Der 1. FC Kampflos vergrault seine treuen Fans
FUSSBALL: Jäggi fordert das Ende der langen Leine - Künftig müssen alle in Kappa-Schuhen kicken - Minusrekord alarmiert
KAISERSLAUTERN (zkk). Der sportliche Offenbarungseid ist geleistet: kein Kampf, keine Leidenschaft, einfach nichts! Dem zweiten Gegentreffer folgten 45 Minuten gelebte Resignation. Nach der Nicht-Leistung, dem 0:2 (0:1) gegen Hertha BSC Berlin, herrschte totale Ratlosigkeit bei den Verantwortlichen des Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern.
Wenn die Mannschaft so aggressiv gespielt hätte, wie sie trainiert, fabulierte der Trainer, ja dann ... ¸¸Wenn wir heute gewonnen hätten, wären wir Tabellensiebter", rechnete Vorstandsvorsitzender René C. Jäggi. Mit Wenn und Aber jedoch gewinnt der 1. FC Konjunktiv keine Spiele. Wenn Trainer und Mannschaft aus dieser unglaublichen Vorstellung, die nach Arbeitsverweigerung roch, keine Konsequenzen und Lehren ziehen, dann steigt der FCK 2005 ab. Und zwar ohne Wenn und Aber! Denn die dritte Heimniederlage im vierten Heimspiel war die Quittung für eine tote Mannschaft.
Sie scheint unfähig, auch nur einmal zu null zu spielen. Daran hat auch die Rückkehr von Torwart Tim Wiese nichts geändert. Der war bei den Gegentreffern von Niko Kovac und Christian Müller machtlos, aber verbal seltsam teilnahmslos. Hat er, quasi schon auf gepackten Koffern sitzend, aufgegeben? Die Abstimmung im Dreierbund stimmt oft nicht. Das eröffnete dem nicht mal überzeugenden Gegner, der im Schongang zu seinem ersten Saisonsieg kam, beste Torchancen. Einer patzt beim FCK fast immer! Diesmal, vor dem 0:2, war"s Timo Wenzel, der seine Form nicht findet. Wieder war die Spieleröffnung aus der Deckung heraus katastrophal, da verspielte Ingo Hertzsch Kredit. Weit weg vom Gegner, zu spät am Mann, das Zweikampfverhalten war selbst bei Marco Engelhardt schlecht, so dass Marcelinho und Kollegen das Bällchen laufen lassen konnten. Der lange Ball, meist hoch auf Carsten Jancker, obgleich der Trainer im Vorfeld vor der Lufthoheit von Josip Simunic gewarnt hatte, erwies sich rasch als der untauglichste Versuch, Chancen zu erarbeiten, Tore zu erzielen. Drei Stürmer auf dem Platz, drei Chancen in 90 Minuten, nicht eine nach der Pause - der Arbeitsnachweis des 1. FC Konzeptlos fiel ärmlich aus.
Die Körpersprache des Lauterer Trainers Kurt Jara verriet Resignation. Er saß meist auf der Bank, hörte Hohn- und Spottgesänge der Fans, ein Pfeifkonzert und am Ende massive ¸¸Jara raus"-Rufe. ¸¸Es ist normal, dass nach so einer Leistung der Kopf gefordert wird", sagte Jara äußerlich ruhig, zutiefst enttäuscht. Der Trainer ist angezählt von den Fans, aber die Vorstandsetage hat ihn (noch) nicht ausgezählt. Kurt Jara hätte sich am Samstag anders verhalten müssen. Er hätte sich den ein oder anderen Stehgeiger sichtbar packen müssen, seinen Unmut deutlich herausbrüllen, einen dritten Versager auswechseln sollen - so aber schloss er sich nur dem Nichtstun seiner Trainingsweltmeister an.
¸¸Das war heute gar nichts. Es hat von vorne bis hinten nichts gestimmt. Wir müssen Ursachenforschung betreiben", kommentierte Kurt Jara. Gestern, so sagte er, hat er der Mannschaft hinter verschlossener Tür gesagt, ¸¸was ich auf dem Herzen gehabt habe".
¸¸Die Mannschaftsleistung war eine Katastrophe", schimpfte René C. Jäggi, der seine Arbeit durch die Standfußballer konterkariert sieht und absolutes Verständnis für die Spottgesänge der Fans zeigte: ¸¸Wenn man drei von vier Heimspielen verliert, dann ist das die Quittung. 30.000 Zuschauer, das ist Minusrekord! Man muss den jungen Spielern sagen, dass das kein Spiel, dass das Ernst ist. Die Leute hier in der Pfalz, die sehr hart arbeiten und zum ,Betze" kommen, die wollen Kampf sehen. Wir waren heute unser Geld nicht wert. Eine solche Leistung können wir uns hier nicht mehr leisten!" Erklärungen für das fast kollektive Verleugnen von Einstellung hatten weder der Trainer, noch Teammanager Olaf Marschall, noch der Vereinschef. ¸¸Der Trainer muss eingreifen, die Zügel anziehen", erwartet der Boss Sonderschichten, vor allem aber auch, dass die bekannt lange Leine des Trainers und Gut-Menschen Jara kürzer gefasst wird, wenn die Gegenleistung der hoch bezahlten Profis ausbleibt.
Auch Jäggi will wieder härter werden. ¸¸Obwohl ich diese Spieler ja ins Herz geschlossen habe", sagte er und hat angeordnet, dass die Herren fortan nicht mehr in Kickstiefeln nach Wahl, sondern in denen von FCK-Ausstatter Kappa spielen müssen. Wer nicht spurt, der zahlt!
ron.de