ein wunderbarer kommentar aus der "SZ" zu den gefühlswelten in- und um kaiserslautern.
Inflationär gestiegene Leistung
In Kaiserslautern lebt es sich diese Woche leichter, meint Ronny
Blaschke (SZ 14.9.): ‘Es hätte eine ungemütliche Woche werden können in
der Kleinstadt Kaiserslautern. Das Volk in der Pfalz pflegt eine große
Gefühlsabhängigkeit zu seinem Fußballverein. Wenn dieser regelmäßig
verliert, gleicht die Stadt einem aufgescheuchten Hühnerhaufen. Zaghafte
Auszeiten werden zu gefühlten Weltuntergängen hochgejazzt. René C.
Jäggi, Vereinschef des 1. FC Kaiserslautern, kann davon ein Lied singen:
‘Bei uns wird sehr schnell geschossen. Ich bin froh, dass wir jetzt ohne
Nervenflattern nach Hause fahren können.’ Jäggi wird wieder beschwingt
zum Bäcker gehen können, ohne Furcht vor heißblütigen Nörglern. Es war
vor allem ein Erfolg über die Plapperer, wie es Teammanager Olaf
Marschall formulierte. In einer Stadt, die sich in hohem Maße über den
Fußball profiliert und in der Trainer und Spieler fast den Status von
Außenpolitikern genießen, äußert sich die Kritik oft intensiver als in
Metropolen wie München oder Hamburg. Nicht der Boulevard hebt schimpfend
den Zeigefinger, es sind laut Jäggi ‘viele Ehemalige, die das Team
schlechter reden, als es ist’. So ist die inflationär gestiegene
Leistung in Rostock nach drei Niederlagen und dem schlechtesten Start
der Vereinsgeschichte wohl auch auf interne Abwehrmechanismen gegen alle
Angriffe von außen zurück zu führen. (...) Kurt Jara hat durch den Sieg
das wichtigste Zahlungsmittel im Trainergeschäft erworben: Zeit.’