Veröffentlicht am 19.02.2006 um 14:09 Uhr
Quelle: dpa
Belgischer Fußballskandal: Angeblich 17 Spiele manipuliert
Der Skandal um Bestechung und manipulierte Spiele
in der ersten belgischen Fußball-Liga ist möglicherweise größer als
bisher angenommen. Die Ermittler vermuten, dass bei mindestens 17
Spielen das Ergebnis gefälscht worden sein könnte, berichteten
belgische Medien am Sonntag. Ein Experte für Fußballwetten legte der
Staatsanwaltschaft eine Liste von 17 Spielen vor, bei denen Einsätze
und Quoten so deutlich von den Normalwerten abwichen, dass der
Verdacht auf Manipulationen begründet sei. An der Hälfte der Spiele
war der Verein Lierse SK beteiligt, an sechs weiteren der Club La
Louvière. Beide Vereine stehen im Zentrum des Fußballskandals.
Der Verein Excelsior Mouscron hatte am späten Freitagabend seinen
zum Jahresanfang angestellten Trainer Paul Put entlassen, teilte
Finanzdirektor Francis D`Haese mit. Put hatte zuvor eingestanden, als
Trainer des Vereins Lierse SK an mehreren Spielmanipulationen
mitgewirkt zu haben. Allerdings hatte er beteuert, sich nicht selbst
bereichert, sondern das Geld unter den beteiligten Spielern
aufgeteilt zu haben.
Die belgische Zeitung «La Dernière Heure» berichtete, der Chinese
Ye Zehun, der als Schlüsselfigur des Skandals gilt, habe Spieler des
Lierse SK mit Enthüllungen über deren Sexualleben unter Druck
gesetzt. Zehun, der Zehntausende von Euro für Spielabsprachen
ausgegeben haben und damit der chinesischen Mafia erhebliche
Wettgewinne verschafft haben soll, habe auf einem Schiff in Antwerpen
Sexpartys für die Spieler veranstaltet. Später habe er die Kicker -
auch einige von anderen Vereinen - unter anderem mit der Drohung, den
Ehefrauen kompromittierende Bilder zu zeigen, unter Druck gesetzt.
Der Erstligist RSC Anderlecht hatte sich am Freitag von dem
Verteidiger Laurent Delorge und dem Mittelfeldspieler Marius Mitu
getrennt. Die beiden Spieler, die zuvor beim Lierse SK beschäftigt
waren, hätten «Handlungen, die mit der sportlichen Ethik nicht
vereinbar waren», zugegeben. Während der Zeit beim RSC Anderlecht
hätten sie sich allerdings nichts zu Schulden kommen lassen.
Anderlecht hat nach Mitteilung von Manager Herman Van Holsbeeck dem
Manager seines Torwarts Silvio Proto Hausverbot erteilt. Dieser,
Pietro Allata, sei «persona non grata», sagte Van Holsbeeck, ohne
Näheres mitzuteilen.
Bereits am Donnerstag hatte Lierse SK zwei Profis und einen
Assistenztrainer zunächst suspendiert und dann entlassen. Die
belgische Kreditbank Krefima zog sich mittlerweile als Sponsor von
Lierse SK zurück. Lierse ist derzeit Schlusslicht der Tabelle.