Möchte dem Kerpi das mit der Realität noch mal näher bringen:
Also:
Zum einen ist es schon so, dass Gelsenkirchen und Dortmund geografisch sehr nahe aneinanderliegen, überdies auch qua Infrastruktur sehr gut bedient sind. Ich versteh auch nicht, wieso du es nicht "Derby" nennen willst, nur weil GE und DO 2 Städte sind: was das betrifft, gehen sie in anderen Teilen der Republik noch viel inflationärer mit dem Begriff um, bspw. das "Südderby" zwischen Bayern und Nürnberg; ist ja fast so, als würde man vom "Westderby" Bielefeld vs. Köln sprechen...
Die regionale Nähe trägt also sehr wohl einen ordentlichen Teil zur Rivalität bei. Im Ruhrgebiet, der vielleicht fußballverrücktesten Region Deutschlands (was sich wiederum historisch erklären lässt), dreht es sich nun mal trotz der enormen Dichte sportlich (relativ) erfolgreicher Vereine (zähl allein mal die (ehemaligen) Bundesligaclubs auf) in allererster Linie um Dortmund und Schalke, den größten und erfolgreichsten Vereinen im Pott. Daher sind 9 von 10 Fußballfans im Ruhrgebiet (und darüberhinaus auch im Sauer- und Münsterland) entweder BvB- oder S04-Anhänger. Dabei kann man kaum eine vernünftige Grenze ziehen, außer vielleicht, dass es im westlichen Ruhrgebiet mehr Knappen, im östlichen mehr Schwarzgelbe gibt. Grundsätzlich aber leben diese Fans Tür an Tür. Man lebt also auf sehr engem Raum nebeneinander.
Historisch gesehen wird die Rivalität noch deutlicher, wenn man sich überlegt, dass diese beiden Clubs seit den 30er Jahren DIE tonangebenden Clubs in der alten OL West waren, praktisch jedes Jahr spielten sie den Teilnehmer um die deutsche Meisterschaft unter sich aus. Dabei gab es immer mal Zeiten wo Schalke dominierte und Zeiten, in denen Dortmund deutlich stärker war. Dieses Abwechseln als "Nummer 1 im Pott" setzte sich interessanterweise auch in Bundesligazeiten fort, nur selten begegneten sich die Clubs wirklich sportlich auf Augenhöhe. Somit hatten immer die einen was zu feiern, während die anderen in die Röhre guckten, auch das förderte die Rivalität.
Nun zur Frage, warum diese Rivalität weniger geworden sein könnte:
Zum einen feierten beide Clubs in der jüngeren Zeit große Erfolge: Dortmund wurde mehrere Male Meister, Schalke holte zweimal den DFB-Pokal. Teilweise gab es diese Erfolge sogar gleichzeitig, etwa ´97 oder ´02. Zudem wollen bzw. wollten sich beide Clubs als Nr.2 oder Nr.3 in der Liga hinter den Bayern etablieren und -langfristig- mit dem Rekordmeister sogar gleichziehen. Das heißt, das "Feindbild" wurde gen Süden verlagert, auf Schalke noch verschärft durch jene dramatischen Ereignisse im Jahre 2001.
Gleichzeitig fand eine gewaltige Professionalisierung in beiden Vereinen statt, die die Clubs zwar zum einen von der Basis entfernte, zum anderen aber auch zur Entspannung des Verhältnisses zwischen den Clubs führte.
Für mich selbst bedeutet die Rivalität zu Dortmund, dass ich die "Zecken" irgendwie nicht leiden mag. Man freut sich meist, wenn sie verlieren, zumindest ist das nicht so schlimm (auf der anderen Seite fallen mir auf Anhieb mindestens vier Vereine ein, wo ich in einem Duell eher den Dortmundern denn diesen Vereinen die Daumen drücken würde). Diskussionen über Fußball mit Dortmundfans sind in der Regel äußerst produktiv, da die Fanphilosophie in den Vereinen so ähnlich sind und gleichzeitig die Vereinsbrille, durch die man im Gespräch mit Schalkern häufig sieht, wegfällt, so dass viel kritischer auf das Treiben in beiden Vereinen gesehen wird.
Insgesamt würde ich es als eine Art Haßliebe bezeichnen: man freut sich (fast) immer, wenn Dortmund verliert, hat auch eine gewisse Aversion gegen die Farbenkombination schwarz und gelb und witzelt über den Verein mit Abstand am Liebsten, aber andererseits schätzt man Dortmunder Fans als gute Gesprächspartner und würde sich -schon allein des Derbies wegen- niemals wünschen, dass sie mal absteigen.