Einer fehlt:
Die Bördelandhalle ist seit Wochen ausverkauft. Magnus Wislander, Olafur Stefansson und viele mehr haben sich in Magdeburg angesagt.
Sie wollen den letzten Auftritt des ersten deutschen Handball-Superstars nicht verpassen: Am Samstag bestreitet Stefan Kretzschmar sein Abschiedsspiel.
Im Alter von 34 Jahren beendet der frühere Nationalspieler seine ruhmreiche Karriere. "Kretzsche" wurde Deutscher Meister und Pokalsieger, gewann die Champions League und dreimal den EHF-Pokal und wurde mit der Nationalmannschaft Vize-Weltmeister und Vize-Europameister.
Höhepunkt einer Karriere mit vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen, waren die Olympischen Spiele 2004. Deutschland holte in Athen Silber.
Kretzsche bleibt Magdeburg erhalten
Kretzschmar war nicht nur bekannt für seine Wurfvarianten von Linksaußen. Mit Tattoos und Piercings wurde er zum "Handball-Punk". Er hatte eine eigene Show auf MTV und schrieb für Sport1.de Kolumnen.
Immer wieder wurde der NBA-Fan aber auch von Verletzungen zurückgeworfen. Das WM-Finale 2003 verpasste er wegen einer Fingerverletzung, die EM 2004 wegen Leistenproblemen. Auch die Knie spielten nicht immer mit.
Jetzt zieht er einen Schlussstrich. Mit dem Gewinn des EHF-Cup verabschiedet sich "Kretzsche" standesgemäß als Spieler von "seinem" SC Magdeburg. In Zukunft wird er im Management des Klubs arbeiten.
Sport1.de sprach mit Stefan Kretzschmar über den Abschied von der Handball-Bühne und die Zukunft des SCM.
Sport1: Herr Kretzschmar, haben Sie sich im Urlaub gut erholt?
Stefan Kretzschmar: Ja, ich war auf Ibiza. Der beste Urlaub meines Lebens. Und danach dann mit meiner Tochter für einige Tage in Euro-Disney. Das waren schöne Tage.
Sport1: Haben Sie auch schon Zeit gehabt, Ihre Karriere Revue passieren zu lassen?
Kretzschmar: Ein bisschen, ja. Einige Erinnerungen kamen hoch, Erinnerungen an spezielle Momente. Klar haben wir auf Ibiza ein paar Geschichten erzählt, über Olympia in Sydney und Athen. Aber so richtig werde ich das Ganze wohl erst selbst aufarbeiten, wenn ich ein Buch schreibe und noch mal alles durchgehe. Das ist eine gute Therapie, um meine Karriere zu verarbeiten.
Sport1: Haben Sie schon einen Titel für das Werk?
Kretzschmar: Nein, nein, das ist noch zu früh.
Sport1: Am Samstag findet Ihr Abschiedsspiel statt.
Kretzschmar: Ja, ich freue mich, dass es danach endlich vorbei ist. Es wird stimmungsvoll. Die Familie kommt, 400 Freunde. Das wird sicher ein ganz toller Abend. Die Partie war in 40 Minuten ausverkauft, 8000 Fans sind dabei. Ich freue mich schon tierisch drauf, aber es wird sicher auch ein sehr emotionaler Moment. Was mir nicht so gefällt, ist dabei alleine im Fokus zu stehen. Das ist nicht so mein Ding. Ich werde sicher auch ein paar Worte sagen müssen. Und das wird brutal. Ich denke, da werden ein paar Tränen fließen.
Sport1: Haben Sie es schon bereut, Ihre Karriere zu beenden?
Kretzschmar: Nein, ich denke, es war die richtige Entscheidung. Für ein paar Spiele wäre es noch gegangen, aber ich könnte nicht noch eine ganze Saison auf hohem Niveau spielen. Und das verlangt man von einem Führungsspieler, denn der SCM wird eine neue, sehr junge Truppe zur Verfügung haben. Ein Führungsspieler muss vorne weg gehen. Das kann ich nicht mehr. Aber wie eine Gurke will ich nicht übers Parkett laufen. Und von hinten zu schreien, ist mir zu wenig.
Sport1: Es war also der richtige Zeitpunkt.
Kretzschmar: Ja. Denn die vergangene Saison lief noch sehr gut. Gerade die Hinrunde. Da habe ich mich dann ja auch entschlossen, noch einmal um ein Jahr zu verlängern. Dann habe ich aber körperlich abgebaut. Und nach der WM und nach dem Gewinn des EHF-Pokals habe ich gemerkt, dass die Luft raus ist. Zu Heimspielen war noch alles okay, da haben einen die Fans beflügelt. Aber bei Auswärtsspielen hatte ich schon Probleme, mich zu motivieren. Da kam nichts mehr. Und ich gehe lieber gleich. Jetzt habe ich noch den Respekt der Fans. Die sagen: Der hätte noch ein Jahr spielen können. Und sie sagen nicht, dass ich ein Jahr zu spät aufgehört habe. Ich bevorzuge die erste Variante.
