Haas261281 schrieb:
Die WM in Deutschland hat ja ein richtiges Handballfieber entfacht.
Volle Hallen und vor dem Fernseher über 10 Mio. Zuschauer. Es war eine richtige Begeisterung zu spüren, bei einer Sportart, die wie soviele Sportarten in Deutschland am Fußball nicht vorbeikommen.
Die Hoffnung der Verantwortlichen vom Handball ist jetzt, dass sich durch die WM im eigenen Land das Interesse am Handball zugenommen hat.
Mich würde mal interessieren, ob das bei dem einen oder anderen nun der Fall ist ?
Abwarten, bis der Schaum weg ist.
Aus sicherer Entfernung betrachtet, sieht mir das eher nach einem Deutschland-Boom oder einem Event aus, wo die Handball-WM als Rauschgenerator auftritt. Sicher wird es den einen oder anderen Zuschauer mehr in die Hallen spülen (Dort, wo das möglich ist). Ansonsten sollte man mal abwarten, wie viele nach ein paar Jahrern davon noch übrig sind, die sich jetzt für Handball "interessieren", weil es in ist, und beim nächsten hippen Event wieder verschwinden.
Eine Hoffnung ist, daß die Medien bemerkt haben, daß der Handball existiert. Das tut er nämlich schon lange in Deutschland in beträchtlicher Größe, auch wenn es bisher nicht zu Kenntnis genommen worden ist. Rein finanziell, von der Spielerkauffreudigkeit und Zuschauerzahl her, ist Deutschland beriets, vielleicht neben, vermutlich aber vor Spanien der Krösus (D und ESP waren die einzigen beiden größeren WM-Teilnehmer bei denen alle Spieler in der heimischen Liga spielen!)
Mir graut jedoch vor einer Eventisierung, die das noch mit sich führen könnte.
1. Erhöhte Aufmerksamkeit der Sponsoren, wo dann auch die letzten ungenutzten Quadratmillimeterchen und Minuten mit Reklame vollgepflastert werden. Ich erinnere mich mit Grauen daran, wie einem der Lautsprecher in MD bei jeden Wischen in die Ohren säuselt, wer denn nun den Wischlappen produziert hat. Ich finde, daß die Reklameplage beim Handball bereits jetzt wesentlich penetranter ist als beim Fußball.
2. Ich befürchte, daß die Debatte, wie man den Handball verändern muß, damit er "noch interessanter" wird, die ständig am Köcheln ist, aufkochen wird. Das Problem ist, daß bei solchen Debatten meist nicht der Sport oder gar ein fairer Wettbewerb im Mittelpunkt stehen, sondern der Showeffekt und damit verbunden ein noch stärkere Kommerzialisierung (Siehe 1.).
Bei den beiden Punkten habe ich Angst, daß eine Gruppe hinten runterfällt, oder nur Almosen abbekommt, nämlich die, die den Handball tragen. Das sind nur begrenzt der SC Magdeburg oder der THW Kiel (als zwei Vertreter des Spitzenhandballs), sondern die riesige Menge an kleinen Vereinen, die kaum beachtet in irgendewelchen kleinen Ligen spielen, sich finanziell von einem Spieltag zum nächsten hangeln, aber durch ihren Einsatz die Basis für den Erfolg schaffen, während die Rahm von anderen abgeschöpft wird.
Für mich persönlich war Handball immer der Ballsport Nummer 1. Als in Dessau aufgewachsen, war auch eine gewisse Vorliebe für den SCM nicht unnatürlich, wiewohl man dem SCM bei den seltenen Spielen gegen ZAB Dessau natürlich von Herzen alle Bariumeinläufe der Welt and den Hals gewünscht hat. Mir hat nach der Wende imponiert, wie der SCM als einzige der großen Ostmannschaften (SCL, Empor, ASK, Dynamo Berlin) überlebt und sich mit dem Setzen auf die eigene Jugend in der Bundesliga durchgebissen hat. Ich merke aber bereits jetzt, daß es mir egaler wird, wer von den zusammengekauften Truppen denn nun gewinnt. Ein paar Schlüsselerlebnisse waren für mich EC-Spiele in Magdeburg, wo arrogant wirkende, satte Stars lässig irgendwelche beherzt kämpfenden anderen Mannschaften abgewatscht haben. Im EHF-Cup-Finale gegen Valladolid, die damals (meiner Erinnerung nach) im Kader einen einzigen Spieler hatten, der nicht aus dem eigenen Nachwuchs kam, waren wir uns nicht sicher, ob wir nicht den Gegner sympatischer finden.