FC Bayern ordnet Finanzierung der Allianz-Arena neu
Von Bettina Musall
Kurz vor der Eröffnung gelang dem FC Bayern die Umfinanzierung der Allianz-Arena. Daraus resultiert eine ziemlich brisante Konstruktion. Richtig lukrativ wäre das Stadion für den Rekordmeister erst, wenn der Lokalrivale TSV 1860 München Pleite machen würde. Die Bayern hätten in diesem Fall ein Vorkaufsrecht auf die Arena.
München - Das erste Tor in Münchens neuem Stolz, der Allianz-Arena, schoss ein "Blauer". Peter Pacult, Ex-Stürmer und Ex-Trainer des TSV 1860, erzielte es beim Generalprobenkick zwischen den Altstars des FC Bayern und den "Löwen" am vorvergangenen Donnerstag. Am Ende siegte Pacults Elf mit 3:2, doch es wird auf lange Sicht wohl das letzte Mal gewesen sein, dass die "Sechziger" in diesem Stadion der Superlative die Nase vorn haben.
Spätestens seit vorigem Sonntag, als den Löwen der ersehnte Bundesliga-Wiederaufstieg misslang, ist das Gefälle zwischen dem FC Bayern und dem TSV 1860 zementiert - und zwar auf eine Art, die Auswirkungen hat auf die Finanzierung der 340 Millionen Euro teuren Spielstätte, um die bis Anfang der Woche gefeilscht wurde. Offiziell fehlten 40 Millionen Euro im Kreditpaket der Stadion GmbH, an der die Champions und der Zweitligist je zur Hälfte beteiligt sind. Doch in Wirklichkeit ging es ums Ganze.
Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß, auch privat ein Börsenprofi, wollte von den derzeit niedrigen Zinsen profitieren - und den bisherigen Kreditgeber Eurohypo ablösen. Ein Angebot der Londoner Citibank ging ihm nicht weit genug. Denn für gewöhnlich, sagt FCB-Verwaltungsbeirat Roland Berger, denke Hoeneß, "wenn eine Bank Bayern München finanzieren darf, hat das umsonst zu geschehen".
Natürlich will das der Unternehmensberater als launiges Bonmot verstanden wissen, aber andererseits sei schon was dran. "Es ist eine Ehre und ein Vorteil im Wettbewerb", so Berger, "mit den Bayern in Geschäftsbeziehungen zu stehen." In der Nacht zum Dienstag sprangen dann nach Informationen des SPIEGEL andere bei der Umfinanzierung ein: Nun übernehmen ein privater Anlegerfonds, die Dresdner Bank und die Allianz den Bärenanteil von 300 Millionen Euro.
Zur Vereinbarung gehört, dass die Versicherung ihre Namenspatenschaft um 15 auf 30 Jahre verlängert. Die restlichen 40 Millionen Euro finanziert die LfA Förderbank Bayern. Mit dieser freistaatlichen Lösung hat die Politik um Ministerpräsident und FCB-Verwaltungsbeirat Edmund Stoiber erreicht, dass die wirtschaftlich schwachen 1860er auf Dauer im Boot bleiben.
Ein erwünschter Nebeneffekt des Deals ist zwar, dass die Bayern-Granden ihre Haftung von 166 Millionen Euro auf weniger als ein Viertel reduzieren konnten. Verschmerzen müssen sie dafür, dass ihre unternehmerische Freiheit auf lange Sicht eingeengt ist, weil ihnen die armen Löwen auf dem Papier als gleichberechtigte Partner erhalten bleiben. Das wirtschaftliche Ungleichgewicht scheint denn auch der ärgste Schönheitsfehler des neuen Fußballtempels.
Zwar sind alle 106 Logen zu Preisen zwischen 90.000 und 240.000 Euro jährlich für fünf Jahre vermietet. 102 der Luxuskabinette setzte jedoch der FC Bayern ab, die Sechziger brachten nur 4 Stadionsuiten unter die Leute. Statt in der neuen Arena aus dem Schatten des FC Bayern herauszutreten, finden sich die Löwen in einer Gastrolle.
Niemand wird es offen aussprechen, wenn die 66.000 Zuschauer fassende Arena am Dienstag offiziell mit einem Spiel des FC Bayern gegen die deutsche Nationalelf eröffnet wird: Aber richtig lukrativ wäre das Stadion für den Rekordmeister erst, wenn 1860 Pleite machen würde - und die Bayern von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen könnten.