Zwei Abgeschriebene als sportliche Überlebensformel
FUSSBALL: Eklat mit Nachspiel beim FCK - Mettomo will die letzte Minute mit Wiese aufarbeiten - Zandi zwingt das Glück
KAISERSLAUTERN (zkk). Die Nerven liegen blank in diesen tristen Zeiten. So ist das Ausrasten von Tim Wiese in der Schlussminute gegen Kollege Mettomo zu erklären, wenn auch nur schwerlich zu entschuldigen. Der 1:0 (0:0)-Zittersieg gegen Borussia Dortmund ließ die Verantwortlichen des 1. FC Kaiserslautern leichter mit dem Eklat umgehen.
¸¸Er muss den Ball einfach weghauen. Wenn durch so einen Fehler das 1:1 fällt, dann ist alles kaputt, unfassbar", versuchte Wiese das Ausrasten kurz vor Toresschluss zu erklären. Lucien Mettomo will die Situation nach der Rückkehr vom Länderspiel in Leipzig gegen Deutschland mit dem Heißsporn in Ruhe aufarbeiten. ¸¸Ich habe kein Problem mit Wiese, bestimmt nicht", versicherte der Kameruner. Er hat gut gespielt, er will aber nach- und aufarbeiten, wie er den Ball abschirmte und dass Wiese hätte rauskommen und die Kugel abgreifen müssen.
Das sah und sieht Tim Wiese aber völlig anders. Einig waren sich der Watschenmann und sein Opfer in der Darstellung des Danach. ¸¸Wir haben uns ausgesprochen, alles klar, auch wenn ich da überreagiert habe", meinte Wiese. ¸¸Er ist jung und gut. Ich mag mutige Torhüter", erklärte Mettomo grinsend im Presseraum, wo sich die Wege der Streithähne noch einmal kreuzten. Die Umarmung demonstrierte die Versöhnung.
¸¸Diese Sache muss besprochen werden, sollte nicht passieren, darf jetzt aber auch nicht überbewertet werden", hatte Trainer Kurt Jara Sorge, dass Wieses Ausrasten die Schlagzeilen beherrschen würde und nicht die Fortschritte seiner Mannschaft im sportlichen Überlebenskampf. Am Samstag, 17.20 Uhr, hatte der FCK so etwas wie eine kleine Erfolgsserie aufgebaut: Drei Spiele in Folge nicht verloren, sieben Punkte geholt. ¸¸Aber es ist immer eng, weil wir nie das 2:0 machen", haderte Tim Wiese nach dem Nervenspiel am Abgrund. ¸¸Mit den zwei verbleibenden Heimspielen können wir noch 20 Punkte erreichen", formulierte Kurt Jara die Überlebensformel vor dem Gang zu Rekordmeister FC Bayern München. Der Coach sieht sich bestätigt, auf Profis wie Mettomo und Kosowski zurückgegriffen zu haben, die schon als Bundesliga-untaugliche Fehleinkäufe gescholten wurden. Und die sich dem Deutschlernen vielleicht auch verweigerten, weil sie keine Zukunft beim FCK sahen: Lucien Mettomo verteidigt nun mit Erfolg in der Vierer-Abwehrkette anstelle des nach unergründbarem Dauer-Formtief auf die Bank versetzen Kapitäns Timo Wenzel. Mettomo gefällt mit seiner Ruhe am Ball und imponiert, wenn er mit raumgreifenden Schritten im Stile des Neu-Bajuwaren Lucio Richtung gegnerisches Tor strebt. In der Rückwärtsbewegung ist es Mettomo, wie auch Sportkamerad Hervé Lembi nicht verboten, Fersengeld zu geben.
Kamil Kosowski beflügelt das FCK-Spiel seit drei Wochen, er hält seine Position, klebt an der Außenlinie, spielt seinen Turbo-Antritt aus. Gewiss, die Flanken dürfen noch besser kommen, sicher müsste der polnische Nationalspieler ab und an selbst in den Sechzehnmeterraum einzubrechen versuchen, den Abschluss suchen. So wie in der 64. Minute, als er beherzt nach innen zog, einen 17-Meter-Schuss absetzte, den Weidenfeller unter dem Querbalken herausdrehte.
Gewonnen hat der FCK, weil Ferydoon Zandi die Nerven behielt, seinen dritten Elfmeter versenkte. ¸¸Ich habe eigentlich nur eine Variante. Ich warte ab, was der Torwart macht, dann schieße ich in die andere Ecke", verriet Zandi. ¸¸Vielleicht gibt mir das Tor auch das Selbstvertrauen, damit ich endlich auch aus dem Spiel heraus wieder treffe", monierte der Ex-Lübecker.
Den Erfolg versucht sich der Techniker zu erarbeiten. Er gehört, wie sein Freund Marco Engelhardt, zu den Fleißigen, legt nach dem Training gerne noch eine kleine Schicht nach. Torschuss, Standards üben.
Zandi und Engelhardt - das harmoniert vom ersten Tag an. ¸¸Wir verstehen uns optimal, sind im Trainingslager immer zusammen auf einem Zimmer", erzählt Zandi. Nur eins verstehen beide nicht, so rätselt Ferydoon Zandi: ¸¸Wir fragen uns nach den Spielen immer mal wieder: Wann und in welcher Szene haben wir heute eigentlich richtig gut zusammengespielt? Das kann noch viel besser werden ..."
ron.de