bluelion
Daniela Hantuchova Fan
Sehr guter Artikel!!
Bye, bye, Babsi
Mit einem symptomatischen Ergebnis verabschiedet sich die Tirolerin von der internationalen Bühne - eine der "österreichischsten" Sportlerinnen, die wir je hatten.
Mal ehrlich: Ist Markus Rogan österreichisch? Oder Thomas Muster? Oder Hermann Maier? Letzterer vielleicht noch am ehesten, weil der ist wenigstens hie und da beleidigt, wenn man ihm die falschen Fragen stellt. Und die Fragen sind häufig die falschen, seit er nicht mehr der Herminator ist, sondern nur mehr der Hermann.
Oder Markus Rogan: immer freundlich, blitzgescheit - und tut noch dazu so, als würde er es wirklich reinen Herzens anerkennen, wenn ihm ein anderer davonschwimmt. Wer jemals das Vergnügen hatte, dem Wiener Derby beizuwohnen, der weiß, wie unösterreichisch solches Verhalten ist.
Oder Thomas Muster: Einer, der knapp 50 Matches hintereinander gewinnt, der muss entweder Schifahrer oder kein Österreicher sein. Jahrelang machte er sich ein Häkerl mit Gegnern und Journalisten ("Ich habe heute 52% gegeben" und ähnliche Meldungen) und war sowas von unangreifbar, dass gar niemand sich getraut hätte, eine falsche Frage zu stellen.
Österreich liebt seine Helden erst dann so richtig, wenn sie gefallene Helden sind. Wenn sie gezeigt haben, dass sie auch Menschen sind. In Wahrheit wollen wir auch nicht den weltbesten Irgendwas haben - der wird geachtet und von hinten angenähert, dass es eine Freude ist - aber geliebt wird er erst, wenn er bewiesen hat, dass er verlieren kann, dass er "einer von uns" ist. Ausgenommen vielleicht das Schifahren, weil Siege am Fließband werden seit langem schon als Teil der österreichischen Identität begriffen - und wehe dem Bode, wenn er nicht am Ende maximal Zweiter ist.
Da war uns die liebevoll-anbiedernd als "Schettl" Apostrophierte schon lieber. Während man bei Muster stets wusste: "Ein verlorener Satz bedeutet noch gar nichts!", konnte man bei Babsi davon ausgehen: "Ein gewonnener Satz bedeutet noch gar nichts!" Nicht, dass sie nichts gewonnen hätte - ganz im Gegenteil -, aber ihre Bilanz gegen die Allerbesten spricht Bände:
Capriati 2:4
Clijsters 1:2
Myskina 1:3
Venus 1:3
Kournikova 1:5
Serena 0:3
Graf 0:2
Seles 0:6
Davenport 0:7
Hingis 0:11
Einzig gegen Amélie Mauresmo steht eine weiße Weste zu Buche - die beiden haben nur einmal gegeneinander gespielt, mit dem besseren Ende für Schett. Sie spielte in ihrer besten Zeit mit einer beeindruckenden Konstanz gegen hinter ihr liegende Spielerinnen - und das waren von 1998 bis 2001 nie weniger als 25. Nur gegen die Besten, da tat sie sich schwer.
Und wenn eine immer wieder vergeblich anläuft und nie den ganz großen Erfolg schafft, gerade dann würden es ihr alle gönnen. Wir alle können von Partien berichten, die wir gegen von vorneherein unschlagbare Gegner fast gewonnen hätten - also ist Babsi eine von uns, eine zum Angreifen. Casablanca wäre auch nie so ein Erfolg geworden, wenn Humphrey Bogart am Ende Ingrid Bergman gekriegt hätte. Knappes Scheitern ist viel herzerwärmender als kolossale Triumphe.
Dazu kommt ein gewisses Maß an Naivität, was beispielsweise den Umgang mit Medien betrifft. Reinen Herzens tappte das Tiroler Mädl vor ein paar Jahren in die von der englischen Presse appetitlich präsentierte Falle: So ein paar Wochen zur Kourni-Vertreterin hochgejubelt zu werden, dazu ein paar quasi-erotische Posen, "Sexy Babsi" da, "Anna from Austria" dort - was sollte daran schon Schlechtes sein? Zu spät kam sie hinter die Kehrseite der Medaille - etwa als ihr Ex Thomas Prerovsky mit tief angelegten Aussagen zitiert wurde, die jener nie getätigt hatte.
Als Ausgleich dafür war sie mit halbwegs niedriger Frustrationsschwelle ausgestattet, was heimische Medien betraf. Kurier und Co. druckten alle Jahre wieder brav Babsis durch keinerlei Ergebnisse untermauerte Behauptung, nächstes Jahr ihr Ranking halbieren zu wollen.
In Wahrheit war ab '99 die Luft draußen. Jetzt sagt sie es auch selbst - nur sonst durfte es keiner aussprechen, jahrelang. Obwohl alle es wussten, bis hin zu Trainern und Manager. Auch nicht gerade untypisch österreichisch, aber verständlich, da die Sponsoren auf ehrliche Aussagen womöglich verschnupft reagiert hätten. Jetzt ist der Druck abgefallen, Sponsoren gibt es seit etwa einem Jahr keine mehr - und die Freude an der Quälerei war noch viel länger schon nicht mehr vorhanden.
Und die Aussage "Du musst den Schmerz als Freund betrachten!" stammt von Muster, nicht von Schett. Die hätte auf solche abartigen Behauptungen höchstens mit "Bist deppert?" reagiert. Österreichisch eben.
tennisweb-Kolumnist Arno Dupal ist freier Journalist und Tennistrainer.
