörperte als Rechtsverteidiger defensiv weit mehr als eine Notlösung, in der Spieleröffnung aber wurden seine Probleme deutlich, entpuppte sich der wackere Schaffer öfter als Kombinationsbremse.


Mit seiner ersten von drei Chancen glich der FCK aus: Boubacar Sanogo setzt sich durch, schickt Bellinghausen und der Stürmer von der Elfenbeinküste vollstreckt nach Doppelpass mit links. Sein viertes Saisontor! Neun Minuten nach der Pause die Entscheidung: Marco Engelhardt holt Zé Roberto von den Beinen, Makaay verwandelt hart und platziert. „Elfmeter ist Lotterie, ich war nur mit den Fingerspitzen noch leicht dran", haderte der gute Lauterer Torwart Jürgen Macho. Kapitän Engelhardt: „Ich bin einen Schritt zu spät gekommen, hab" ihn getroffen. Aber die Fehlerkette beginnt viel weiter vorne, als sich Sagnol auf rechts gegen zwei Mann von uns durchsetzen kann ..."


Fünf Minuten nach dem Rückstand konnte der technisch so versierte, eminent laufstarke Ervin Skela den FCK zurück ins Spiel zu bringen. Philipp Lahm hatte Halil Altintop gelegt, aber Skela scheiterte an Oliver Kahn. „Wer Verantwortung übernimmt, muss treffen. Oder er hat versagt. Mir tut es leid für die Mannschaft", sagte der todtraurige Skela. Der FCK probierte es bis zur letzten Sekunde - aber die cleveren Bayern verwalteten ihre drei Punkte souverän.


so spielten sie:


Bayern München: Kahn - Sagnol, Lucio, Ismael, Lahm - Demichelis - Karimi (69. Schweinsteiger) Ballack, Zé Roberto (74. Jeremies) - Makaay, Pizarro


1. FC Kaiserslautern: Macho - Hertzsch, Pletsch, Schönheim, Blank - Lembi, Engelhardt, Bellinghausen (83. Halfar) - Skela - Sanogo, Altintop


Tore: 1:0 Ballack (26.), 1:1 Sanogo (39.), 2:1 Makaay (54., Foulelfmeter) - Gelbe Karten: Ballack (5), Demichelis, Sagnol (3) - Beste Spieler: Sagnol, Karimi, Ballack - Macho, Sanogo, Schönheim - Zuschauer: 66.000 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Gräfe (Berlin).


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Anfang und Ende
Von Horst Konzok und Anja Schuster

Aufbauen auf einer Niederlage? Der 1. FC Kaiserslautern greift nach jedem Strohhalm. So auch nach den positiven Aspekten des 1:2 beim FC Bayern München.

So diszipliniert, wie die Mannschaft gestern gearbeitet hat, so verbissen sie gekämpft hat, ohne foul zu spielen, so entschlossen sie versucht hat, nach vorne zu spielen, so kann die Rettung doch noch gelingen. „Jeder hat dem anderen geholfen", anerkannte Teammanager Olaf Marschall nach der 1:2-Niederlage beim FC Bayern München. 12:3-Chancen 10:2-Ecken - der Sieg des Herbstmeisters ist fraglos verdient. Aber der FCK wehrte sich, die Mannschaft stemmte sich gegen die Niederlage, obwohl die Offensive am Bayern-Bollwerk abprallte.

„Wir haben das Ergebnis souverän verwaltet. Kaiserslautern hat gut gespielt, nicht wie ein Absteiger", betrieb Felix Magath moralische Aufbauhilfe für den nun seit zwölf Spielen sieglosen Tabellenletzten, der sich aber endlich wieder als Mannschaft, als Einheit präsentierte.

„Wir können die Arena aufrechten Hauptes verlassen", sagte Daniel Halfar. Der 17-Jährige gab sein Bundesliga-Debüt, löste in der 83. Minute Axel Bellinghausen ab, der als Vordermann von Stefan Blank engagiert und überzeugend gearbeitet hatte. Fabian Schönheim, der 18-Jährige, gefiel in der Abwehr, Halfar steht auf dem Sprung.

Der FCK hat zehn Nationalspieler zwischen der U19 und U15. Ein, zwei Jahre überleben in der Bundesliga - und der Fröhnerhof kann erstklassige Früchte tragen!



