„Ich habe alles versoffen und verzockt“
Skandal-Fußballer Sassen:
Einsamer Tod mit 36
Von BIANCA WEINER, OLAF RENTSCH und Fritz Priebe
Von 1993 bis 1994 HSV-Profi: Andreas Sassen. Seine Karriere begann er bei Schwarz-Weiß Essen.
Er war ein Bundesliga-Star, wurde umjubelt und verdiente viel Geld. Doch als er starb, war Andreas Sassen ganz allein. Er wurde nur 36 Jahre alt.
Regungslos lag er auf dem Boden einer Essener Wohnung. Der Sohn seiner Freundin fand ihn, alarmierte den Not-Arzt. Sassen wurde in die Uni-Klinik Essen eingeliefert.
„Andy ist vor 14 Tagen mit einem Gehirnschlag zusammengebrochen. Sonntag ist er gestorben“, bestätigt seine Schwester Anja gegenüber BILD.
Verliebt: Andreas Sassen mit Frau Petra. Die Ehe hielt aber nur vier Jahre
Das einsame Ende eines Skandal-Profis (79 Bundesligaspiele für Uerdingen, HSV und Dynamo Dresden)!
Alkohol, Affären und Prügeleien durchzogen seine Karriere. Schnell hatte er seinen Spitznamen weg – „Wodka-Sassen“.
Im Oktober 1993 der 1. Skandal. Strafanzeige wegen Nötigung und Körperverletzung. Auf der Hamburger Reeperbahn ohrfeigt er einen türkischen Taxifahrer („Fahr schneller, Ali!“). Sassen hat 1,6 Promille. Der HSV mahnt ihn ab, verpaßt ihm 12 500 Mark Strafe.
Er geht zu Dynamo Dresden (1994), fliegt auch hier wegen Alkohol und Disco-Besuchen raus. Er flieht in die Ukraine nach Dnjepropetrowsk (1995). Hier ist sein Ruf noch nicht ruiniert.
Februar 1996: Sassen spielt für Wattenscheid in der 2. Liga. Im Trainingslager in Portugal lernt er eine holländische Bardame kennen, brennt mit ihr durch.
Seine Frau Petra, die mit Sassen einen 9 Wochen alten Sohn hat, ist verzweifelt: „Ich habe den Vater meines Kindes beim Jugendamt als verschollen gemeldet. Nicht nur meine Gefühle leiden unter Andys Aussetzern, auch mein Geldbeutel. Mir bleibt nur noch der Weg zum Sozialamt.“
Die Ehe ist am Ende, die Karriere auch. Vom Geld ist kaum noch was da. Sassen sagt einmal: „Ich habe alles versoffen und verzockt.“
Es geht weiter bergab. Im August 1997 stürmt er in eine Kneipe im Essener Stadtteil Steele, bedroht die Wirtin mit einer Gaspistole, prügelt sich mit der Polizei.
Zuletzt ist es still um ihn geworden. Er arbeitete als Hilfsgärtner bei der Stadt Essen, jobbte in seinem gelernten Beruf als Anstreicher.
BILD-Reporter Dirk Krümpelmann (spielte von 1991 bis 1993 mit Sassen zusammen in Uerdingen): „Andy war ein genialer Fußballer. Aber morgens in der Kabine sah man oft, daß er eine lange Nacht hinter sich hatte...“
Vielleicht hätte er es nach ganz oben geschafft. Wäre nur der Alkohol nicht gewesen!
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