Scholli
Fußballgott
Deislers Dilemma: Brauche mehr Geduld
Den Teufelskreis der ständigen Verletzungen hat Sebastian Deisler durchbrochen, doch im Streben um eine Führungsrolle bei der Fußball-Weltmeisterschaft tritt der sensible Profi auf der Stelle.
Bei Bayern München und in der Nationalmannschaft, mit der der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler zum drittletzten Länderspiel des Jahres gegen die Türkei nach Istanbul flog, klaffen zwischen Wunsch und Wirklichkeit Welten. Deisler weiß das, aber er mag nicht aufgeben und hält an seinem großen Ziel Stammplatz fest: «Ich bin nicht damit zufrieden, als Ersatzspieler zur WM zu fahren.»
Der begnadete Techniker weiß, dass er sich bei seinen Ansprüchen und Bemühungen in erster Linie selbst im Wege steht. «Mit dem Kopf durch die Wand klappt es nicht», hat er erkannt. Er verlangt zu viel von sich, setzt sich zu arg unter Druck. «Mir fehlt die Mischung aus auf die Bremse treten und Gas geben», lautet seine eigene treffende Situationsbeschreibung. Die Gratwanderung, seine Chance auf dem Feld zu nutzen und die Trainer zu beeindrucken, will ihm einfach nicht gelingen. Die Lösung kennt er trotzdem: «Es ist eine Geduldsfrage.»
Dieser Charakterzug ist ihm aber fremd. Ausgerechnet in der WM- Saison steht für Deisler allerdings sehr viel auf dem Spiel. Beim FC Bayern läuft sein Vertrag am 30. Juni 2006 aus, ein neues Angebot liegt ihm im Gegensatz zu seinen Teamkollegen Michael Ballack und Willy Sagnol bislang nicht vor. «Ich weiß nicht, wie es weitergeht.» Andere Vereine seien noch nicht an ihn herangetreten, aber für ihn gelte ohnehin: «Mein erster Ansprechpartner ist der FC Bayern.»
Im Verein heißt sein Problem auch Felix Magath. Die Chemie zwischen Trainer und Spieler stimmt nicht, auch wenn Deisler das nie öffentlich sagen würde. «Jeder Trainer hat seine Eigenschaften», sagt er ausweichend. Magath entscheidet beim großen Konkurrenzkampf im Bayern-Mittelfeld knallhart nach Leistung. Deisler bekommt seine Bewährungschancen, aber der labile Profi, der längere Zeit an Depressionen litt, benötigt besonderen Zuspruch und Vertrauen.
Bei Bundestrainer Jürgen Klinsmann, der auf das Potenzial des ewigen Talentes bei der WM kaum verzichten kann, hat Deisler einen ungleich besseren Stand. In den letzten zehn Länderspielen kam er jeweils zum Einsatz. Trotzdem hat er auf der rechten Außenbahn in dem Leverkusener Bernd Schneider einen Kontrahenten vor sich. «Hier kann man sich auch nicht sicher sein, einen Stammplatz zu haben», sagte Deisler. Schon als 20-Jähriger debütierte er in der Nationalelf, fünf Jahre später hat es das einst größte deutsche Talent erst auf 32 Länderspiele gebracht. Sein letztes Tor liegt über drei Jahre zurück.
Körperlich ist Deisler so robust und belastbar wie wohl nie zuvor. Trotzdem wartet er sehnsüchtig auf eine Initialzündung. «Es gibt Phasen, die wie verflucht sind», beschrieb er die aktuelle Situation: «Ich hatte lange kein Erfolgserlebnis.» Er warte auf einen Ball, der ihm im Strafraum einfach einmal einschussbereit vor den Fuß fällt oder eine spielentscheidende Szene. «Das kann ganz schnell gehen.»
Der Vortrag, den der Extrem-Kletterer Stefan Glowacz in Hamburg vor den Nationalspielern hielt, hat insbesondere Deisler inspiriert und motiviert. «Es war sehr beeindruckend, wie er daran geht, auf den Gipfel zu stürmen und wie er sich quält, um ein Ziel zu erreichen.» Er sieht sich auf einer ähnlichen Expedition: «Der Weg zur WM ist ebenfalls eine abenteuerliche Reise.» Oder ein neuer Teufelskreis.
