Abendblatt 13.09
"Wir werden durch die Hölle gehen"
ABENDBLATT: Nach dem 0:2 in Stuttgart dürfte beim HSV wieder eine Trainerdiskussion aufkommen. Wie gehen Sie damit um?
KLAUS TOPPMÖLLER: Ich fühle das Vertrauen des Vorstandes, das zählt. Ich mache mir keine Sorgen.
ABENDBLATT: Aber nun stehen Sie erneut vor einem Schlüsselspiel in Kaiserslautern.
TOPPMÖLLER: Das stimmt. Die Mannschaft, die dieses Spiel gewinnt, kann sich in der Tabelle wieder höheren Ambitionen widmen. Auf Personen bezogen kann ich kein Schlüsselspiel ausmachen, das wäre ja auch absoluter Humbug. Grundsätzlich gilt, dass es hier nicht um meine Person geht, sondern um den HSV. Für mich braucht niemand zu spielen, sondern für den Verein.
ABENDBLATT: Wie verbuchen Sie die Pleite in Stuttgart?
TOPPMÖLLER: Das war das erste Spiel, bei dem wir auch unsere Taktik gut umgesetzt haben. Nach der ersten Halbzeit, in der wir uns insgesamt zu passiv verhalten haben, konnten wir Stuttgart permanent unter Druck setzen, wir haben die Bälle in der Defensive gut erobert. Jeder hat gesehen, dass wir dieses Spiel auch hätten gewinnen können. Darum ist meine Enttäuschung sehr groß, dass wir durch so ein Tor aus dem Nichts verloren haben. Als Trainer könnte man vor Wut heulen, dass wir nach so einem Spiel mit leeren Händen dastehen.
ABENDBLATT: Trotzdem wirken Sie optimistisch, was die Zukunft betrifft. Woher kommt diese Zuversicht?
TOPPMÖLLER: Weil Arbeit schon immer belohnt wurde, und wir haben zuletzt sehr gut im Training gearbeitet. Man könnte es so sagen: Wir sind jetzt ein bisschen am Tiefpunkt angelangt und wollen gemeinsam wieder hoch. Und wenn wir dafür durch die Hölle gehen müssen, werden wir das gemeinsam machen.
ABENDBLATT: Da passt es ja blendend, dass Sie jetzt in die "Hölle" Betzenberg müssen. Ist die Partie dort für Sie als ehemaligen FCK-Profi eigentlich eine Besonderheit?
TOPPMÖLLER: Ja, das habe ich meiner Mannschaft auch schon gesagt. Wenn ich mir einen Sieg wünschen dürfte, dann würde ich immer den in Lautern nehmen. Und das ist unabhängig von unserem Tabellenplatz. Außerdem sind wir jetzt an einem Punkt angekommen, wo wir endlich punkten müssen.
ABENDBLATT: Welche Eigenschaften sind in Ihrer Mannschaft besonders gefragt?
TOPPMÖLLER: Ich brauche elf Mann, die das Ruder herumreißen wollen, die noch enger zusammenrücken. Es geht nicht um Einzelschicksale oder persönliche Eitelkeiten, sondern nur um eines - die Mannschaft, eine Einheit, den Verein. Jeder muss sich zu 100 Prozent dafür einbringen. Wer darauf keine Lust hat, der soll aufhören. Das ist eine Charakterfrage. Und wenn jemand Extratraining haben will, stehen wir als Trainerstab Tag und Nacht dafür bereit.
Interview: cp