Zorc sucht drei Spezialisten: Mehr Substanz für den Kader
Dass Dr. Werner Müller (59), Vorstandsvorsitzender des Essener RAG-Konzerns, bei der Unterzeichnung des Sponsorenvertrages mit Borussia Dortmund gleich vom Champions-League-Sieg 2008 träumte, wollte Klubchef Dr. Reinhard Rauball (59) nicht als zwingenden Auftrag an sein aktives Personal verstanden wissen.
"Wer den Schalk in Müllers Augen gesehen hat, wird mir beipflichten, dass das ein Bonmot war", erklärte Rauball.
Dabei erreicht die Dotierung des zunächst bis 2009 befristeten Vertrages, den die RAG per einseitiger Option bis 2012 verlängern kann, tatsächlich Champions-League-Dimensionen. Gemessen an den fünf Millionen Euro, die der Hamburger SV jährlich von der Fluggesellschaft "Emirates" kassieren wird, ist KGaA-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke (46) ein außergewöhnlicher Deal gelungen: Die Partnerschaft mit dem sechsmaligen Deutschen Meister ist der RAG, die mit den Sparten Energie, Chemie und Immobilien (15 Milliarden Euro Umsatz, 60 000 Beschäftigte) für 2007 den Börsengang plant, im Erfolgsfall mehr als zehn Millionen pro Saison wert.
Garantiert wird der Borussia ein Sockelbetrag von sieben bis acht Millionen Euro pro Jahr. Und darüber hinaus die Mitarbeit Müllers, des parteilosen früheren Ministers, in Wirtschafts- und Beirat des Vereins. Diesen Gremien gehören mit Peter Struck (SPD) und Friedrich Merz (CDU) schon zwei herausragend vernetzte Hochkaräter an. Müller, der 1997 als Augenzeuge den Dortmunder Champions-League-Sieg (3:1 über Juventus Turin) in München erlebte, erfuhr bei seinen Gesprächen mit den BVB-Bossen, dass mit den neuen Millionen von RAG und Stadion-Namensgeber Signal Iduna (25 Millionen Euro bis 2011) Verbindlichkeiten abgebaut und "moderate Investitionen" (Watzke) getätigt werden sollen.
Investionen in die Mannschaft, der "weiter Substanz, vorwiegend im Offensivbereich" zugeführt werden soll, wie Sportdirektor Michael Zorc (43) verrät. Dass das Spielniveau in den vergangenen Wochen kontinuierlich sank, könnte zu größeren als den bisher angenommenen Veränderungen im Kader führen. Bis zu fünf neue Spieler sollen kommen; nur Martin Amedick (23, Abwehr, Braunschweig) und Steven Pienaar (23, Mittelfeld, Ajax Amsterdam) stehen bisher fest. Neben (mindestens) einem Stürmer, der Alexander Frei (27, Stade Rennes, nach einer Leisten-OP derzeit außer Gefecht) heißen könnte und Jan Koller (33, Ziel unbekannt) beerben soll, hat ein torgefährlicher Mittelfeldspieler für Zorc "eindeutig Priorität". Einen Ersatz für den wohl zu Atletico Madrid abwandernden Tomas Rosicky (25, Ablöse: knapp zehn Millionen Euro) sucht er nicht, "den haben wir mit Pienaar schon".
Thomas Hennecke