Quelle: dpa
Den Teufelskreis der ständigen Verletzungen hat Sebastian Deisler durchbrochen, doch im Streben um eine Führungsrolle bei der Fußball-Weltmeisterschaft tritt der sensible Profi auf der Stelle.
Bei Bayern München und in der Nationalmannschaft, mit der der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler zum drittletzten Länderspiel des Jahres gegen die Türkei nach Istanbul flog, klaffen zwischen Wunsch und Wirklichkeit Welten. Deisler weiß das, aber er mag nicht aufgeben und hält an seinem großen Ziel Stammplatz fest: «Ich bin nicht damit zufrieden, als Ersatzspieler zur WM zu fahren.»
Der begnadete Techniker weiß, dass er sich bei seinen Ansprüchen und Bemühungen in erster Linie selbst im Wege steht. «Mit dem Kopf durch die Wand klappt es nicht», hat er erkannt. Er verlangt zu viel von sich, setzt sich zu arg unter Druck. «Mir fehlt die Mischung aus auf die Bremse treten und Gas geben», lautet seine eigene treffende Situationsbeschreibung. Die Gratwanderung, seine Chance auf dem Feld zu nutzen und die Trainer zu beeindrucken, will ihm einfach nicht gelingen. Die Lösung kennt er trotzdem: «Es ist eine Geduldsfrage.»
Dieser Charakterzug ist ihm aber fremd. Ausgerechnet in der WM- Saison steht für Deisler allerdings sehr viel auf dem Spiel. Beim FC Bayern läuft sein Vertrag am 30. Juni 2006 aus, ein neues Angebot liegt ihm im Gegensatz zu seinen Teamkollegen Michael Ballack und Willy Sagnol bislang nicht vor. «Ich weiß nicht, wie es weitergeht.» Andere Vereine seien noch nicht an ihn herangetreten, aber für ihn gelte ohnehin: «Mein erster Ansprechpartner ist der FC Bayern.»
Im Verein heißt sein Problem auch Felix Magath. Die Chemie zwischen Trainer und Spieler stimmt nicht, auch wenn Deisler das nie öffentlich sagen würde. «Jeder Trainer hat seine Eigenschaften», sagt er ausweichend. Magath entscheidet beim großen Konkurrenzkampf im Bayern-Mittelfeld knallhart nach Leistung. Deisler bekommt seine Bewährungschancen, aber der labile Profi, der längere Zeit an Depressionen litt, benötigt besonderen Zuspruch und Vertrauen.
Bei Bundestrainer Jürgen Klinsmann, der auf das Potenzial des ewigen Talentes bei der WM kaum verzichten kann, hat Deisler einen ungleich besseren Stand. In den letzten zehn Länderspielen kam er jeweils zum Einsatz. Trotzdem hat er auf der rechten Außenbahn in dem Leverkusener Bernd Schneider einen Kontrahenten vor sich. «Hier kann man sich auch nicht sicher sein, einen Stammplatz zu haben», sagte Deisler. Schon als 20-Jähriger debütierte er in der Nationalelf, fünf Jahre später hat es das einst größte deutsche Talent erst auf 32 Länderspiele gebracht. Sein letztes Tor liegt über drei Jahre zurück.
Körperlich ist Deisler so robust und belastbar wie wohl nie zuvor. Trotzdem wartet er sehnsüchtig auf eine Initialzündung. «Es gibt Phasen, die wie verflucht sind», beschrieb er die aktuelle Situation: «Ich hatte lange kein Erfolgserlebnis.» Er warte auf einen Ball, der ihm im Strafraum einfach einmal einschussbereit vor den Fuß fällt oder eine spielentscheidende Szene. «Das kann ganz schnell gehen.»
Der Vortrag, den der Extrem-Kletterer Stefan Glowacz in Hamburg vor den Nationalspielern hielt, hat insbesondere Deisler inspiriert und motiviert. «Es war sehr beeindruckend, wie er daran geht, auf den Gipfel zu stürmen und wie er sich quält, um ein Ziel zu erreichen.» Er sieht sich auf einer ähnlichen Expedition: «Der Weg zur WM ist ebenfalls eine abenteuerliche Reise.» Oder ein neuer Teufelskreis.
Quelle: dpa