Ein Typ mit Ecken und Kanten
FUSSBALL: Stefan Malz löst seinen Vertrag beim 1. FCK vorzeitig auf
KAISERSLAUTERN (cka). Die Torwartfrage bleibt vorerst offen, die Leidensgeschichte von Stefan Malz ist beendet. In beiderseitigem Einvernehmen haben sich Fußball-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern und der Ludwigshafener Profi getrennt und den bis 30. Juni 2005 laufenden Vertrag mit sofortiger Wirkung aufgelöst.
„Es ging halt einfach nicht mehr weiter. Es ist das Beste so, für beide Seiten", kommentierte Malz die vorgezogene Trennung von seinem Traumverein. Die „Scheidung" war abzusehen. Seit Saisonbeginn hatte der eigenwillige Allrounder bei Trainer Kurt Jara schlechte Karten. Und die hatte sich der 32-Jährige selbst gegeben. Malz hatte das Training und die Taktik des Österreichers kritisiert, der hat sich geärgert. Und von da an gab es keinen Weg mehr zurück für den Linksfuß, dessen sportliche Laufbahn jetzt mit einer Unterschrift so sang- und klanglos zu Ende gegangen ist. Ende Oktober war Malz wegen „Perspektivlosigkeit" zu den Amateuren aussortiert worden, denen er wegen eines Fußbruchs zuletzt fehlte.
FCK-Vorstandsvorsitzender René C. Jäggi zählt zu den Fans des eher verschlossen wirkenden Malz. Chancen, die beiden Parteien wieder an einem Tisch zu bekommen, hat der Schweizer, der heute seinen 56. Geburtstag feiert, keine gesehen. „Es ging auch nicht - von ihm aus, ... das ist Malz pur", weiß er zu gut, dass der Profi ein Sturkopf ist. Allerdings ein liebenswerter. Jäggi adelt Malz: „Er ist einer der ganz wenigen, die Profil haben. Er hat Ecken und Kanten, da stößt man auch mal an. Er ist ein Typ, und Typen wie er sind selten."
Der Ludwigshafener mit den stahlblauen Augen, dessen Markenzeichen die langen dunkelblonden Haare sind, hat ein bewegtes Fußballerleben hinter sich. Seine Stationen heißen SV Pfingstweide, BW Oppau, Südwest Ludwigshafen, Darmstadt 98, VfR Mannheim, 1860 München, Arsenal London und 1. FCK. Der letzte Pflichtspiel-Einsatz war am 22. Mai diesen Jahres beim Bundesliga-„Finale" der vergangenen Saison, als Malz beim 1:1 gegen Borussia Dortmund gegen Ende der Partie eingewechselt worden war. In Erinnerung wird Malz den Fans im Fritz-Walter-Stadion als derjenige bleiben, der in der gleichen Saison in der Schlussminute das Siegtor gegen Eintracht Frankfurt erzielte - und dann auf dem Platz umherirrte. Malz: „Ich wusste nicht, was ich machen sollte."
Im Sommer 2001 war der Arsenal-Reservist mit großen Hoffnungen in die Pfalz gekommen. Nach dreieinhalb Jahren fällt seine Bilanz - nicht nur bei den „Roten Teufeln" - eher ernüchternd aus. Der Techniker mit dem feinen Humor kann mit der Frage, ob er bedauere, dass seine Karriere so zu Ende gehe, nicht viel anfangen. „Karriere ist was Anderes", meint „Malle" trocken. Was denn? „Karriere ist, wenn man was erreicht. Ich habe ja nichts erreicht. Dafür gibt"s 1000 Gründe. Ich mache mir aber keinen Kopf. Es ist jetzt vorbei und das ist auch gut so." Der Abschied soll nicht unbedingt für immer sein. „In den VIP-Raum werde ich nie wieder gehen", meinte Malz, der sich aber gut vorstellen kann, einmal in der Westkurve aufzutauchen - als Fan.
Beruflich hat der mitunter unbequeme Profi die Weichen längst gestellt. Als Trainer des Landesligisten Arminia Ludwigshafen steuert Malz dem Verbandsliga-Aufstieg entgegen: „Fußball macht ja Spaß. Und bei der Arminia ist es nichts Anderes wie im Profibereich, nur die Bedingungen sind andere."
ron.de