Vom Linksdraußen zum Hoffnungsträger auf Linksaußen
FUSSBALL: Nach 16 Monaten scheint Kamil Kosowski beim FCK angekommen - Timm-Comeback - Seitz hat Glück im Unglück
BOCHUM (zkk). Der FCK mobilisiert im Abstiegskampf einen ,,Neuzugang", der nach 16 Monaten endlich an seinem Arbeitsplatz angekommen scheint: Kamil Kosowski ist beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern vom Linksdraußen zur linken Gefahr auf Linksaußen aufgestiegen.
Ein Jahr lang lief Kamil Kosowski dem Vorschusslorbeer nach. Angedeutete Geniestreiche, konditionelle Schwächen, mangelhafte Effektivität, auf dem Höhepunkt seiner wohl auch mentalen Krise als Arbeitsverweigerer zum Straftraining abkommandiert - das war einmal. Beim 1:1 (0:1) des 1. FC Kaiserslautern beim VfL Bochum spielte der Pole zum zweiten Mal nacheinander über 90 Minuten (richtig gut).
Auf Bank und Tribüne waren die Italien-Träume des 27-Jährigen im Sommer geplatzt. Der Nationalspieler aber kam aus dem Schneckenhaus seiner inneren Integration, gab im Training Vollgas. Das erkannte auch Trainer Jara an, dem die Lustlos-Ausgabe des Polen anfangs auf den Zeiger gegangen war. Jara gab ¸¸Koso" im Heimspiel gegen den HSV nach brillanten Trainingsleistungen eine Chance. Es wurde ein Desaster für alle: Nach 45 Minuten hatte das Sicherheitsrisiko ausgespielt. Es schien, als wäre das die Abschiedsvorstellung eines schlampigen Genies aus der Pfalz gewesen. Am Tag danach vergoss ¸¸Koso" bittere Tränen, er schien fertig mit sich und der Fußball-Welt. Aber der neue Kosowski trainierte auffallend gut.
¸¸Normalerweise müsste ich ihn gleich nochmal bringen", wusste Kurt Jara, tat es aber nicht, weil er fürchtete, ein Pfeifkonzert könnte den sensiblen Polen ganz aus der Bahn werfen. Er arbeitete sich aus dem Tal der Tränen, nutzte seine Chance nach frustigen Wochen zwischen Bank und Tribüne beim Sieg gegen Bielefeld. Da schien der introvertierte Sprinter erst so richtig auf dem Betzenberg angekommen zu sein. Dabei müssen sich die Kollegen wohl erst noch daran gewöhnen, dass ¸¸Koso" nun auch in der Bundesliga und nicht nur im Training mitspielen darf. Gegen Bielefeld haben sie ihre Nummer 30 oft sträflich ignoriert, immer und immer wieder hatte er sich vergebens angeboten. Kopfschütteln statt Flankenläufe ...
¸¸Das Verständnis war in Bochum schon besser", anerkannte der Linksaußen, der - so lange Jochen Seitz spielte - mit seinem rechten Pendant auch mal die Seiten wechselte. Als Seitz vom Platz getragen wurde, lief Kosowski zur Tragebahre, tröstete den Kollegen, der ihm zu Saisonbeginn vorgezogen worden war. Eine Geste des vom Einzelgänger zum Teamarbeiter gewandelten Stürmers. Dass er noch immer nicht gut Deutsch sprechen kann, ist ihm ein bisschen peinlich.
Seitz kehrte nach dem Schlusspfiff auf Krücken aus der Klinik zurück und Stadion. Und strahlte: ¸¸Nur eine schwere Schienbeinprellung. Ich hatte Glück im Unglück. Aber insgesamt habe ich gerade keine so glückliche Phase", erinnerte der Neuzugang an Zerrungen, Grippe und seine vermasselte, wohl tausendprozentige Chance in der Partie gegen den VfB Stuttgart.
Seitz" Probleme verhalfen Kosowski aus der Sackgasse auf die Überholspur. Eigentlich ist der Stürmer-Export mit dem linken Hammer prädestiniert, Tore zu zimmern. Aber noch immer wartet Kamil Kosowski auf seinen ersten Bundesliga-Treffer. So wie er derzeit drauf ist, so wie er im Training drauflos nagelt aber ist auch dies nur noch eine Zeitfrage. ¸¸Ich kann mehr, ich kann besser spielen. Ich hoffe, dass ich in der Mannschaft bleibe, ich brauche das Vertrauen des Trainers", betonte Kosowski. Er harmonierte am Samstag auf der linken Bahn sehr gut mit seinem Hintermann Bill Tchato. So tat Kosowski, der Sprinter, einen weiteren Schritt nach vorn, flankte sehr gut, initiierte einige tolle Konter und wurde auch selbst brandgefährlich. ¸¸Er muss nur wissen, dass er"s kann. Er muss es sich zutrauen. Wir wissen, dass er"s drauf hat", forderte Teammanager Olaf Marschall. Quasi auf dem zweiten Bildungsweg kann es Kosowski in der Bundesliga doch noch schaffen.
So wie sein Spezi Selim Teber. Der war im Ruhrstadion nah dran, wieder sein Joker-Tor zu machen. Früh für Seitz gekommen ackerte Teber kräftig mit. Zurück auf der Wiese meldete sich mit einem Kurzeinsatz Christian Timm. Er löste den in einigen wichtigen Momenten zu lange am Ball klebenden Ferydoon Zandi ab. Der Meister des ruhenden Balles bereitete wohl Hervé Lembis ersten Bundesliga-Treffer vor, muss aber versuchen, den öffnenden Pass im richtigen Moment zu liefern. Auffällig die Offensivstärke von Lembi und Lucien Mettomo.
ron.de