Sport1: Und Sie bleiben ja dem Handball verbunden.
Kretzschmar: Genau. Ganz verabschieden muss ich mich nicht. Wenn ich mir aber vorstellen müsste, nächste Woche muss ich wieder zum Lauftraining in den Wald - nein danke, das ist ne brutale Vorstellung.
Sport1: Sie arbeiten jetzt beim SC Magdeburg im Management.
Kretzschmar: Auf die Aufgabe freue ich mich sehr. Wir müssen mit Trainer Bogdan Wenta erst noch genau die Basis absprechen und eine Linie finden, aber das machen wir, sobald er aus dem Urlaub zurück ist. Wir haben in Magdeburg viel Arbeit vor uns. Es gibt viel verbrannte Erde, die es gilt, wieder fruchtbar zu machen.
Sport1: Und dabei fehlen viele Haudegen, die den Klub verlassen haben.
Kretzschmar: Richtig, Steffen Stiebler, Oliver Roggisch, Joel Abati, Johannes Bitter, Oleg Kuleschow. Das sind alles Spieler, die man nicht einfach so ersetzen kann. Aber wir haben jetzt eine Mannschaft mit Talent und Potenzial. Eine Überraschungsmannschaft. Vielleicht ist es daher auch ganz gut, nicht ganz so große Erwartungen zu haben. Dieses Team muss sich Respekt erarbeiten und Herz zeigen. Mit Herz kann man viel erreichen. Die Spitze ist aber weit weg.
Sport1: Weiter als vergangene Saison?
Kretzschmar: Ja. Kiel hat mal gerade so einen Filip Jicha geholt und einen Börge Lund, den ich gern hier in Magdeburg gesehen hätte. Die haben unglaubliche Qualität eingekauft. Die brauchen sich auf fünf Jahre keine Gedanken zu machen. Auch Hamburg kann da mithalten. Selbst Flensburg wird es schwer haben. Wir müssen andere Ziele haben.
Sport1: Und Stefan Kretzschmar zittert dann auf der Tribüne mit?
Kretzschmar: Ja, das ist von Samstag an meine Rolle.
Die Bördelandhalle ist seit Wochen ausverkauft. Magnus Wislander, Olafur Stefansson und viele mehr haben sich in Magdeburg angesagt.
Sie wollen den letzten Auftritt des ersten deutschen Handball-Superstars nicht verpassen: Am Samstag bestreitet Stefan Kretzschmar sein Abschiedsspiel.
Im Alter von 34 Jahren beendet der frühere Nationalspieler seine ruhmreiche Karriere. "Kretzsche" wurde Deutscher Meister und Pokalsieger, gewann die Champions League und dreimal den EHF-Pokal und wurde mit der Nationalmannschaft Vize-Weltmeister und Vize-Europameister.
Höhepunkt einer Karriere mit vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen, waren die Olympischen Spiele 2004. Deutschland holte in Athen Silber.
Kretzsche bleibt Magdeburg erhalten
Kretzschmar war nicht nur bekannt für seine Wurfvarianten von Linksaußen. Mit Tattoos und Piercings wurde er zum "Handball-Punk". Er hatte eine eigene Show auf MTV und schrieb für Sport1.de Kolumnen.
Immer wieder wurde der NBA-Fan aber auch von Verletzungen zurückgeworfen. Das WM-Finale 2003 verpasste er wegen einer Fingerverletzung, die EM 2004 wegen Leistenproblemen. Auch die Knie spielten nicht immer mit.
Jetzt zieht er einen Schlussstrich. Mit dem Gewinn des EHF-Cup verabschiedet sich "Kretzsche" standesgemäß als Spieler von "seinem" SC Magdeburg. In Zukunft wird er im Management des Klubs arbeiten.
Sport1.de sprach mit Stefan Kretzschmar über den Abschied von der Handball-Bühne und die Zukunft des SCM.
Sport1: Herr Kretzschmar, haben Sie sich im Urlaub gut erholt?
Stefan Kretzschmar: Ja, ich war auf Ibiza. Der beste Urlaub meines Lebens. Und danach dann mit meiner Tochter für einige Tage in Euro-Disney. Das waren schöne Tage.
Sport1: Haben Sie auch schon Zeit gehabt, Ihre Karriere Revue passieren zu lassen?