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Verbales Schulterklopfen
FUSSBALL: FCK ruft Existenzkampf aus - Halfars Bundesliga-Debüt
MÜNCHEN (zkk). Lob, Anerkennung, Schulterklopfen: Nach der 1:2 (1:1)-Niederlage beim Branchenführer FC Bayern München ging Fußball-Bundesliga-Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern erstmals seit Wochen nicht durch die verbale Knüppelgasse.

FCK-Kapitän Marco Engelhardt aber mochte sich von dem Trostpflaster nicht den Blick fürs Wesentliche trüben lassen: „Am Mittwoch gegen Eintracht Frankfurt, das ist Existenzkampf!" Und ein Nervenspiel!


In München, beim in der Allianz-Arena offenbar gegen Heimniederlagen versicherten FC Bayern, war"s anders. Da hatten die Lauterer Prügelknaben außer ihrer Ehre nicht viel zu verlieren. Und Wolfs Rudel fletschte die Zähne, arbeitete nach Startschwierigkeiten gut organisiert. Das betriebsinterne Frühwarnsystem funktionierte. Bekam der resolute Stefan Blank Probleme, half entweder Terrier Axel Bellinghausen oder auch der mutige Jungspund Fabian Schönheim. „So eng, so gut wie heute , haben wir die ganze Saison noch nicht zentral gestanden" , analysierte Marcelo Pletsch. Er spielte couragiert, er arbeitete verlässlich - seinen Stellungsfehler nach Karimi-Ecke aber nutzte Michael Ballack zur Bayern-Führung. Typisch für den FCK 2005, durch zwei Standards zu verlieren. „Bei uns wird so ein Fehler brutal bestraft, jedesmal", haderte Pletsch zerknirscht, der gut mit dem Profi-Auszubildenden Schönheim kooperierte.


„Ich hoffe, dass die Zuschauer erkannt haben, dass die Mannschaft wirklich will", brach FCK-Trainer Wolfgang Wolf eine Lanze für seine Elf, die sich auf dem Platz als Einheit bewies. Der interne Schulterschluss gelang, so kämpfte das Team nach dem Rückstand durch Makaays Elfmeter unverdrossen um die Ausgleichschance. Sie kam nach Ervin Skelas vertaner Elfmeterchance in der 59. Minute nicht mehr.


„Wer sich sicher fühlt, schießt", mag Wolfgang Wolf keine Schützenliste proklamieren. „Ich habe den Elfmeter in Köln zum Siegtor verwandelt, deshalb habe ich die Verantwortung übernommen", erzählte Skela total deprimiert nach der neuerlichen Niederlage. Er wusste, sein Tor hätte das Türchen zu einer ganz großen Überraschung einen Spalt auftun können. Hätte, wenn und aber - der Konjunktiv schießt keine Tore und holt auch keine Punkte! „Wir haben jetzt zwei brutal schwere Heimspiele, da gibt"s für Siege keinen Ersatz", weiß Skela, dass der Lückenschluss in der Tabelle tunlichst jetzt gelingen sollte. Sonst droht der FCK abgenabelt zu werden. Marco Engelhardt: „Wir sind zum Siegen verdammt!"


Sieben Minuten vor dem Ende ließ Wolfgang Wolf in München Daniel Halfar los. Der Joker, 17 Jahre alt, zeigte Ansätze seines großen Talents. Der Grundstein für eine Profikarriere ist gelegt. „Ich hoffe, dass der Trainer auf mich baut, mir wieder eine Chance gibt", bekundet der Dribbler, Typ „Jugend forsch", nach seinem Bundesliga-Debüt. „Ich hatte, ehrlich gesagt, schon ein bisschen Muffensausen. Aber es war ein geiles Gefühl, gerade hier und auch noch gegen die Bayern, das Debüt zu erleben", schwärmte Halfar. Er ist an den FCK gebunden, er dürfte zum 18. Geburtstag mit einem Profi-Vertrag belohnt werden. Und er gehört zu den Jungs aus dem Talentschuppen, die auf eine bessere Zukunft des FCK hoffen lassen.


Zu diesen Hoffnungsträgern zählt Fabian Schönheim. Der 18-Jährige ist in der Abwehr erste Wahl. Und wenn er im Januar „Abi" schreibt, ersetzt ihn möglicherweise Matthias Henn. „Er geht mit ins Trainingslager nach La Manga", versprach Wolfgang Wolf. Henns Top-Leistung in der Regionalliga hat der Cheftrainer registriert. Seine Tür ist offen - nach beiden Seiten.


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