Trainer Bergmann glaubt trotz 0:1 an eine Siegesserie
St. Pauli
von Julien Wolff
Die Enttäuschung war Andreas Bergmann auch gestern noch deutlich anzusehen. Mit ernstem Blick wanderte der Trainer des FC St. Pauli durch das Vereinsheim an der Kollaustraße, ehe er seine Mannschaft zum Laufen in den Wald schickte.
Ausgelöst wurde die ernste Miene des Trainers einen Tag zuvor. Das Nachholspiel beim KFC Uerdingen hatte seine Mannschaft vor 2778 Zuschauern in der Nachspielzeit durch einen Gegentreffer von Dustin Heun mit 0:1 verloren, obwohl die Hamburger über weite Strecken die größeren Spielanteile besaßen. "Wir schaffen es einfach nicht, in den entscheidenden Situationen die Tore zu machen. Diese Niederlage tut wirklich sehr weh", sagte der Fußball-Lehrer.
Seit nunmehr drei Spielen ist St. Pauli sieglos. Auch wenn Bergmann betont, daß man gegen Uerdingen endlich einmal spielerisch überzeugen konnte, benötigten die Hanseaten dringend Punkte, um in der Tabelle nicht weiter abzurutschen. "Uns fehlt derzeit einfach ein Erfolgserlebnis", weiß der Trainer. Wie man zu so einem kommen möchte, scheint bei St. Pauli derzeit aber niemand zu wissen. Das Selbstvertrauen der Spieler ist durch die vergangenen Partien geschwächt statt gestärkt worden.
Die von den Spielern selbst geforderte Siegermentalität läßt die Mannschaft weiter vermissen. Bergmann versucht daher in diesen Tagen, die Mannschaft starkzureden. "Ich werde die Jungs weiter aufbauen und gegensteuern, wenn jemand den Kopf hängen läßt."
Er glaube weiterhin fest daran, daß eine Siegesserie entstehen kann. Daß es Schwächephasen gibt, "gehört in dieser Saison des Umbruches dazu". Von der Einstellung, dem Einsatz und der Leidenschaft her könne er seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Man benötige manchmal auch ein wenig Glück.
Sätze dieser Art haben Spieler wie Fans in der laufenden Saison gleichermaßen oft gehört. Trotz der derzeitigen Verletzungssorgen stellt sich die Frage, ob der Mannschaft schlicht die Qualität fehlt oder Bergmann das in ihr steckende Potential nicht herauskitzeln kann. Er selbst sei von der Situation nicht frustriert, meint der Trainer selbst. "Aber sie nervt und kotzt mich an."
Im kommenden Auswärtsspiel bei Holstein Kiel am Sonnabend kann die Mannschaft zum letzten Mal in diesem Jahr beweisen, daß ihr mentales Problem nicht ungeahnte Ausmaße angenommen hat.
"Da sollen die Jungs ihre Wut ruhig einsetzen", sagt Bergmann. Sollten die Hamburger aus Kiel ohne Punktgewinn zurückkehren, dürften auch die größten Optimisten ihre ohnehin kleinen Aufstiegshoffnungen begraben.