Wachsamkeit und Kreativität eingeschränkt
Dass die deutsche Mannschaft in den vergangenen Jahren immer stärker wurde und die individuelle Qualität der Spieler durch die systematische Nachwuchsförderung immer weiter wächst, ist nicht zu übersehen. Aber auch hier verweisen die Forscher in Analogie zu Unternehmen auf gewisse Risiken. Ein hoher Grad an Homogenität bringe neben zahlreichen Vorteilen (hohe Beziehungsdichte, geringere Belastungs-, Spannungs- und Angstgefühle, hohe Kommunikationseffizienz) auch Nachteile mit sich.
Zu stark ausgeprägte Homogenität innerhalb einer Gruppe schränke jedoch unter anderem Wachsamkeit und Kreativität ein. Daher sei es „prüfenswert“, so die Wirtschaftswissenschaftler, gerade Spieler, die in ihren „Persönlichkeitseigenschaften“ abweichen, stärker einzubinden, schon in den Nachwuchsauswahlteams. Ein Problem sei, dass Entscheider gemäß dem „Similar-to-me-Effekt“ häufig dazu tendierten, Leute auszuwählen, die ihnen in der Persönlichkeitsstruktur gleichen. Und diese Leute würden zu einem späteren Zeitpunkt auch weniger kritisch betrachtet.
Gewisse Typen sind vom Karussell geflogen
In dieser Woche hat der frühere Nationalspieler Christoph Metzelder in einem Interview mit der „Zeit“ die Frage der hohen Homogenität in der Nationalmannschaft aus seiner Erfahrung auf den Alltag der vergangenen Jahren heruntergebrochen. Auf die Frage, ob im Kader von Löw, bei allen Stärken, die abgezockten Typen fehlten, der sogenannte Arschlochfaktor, sagte Metzelder: „Da werden Spieler, auf die sich der Trainer seit Jahren auch menschlich verlassen kann, vielleicht Konkurrenten vorgezogen, die in der Liga gerade besser drauf sind. Gewisse Typen wie ein Kevin-Prince Boateng sind so irgendwann vom Karussell geflogen. Ja, das glaube ich schon: dass in den letzten Jahren Spieler, die gut waren, aber eben andere Typen, einer Sehnsucht nach Homogenität zum Opfer gefallen sind.“