Bye, bye, Babsi
Mit einem symptomatischen Ergebnis verabschiedet sich die Tirolerin von der internationalen Bühne - eine der "österreichischsten" Sportlerinnen, die wir je hatten.
Mal ehrlich: Ist Markus Rogan österreichisch? Oder Thomas Muster? Oder Hermann Maier? Letzterer vielleicht noch am ehesten, weil der ist wenigstens hie und da beleidigt, wenn man ihm die falschen Fragen stellt. Und die Fragen sind häufig die falschen, seit er nicht mehr der Herminator ist, sondern nur mehr der Hermann.
Oder Markus Rogan: immer freundlich, blitzgescheit - und tut noch dazu so, als würde er es wirklich reinen Herzens anerkennen, wenn ihm ein anderer davonschwimmt. Wer jemals das Vergnügen hatte, dem Wiener Derby beizuwohnen, der weiß, wie unösterreichisch solches Verhalten ist.
Oder Thomas Muster: Einer, der knapp 50 Matches hintereinander gewinnt, der muss entweder Schifahrer oder kein Österreicher sein. Jahrelang machte er sich ein Häkerl mit Gegnern und Journalisten ("Ich habe heute 52% gegeben" und ähnliche Meldungen) und war sowas von unangreifbar, dass gar niemand sich getraut hätte, eine falsche Frage zu stellen.
Österreich liebt seine Helden erst dann so richtig, wenn sie gefallene Helden sind. Wenn sie gezeigt haben, dass sie auch Menschen sind. In Wahrheit wollen wir auch nicht den weltbesten Irgendwas haben - der wird geachtet und von hinten angenähert, dass es eine Freude ist - aber geliebt wird er erst, wenn er bewiesen hat, dass er verlieren kann, dass er "einer von uns" ist. Ausgenommen vielleicht das Schifahren, weil Siege am Fließband werden seit langem schon als Teil der österreichischen Identität begriffen - und wehe dem Bode, wenn er nicht am Ende maximal Zweiter ist.
Da war uns die liebevoll-anbiedernd als "Schettl" Apostrophierte schon lieber. Während man bei Muster stets wusste: "Ein verlorener Satz bedeutet noch gar nichts!", konnte man bei Babsi davon ausgehen: "Ein gewonnener Satz bedeutet noch gar nichts!" Nicht, dass sie nichts gewonnen hätte - ganz im Gegenteil -, aber ihre Bilanz gegen die Allerbesten spricht Bände:
Capriati 2:4
Clijsters 1:2
Myskina 1:3
Venus 1:3
Kournikova 1:5
Serena 0:3
Graf 0:2
Seles 0:6
Davenport 0:7
Hingis 0:11
Einzig gegen Amélie Mauresmo steht eine weiße Weste zu Buche - die beiden haben nur einmal gegeneinander gespielt, mit dem besseren Ende für Schett. Sie spielte in ihrer besten Zeit mit einer beeindruckenden Konstanz gegen hinter ihr liegende Spielerinnen - und das waren von 1998 bis 2001 nie weniger als 25. Nur gegen die Besten, da tat sie sich schwer.
Und wenn eine immer wieder vergeblich anläuft und nie den ganz großen Erfolg schafft, gerade dann würden es ihr alle gönnen. Wir alle können von Partien berichten, die wir gegen von vorneherein unschlagbare Gegner fast gewonnen hätten - also ist Babsi eine von uns, eine zum Angreifen. Casablanca wäre auch nie so ein Erfolg geworden, wenn Humphrey Bogart am Ende Ingrid Bergman gekriegt hätte. Knappes Scheitern ist viel herzerwärmender als kolossale Triumphe.
Dazu kommt ein gewisses Maß an Naivität, was beispielsweise den Umgang mit Medien betrifft. Reinen Herzens tappte das Tiroler Mädl vor ein paar Jahren in die von der englischen Presse appetitlich präsentierte Falle: So ein paar Wochen zur Kourni-Vertreterin hochgejubelt zu werden, dazu ein paar quasi-erotische Posen, "Sexy Babsi" da, "Anna from Austria" dort - was sollte daran schon Schlechtes sein? Zu spät kam sie hinter die Kehrseite der Medaille - etwa als ihr Ex Thomas Prerovsky mit tief angelegten Aussagen zitiert wurde, die jener nie getätigt hatte.
Als Ausgleich dafür war sie mit halbwegs niedriger Frustrationsschwelle ausgestattet, was heimische Medien betraf. Kurier und Co. druckten alle Jahre wieder brav Babsis durch keinerlei Ergebnisse untermauerte Behauptung, nächstes Jahr ihr Ranking halbieren zu wollen.
In Wahrheit war ab '99 die Luft draußen. Jetzt sagt sie es auch selbst - nur sonst durfte es keiner aussprechen, jahrelang. Obwohl alle es wussten, bis hin zu Trainern und Manager. Auch nicht gerade untypisch österreichisch, aber verständlich, da die Sponsoren auf ehrliche Aussagen womöglich verschnupft reagiert hätten. Jetzt ist der Druck abgefallen, Sponsoren gibt es seit etwa einem Jahr keine mehr - und die Freude an der Quälerei war noch viel länger schon nicht mehr vorhanden.
Und die Aussage "Du musst den Schmerz als Freund betrachten!" stammt von Muster, nicht von Schett. Die hätte auf solche abartigen Behauptungen höchstens mit "Bist deppert?" reagiert. Österreichisch eben.
tennisweb-Kolumnist Arno Dupal ist freier Journalist und Tennistrainer.