Drogba und Co. suchen Gastfamilien im Raum Stuttgart

mars85

FritzWaltersErben
Ein Buchungsfehler macht"s möglich: Spieler der Elfenbeinküste wollen mit Aktion für ihr Heimatland werben - Einmalige Chance für Filderbewohner

Filder. Es ist eine der ungewöhnlichsten Aktionen der WM-Geschichte: Die Fußballer der Elfenbeinküste nehmen das Motto der WM "Die Welt zu Gast bei Freunden" wörtlich. Sie wollen sich während des Turniers für einige Tage bei Gastfamilien in der Nähe Stuttgarts einquartieren.

Von Kai Müller

Am 16. Juni treffen die Kicker aus Westafrika in ihrem zweiten WM-Gruppenspiel auf das Team der Niederlande. Die Partie wird in Stuttgart ausgetragen. Ihr Domizil hat die junge Mannschaft um den Superstar vom FC Chelsea, Didier Drogba, während des vierwöchigen Turniers eigentlich in Niederkassel: im renommierten Clostermanns Hof. Der Flughafen Köln/Bonn ist nicht weit entfernt, und von dort aus wollten die "Elefanten" direkt zum Duell gegen die Oranjes nach Stuttgart fliegen.

Doch daraus wird nichts, und schuld daran ist eine peinliche Panne. Das Hotel hatte nämlich die Zimmer vom 14. bis 18. Juni nicht nur an die Fußballer, sondern auch an eine japanische Hochzeitsgesellschaft vermietet. Dem jungen Glück wollten nun auch die Kicker aus Westafrika nicht im Weg stehen, mehrheitlich entschied daher der Mannschaftsrat, dass der Verband nach einem Ausweichquartier für die besagten vier Tage suchen solle. Doch dies gestaltete sich schwieriger als erwartet. Nach langer vergeblicher Suche erklärte Staatspräsident Laurent Gbagbo die Angelegenheit zur Chefsache. Eine ungewöhnliche Idee nahm schnell Form an: Die Spieler sollen vier Tage lang bei Gastfamilien unterkommen und mit dieser Aktion auf das westafrikanische Land aufmerksam machen. Der französische Trainer der "Elefanten", Henri Michel, kritisierte zwar die seiner Meinung "unprofessionelle Art der Vorbereitung", doch der Staatspräsident setzte sich durch.

Was bisher nur wenige Eingeweihte wie Franz Beckenbauer, Präsident des Organisationskomitees der WM 2006, wussten, hat jetzt der Weltfußballverband Fifa öffentlich gemacht. Das Papier liegt auch der Filder-Zeitung vor. Ein Detail dürfte die Filderbewohner besonders freuen: Die Spieler der Elfenbeinküste wollen ihre Quartiere, um große Anfahrtswege zu vermeiden, in und um Stuttgart aufschlagen. Topstars wie Didier Drogba, Guy Demel (Hamburger SV), Didier Zokora (AS St. Etienne) und Kolo Touré (Arsenal London) könnten daher schon bald bei ganz normalen Menschen in Leinfelden-Echterdingen, Waldenbuch, Filderstadt oder Vaihingen wohnen.

Eine Nachricht, die bei Leinfelden-Echterdingens Oberbürgermeister Roland Klenk großen Jubel auslöst: "Natürlich werde ich mein Gästezimmer zur Verfügung stellen." Er ergänzt: "Donnerstags trainiere ich immer mit den alten Herren in Musberg, vielleicht kann unser Gast mitkommen und uns ein paar Tricks zeigen." Auch sein Filderstädter Kollege Peter Bümlein ist begeistert: "Das ist eine tolle Chance für Filderstadt. Wer bei uns übernachtet, der bekommt eine Freikarte fürs Fildorado."

Oberbürgermeister werden aber bei der Auswahl der Gastfamilien nicht bevorzugt behandelt: "Viele unserer Spieler wollen lieber den Alltag einer ganz normalen Familie in Stuttgart kennen lernen", sagt ein Sprecher des westafrikanischen Fußballverbands. Jeder Kicker dürfe ohnehin sein Quartier selbst aussuchen. "Schön wäre es, wenn die Gastgeber Französisch sprechen könnten, da dies auch unsere Amtssprache ist. Das ist aber keine Bedingung, notfalls stellen wir auch einen Dolmetscher", erklärt der Sprecher. Die Gästezimmer dürften ruhig etwas spartanisch eingerichtet sein: "Damit die Spieler nicht abgelenkt werden und sich voll und ganz auf die WM-Partien konzentrieren können." Falls man über genügend Platz verfüge, würden sich Drogba und Co. auch freuen, wenn sie ihre Ehefrauen, Kinder und Teile der Verwandtschaft mitbringen könnten: "Vor dem Spiel gegen Holland sollte man aber darauf achten, dass die Spieler und ihre Ehefrauen nicht im gleichen Zimmer übernachten. Unser Trainer sieht das gar nicht gern." Ansonsten gebe es für die Gastgeber wenig zu tun: "Ein Frühstück reicht, danach sammelt ein Bus die Spieler ein und fährt sie zum Training", sagt der Sprecher. Die schwäbischen Gastfamilien würden zudem eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten und einen Orden des Landes, der bei einem Besuch in der Hauptstadt Yamoussoukro öffentlich überreicht werden soll.

Wer gern einen Spieler der Elfenbeinküste vom 14. bis 18. Juni aufnehmen will, der sollte noch heute - die Frist läuft am 1. April ab - eine E-Mail an die Filder-Zeitung schicken ([email protected]) mit Angaben zu seiner Person, dem Gästezimmer und den Sprachkenntnissen. Wir werden die E-Mails sammeln und dann an den Fußball-Verband der Elfenbeinküste weiterleiten.
Heute aus der Tageszeitung :floet:
ohne Kommentar :zwinker3:
 

Baldrick

Póg mo thóin
Ich habe gehört, der Staatspräsident habe aus Ärger an der Kritik Michel durch Franz Beckenbauer ersetzt ... oder war es jetzt Matthäus? Mist, man kommt heute ganz durcheinander...
 
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