Kretzschmar: Ein bisschen, ja. Einige Erinnerungen kamen hoch, Erinnerungen an spezielle Momente. Klar haben wir auf Ibiza ein paar Geschichten erzählt, über Olympia in Sydney und Athen. Aber so richtig werde ich das Ganze wohl erst selbst aufarbeiten, wenn ich ein Buch schreibe und noch mal alles durchgehe. Das ist eine gute Therapie, um meine Karriere zu verarbeiten.
Sport1: Haben Sie schon einen Titel für das Werk?
Kretzschmar: Nein, nein, das ist noch zu früh.
Sport1: Am Samstag findet Ihr Abschiedsspiel statt.
Kretzschmar: Ja, ich freue mich, dass es danach endlich vorbei ist. Es wird stimmungsvoll. Die Familie kommt, 400 Freunde. Das wird sicher ein ganz toller Abend. Die Partie war in 40 Minuten ausverkauft, 8000 Fans sind dabei. Ich freue mich schon tierisch drauf, aber es wird sicher auch ein sehr emotionaler Moment. Was mir nicht so gefällt, ist dabei alleine im Fokus zu stehen. Das ist nicht so mein Ding. Ich werde sicher auch ein paar Worte sagen müssen. Und das wird brutal. Ich denke, da werden ein paar Tränen fließen.
Sport1: Haben Sie es schon bereut, Ihre Karriere zu beenden?
Kretzschmar: Nein, ich denke, es war die richtige Entscheidung. Für ein paar Spiele wäre es noch gegangen, aber ich könnte nicht noch eine ganze Saison auf hohem Niveau spielen. Und das verlangt man von einem Führungsspieler, denn der SCM wird eine neue, sehr junge Truppe zur Verfügung haben. Ein Führungsspieler muss vorne weg gehen. Das kann ich nicht mehr. Aber wie eine Gurke will ich nicht übers Parkett laufen. Und von hinten zu schreien, ist mir zu wenig.
Sport1: Es war also der richtige Zeitpunkt.
Kretzschmar: Ja. Denn die vergangene Saison lief noch sehr gut. Gerade die Hinrunde. Da habe ich mich dann ja auch entschlossen, noch einmal um ein Jahr zu verlängern. Dann habe ich aber körperlich abgebaut. Und nach der WM und nach dem Gewinn des EHF-Pokals habe ich gemerkt, dass die Luft raus ist. Zu Heimspielen war noch alles okay, da haben einen die Fans beflügelt. Aber bei Auswärtsspielen hatte ich schon Probleme, mich zu motivieren. Da kam nichts mehr. Und ich gehe lieber gleich. Jetzt habe ich noch den Respekt der Fans. Die sagen: Der hätte noch ein Jahr spielen können. Und sie sagen nicht, dass ich ein Jahr zu spät aufgehört habe. Ich bevorzuge die erste Variante.
Sport1: Und Sie bleiben ja dem Handball verbunden.
Kretzschmar: Genau. Ganz verabschieden muss ich mich nicht. Wenn ich mir aber vorstellen müsste, nächste Woche muss ich wieder zum Lauftraining in den Wald - nein danke, das ist ne brutale Vorstellung.
Sport1: Sie arbeiten jetzt beim SC Magdeburg im Management.
Kretzschmar: Auf die Aufgabe freue ich mich sehr. Wir müssen mit Trainer Bogdan Wenta erst noch genau die Basis absprechen und eine Linie finden, aber das machen wir, sobald er aus dem Urlaub zurück ist. Wir haben in Magdeburg viel Arbeit vor uns. Es gibt viel verbrannte Erde, die es gilt, wieder fruchtbar zu machen.
Sport1: Und dabei fehlen viele Haudegen, die den Klub verlassen haben.
Kretzschmar: Richtig, Steffen Stiebler, Oliver Roggisch, Joel Abati, Johannes Bitter, Oleg Kuleschow. Das sind alles Spieler, die man nicht einfach so ersetzen kann. Aber wir haben jetzt eine Mannschaft mit Talent und Potenzial. Eine Überraschungsmannschaft. Vielleicht ist es daher auch ganz gut, nicht ganz so große Erwartungen zu haben. Dieses Team muss sich Respekt erarbeiten und Herz zeigen. Mit Herz kann man viel erreichen. Die Spitze ist aber weit weg.
Sport1: Weiter als vergangene Saison?
Kretzschmar: Ja. Kiel hat mal gerade so einen Filip Jicha geholt und einen Börge Lund, den ich gern hier in Magdeburg gesehen hätte. Die haben unglaubliche Qualität eingekauft. Die brauchen sich auf fünf Jahre keine Gedanken zu machen. Auch Hamburg kann da mithalten. Selbst Flensburg wird es schwer haben. Wir müssen andere Ziele haben.
Sport1: Und Stefan Kretzschmar zittert dann auf der Tribüne mit?
Kretzschmar: Ja, das ist von Samstag an meine Rolle.