Ohne Delpierre zum FCK
"Ich habe mir das Spiel extra nicht angeschaut, damit ich keine Fragen dazu beantworten muss", sagte VfB-Coach Armin Veh mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht und schob gleich noch ein "ehrlich" hinterher. Denn erwartungsgemäß war auch bei der heutigen Pressekonferenz vor dem VfB-Gastspiel morgen auf dem Betzenberg in Kaiserslautern die 1:4-Pleite der deutschen Nationalmannschaft am vergangenen Mittwoch in Florenz gegen Italien bei den Journalisten noch ein bedeutsames Thema. Statt die Form der Klinsmann-Elf vor dem Bildschirm zu überprüfen beschäftigte sich Armin Veh unter der Woche lieber mit seiner eigenen Mannschaft und zeigte sich mit den zurückliegenden Einheiten sehr zufrieden. "Wir haben unser Training so durchgezogen, wie wir uns das vorgenommen hatten. Natürlich war es schade, dass einige Stammspieler gefehlt haben. Danijel Ljuboja, Jesper Grønkjær und Fernando Meira waren ja bei den Nationalteams und wenn drei Stammkräfte fehlen, ist taktisch nicht ganz so viel möglich. Aber trotzdem bin ich froh, dass wir ein paar Tage richtig trainieren konnten", sagte ein zufriedener VfB-Cheftrainer. Aufgrund der positiven Trainingswoche blickt Veh der anstehenden Aufgabe in Kaiserslautern auch optimistisch entgegen. Der FCK habe zwar zuletzt drei Partien in Folge gewonnen und deshalb sicher großes Selbstvertrauen, aber "sie sind trotzdem weiter mitten im Abstiegskampf. Dazu kommt, dass auch wir nach den letzten Partien mit viel Selbstbewusstsein auftreten können. Wir wollen dort weiter machen, wo wir in Hamburg aufgehört haben", gab der VfB-Trainer die Richtung vor. In der AOL-Arena sei sein Team gut gestanden und habe gegen den Ball gut gepresst. "Wir haben den HSV nicht zur Entfaltung kommen lassen. Aber klar ist auch, dass das Spiel morgen ganz anders werden wird. Der FCK spielt viel mehr mit langen Bällen und ist auf den zweiten Ball aus. Der HSV ist sicher spielstärker, das wird ein großer Unterschied werden, auf den wir vorbereitet sein müssen", sagte Armin Veh.
Veh möchte endlich ein Erfolgserlebnis in der Pfalz feiern
Grundsätzlich müsse es das Ziel sein, mehr zu agieren als zu reagieren. Schon in Hamburg habe seine Mannschaft mehr Ballbesitz als der Kontrahent gehabt. Dort müsse man in jedem Spiel hinkommen, denn "wir wollen wieder drei Punkte holen. Und zudem wird es auch mal Zeit, dass ich persönlich auf dem Betzenberg ein Erfolgserlebnis feiern kann. Denn mit Rostock habe ich damals verloren und den Verrenkungsbruch, der zu meinem Karriereende geführt hat, habe ich mit auch in Kaiserslautern geholt", verbindet der VfB-Coach nicht die besten Erinnerungen mit der Pfalz. Auch die Frage nach Lauterns derzeit in Topform spielendem Torjäger Boubacar Sanogo konnte Veh nicht den Angstschweiß auf die Stirn treiben. Der VfB-Trainer sagte: "Klar, er ist gut drauf, hat in der Rückrunde sechs Tore gemacht. Aber wir spielen ohnehin nicht gegen den Mann, sondern im Raum. Wir werden heute Abend, so wie bislang auch, uns die Stärken und Schwächen des Gegners in Zusammenschnitten anschauen und deshalb gut vorbereitet sein."
Personell sieht es für die morgige Partie nicht allzu gut aus. Denn neben Daniel Bierofka, der nach langer Verletzungspause Spielpraxis beim VfB II sammeln wird, und Martin Stranzl (Muskelfaserriss in der Kniekehle) wird auch Silvio Meißner aufgrund einer Gelbsperre fehlen. Zudem steht Matthieu Delpierre nicht zur Verfügung. Der Franzose plagt sich mit einem Magen-Darm-Virus herum und wird nicht spielen können. Für ihn rückt Fernando Meira wieder in die Innenverteidigung. "Dort hat er ja am Mittwoch auch 90 Minuten für Portugal gespielt", machte sich Veh keine Sorgen um seinem Defensivverbund. Wieder mit von der Partie werden dagegen die zuletzt angeschlagenen bzw. verletzten Ludovic Magnin und Jon Dahl Tomasson sein.
"Wir brauchen keine Angst zu haben"
VfB-Teammanager Horst Heldt, der in dem am vergangenen Spieltag eroberten fünften Platz einen mentalen Vorteil sieht, aber auch darauf hinwies, dass nur die Tabelle nach dem 34. Spieltag interessant sei, sagte mit Blick auf das morgige Spiel: "Wir brauchen sicher keine Angst vor dem 1. FC Kaiserslautern zu haben. Das Spiel ist eine große Chance für uns. Lautern hat zwar die letzten drei Spiele gewonnen und gesehen, dass es doch geht, aber wir haben auch gut gespielt und beim HSV drei Punkte geholt. Deshalb müssen wir uns sicher nicht verstecken, sondern wollen dieses wichtige Spiel für uns entscheiden."
Angesprochen auf eine mögliche Vertragsverlängerung von Armin Veh über das Saisonende hinaus, erklärte der VfB-Teammanager: "Wir machen das nicht vom Ausscheiden im UEFA-Cup oder von einem Tabellenplatz abhängig. Wichtig ist, wie sich die Mannschaft präsentiert und sich entwickelt. Ich habe in den letzten Partien einen neuen Geist entdecken können. Die Spieler haben wieder ein Ziel vor Augen und machen sich auf dem Platz auch mal an. Das zeigt, dass sie Erfolg haben wollen. Diese Kriterien sind für uns entscheidend und nicht, ob wir am Ende Vierter, Fünfter oder Sechster sind." Veh selbst ergänzte zu diesem Thema noch: "Ich bin ganz ruhig, denn im Moment ist sicher nicht der richtige Zeitpunkt, um darüber zu reden. Ich habe mich in den letzten 16 Monaten, in denen ich nicht unter Vertrag stand, sicher weiter entwickelt. Man nutzt so eine Zeit, um sich Gedanken zu machen. Und ich habe in dieser Hinsicht dazugelernt."