Nach zerstörter Hoffnung Wolf entlassen
FUSSBALL: FCK beruft Wolfgang Funkel zum Interimstrainer - Alexander Bugera verpflichtet
KAISERSLAUTERN (zkk/osp). Blauer Brief der „Roten Teufel": Fußball-Zweit-Bundesligist 1. FC Kaiserslautern hat gestern Abend gegen 21 Uhr seinen Trainer Wolfgang Wolf entlassen. Heute leitet Co-Trainer Wolfgang Funkel das Training.
„Das Vertrauen, die Wende mit Wolfgang Wolf noch schaffen zu können, war nicht mehr da", begründete FCK-Vorstandsvorsitzender Erwin Göbel die Entlassung des Trainers und einstigen Mannschaftskapitäns. Zusammen mit Vorstandsmitglied Arndt Jaworski hatte Göbel dem Coach den Rauswurf mitgeteilt. Göbel: „Es war eine sehr schwere Entscheidung. Besser aber so als ein langsames Sterben. Wolfgang Wolf hat die Entscheidung professionell hingenommen." Wolfgang Wolf, seit 21. November 2005 FCK-Cheftrainer, war gestern nicht erreichbar.
Der Trainer hatte gestern Vormittag engagiert wie immer das Training geleitet. Er spürte aber den Vertrauensentzug. „Ich bin Einzelkämpfer. Mich unterstützt keiner mehr im ganzen Verein", sagte Wolf, als er zum letzten Mal in den Mannschaftsbus stieg. Worte der Resignation. Der Glaube an die Wende war gestorben, die Hoffnung Wolfs, den zweiten Anlauf zu befehligen, auch.
„Wenn ich alle Fakten zusammen nehme, dann gab es nur eine Entscheidung: diese. Das ist nicht meine alleinige Entscheidung, sie wird so und in dieser Form vom kompletten Aufsichtsrat mitgetragen", sagte der FCK-Aufsichtstratsvorsitzende Dieter Buchholz. Auch bei ihm war das Vertrauen, mit Wolf die Wende erzwingen zu können, verloren gegangen.
Michael Schjönberg, seit Donnerstag Sportdirektor beim FCK, mochte die Entscheidung gestern Abend nicht kommentieren. „Für meine Person ist es besser, jetzt nichts zu sagen. Mein Kopf ist wie eine Bombe", sagte Schjönberg. Seit gestern läuft die Trainersuche. Einen Schnellschuss soll es nicht geben, sagte Göbel: „Findet sich ein Mann mit Perspektive, holen wir ihn möglichst schon jetzt."
Am Dienstag noch hatte der Vorstand des Vereins nach einer Situationsanalyse beteuert, mit Wolf zumindest bis Sonntag weiterarbeiten zu wollen. Im Aufsichtsrat aber war das Vertrauen zum Trainer aufgebraucht, nachdem von den vier Einkäufen im Winterschlussverkauf nur Silvio Meißner eingeschlagen hatte.
Seit Tagen gab es Gerüchte über Kontaktaufnahmen zu anderen Trainern. Wiederholt fiel der Name Klaus Toppmöller. Ein Mittelsmann signalisierte Ex-Präsident Hubert Keßler, dass „Toppi" eine Ausstiegsklausel als Nationaltrainer Georgiens habe. Auch diverse Spielervermittler, Berater und ehemalige Profis aus dem FCK-Umfeld meldeten sich - meist hinter vorgehaltener Hand - zu Wort.
Wolfgang Wolf hatte die Personalplanung für die neue Saison bereits vorangetrieben. Im Aufsichtsrat lagen die Personalien René Klingbeil (Hamburger SV), Ivica Banovic (1. FC Nürnberg) und Boubacar Diarra (SC Freiburg) vor. Abgesegnet wurde noch keine - wohl auch, weil kein Personaltableau des Trainers abgenickt werden sollte, dessen Kopf gefordert wurde. Als perfekt meldete der FCK gestern aber die ablösefreie Verpflichtung von Alexander Bugera vom MSV Duisburg. Der 27-Jährige, von Wolf favorisiert, ist für die linke Seite vorgesehen und bekommt einen Vertrag bis 2010. Den Transfer hatte der MSV Duisburg bereits einen Tag nach seinem 3:0-Sieg in Kaiserslautern gemeldet.
Diese Niederlage war der Anfang vom Ende für Wolf. Er war als Nachfolger von Michael Henke gekommen. Den Abstieg aber hatte der FCK auch unter Wolf nicht abwenden können. Nach einem Fehlstart - drei Niederlagen, ein Sieg - holte der FCK mit Wolf in der Rückserie auch dank des Jugendstils 22 Punkte.
Am 13. Mai 2006 aber war der Abstieg besiegelt. Als Trainer und Manager sorgte Wolf für den Neuaufbau. Bis zum Vorrunden-Ende lief es gut. Der FCK lag nur zwei Punkte hinter einem Aufstiegsplatz. Der Leistungseinbruch in der Rückrunde, der geplatzte Aufstiegstraum, kostete Wolfgang Wolf nun den Job.
Quelle:
DIE RHEINPFALZ