Ausbau des Fritz-Walter-Stadions wird teurer

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Keine Klarheit über Stadion-Mehrkosten
Weitgehend Funkstille zwischen Stadt Kaiserslautern und Landesregierung - Ausbau verzögert sich

MAINZ (wif). Der Draht zwischen der Stadt Kaiserslautern und der Landesregierung in der Frage des Stadionausbaus auf dem Betzenberg scheint gerissen zu sein. Dem rheinland-pfälzischen Innenministerium fehlen derzeit ¸¸aktuelle Erkenntnisse zur Kostenentwicklung". Auch über Änderungen am Ausbau zur Senkung der Kosten kann in Mainz ¸¸mangels Kenntnis aktueller Planungen und Kostenberechnungen" nichts gesagt werden.


Diese Aussagen finden sich in einer Antwort von Innenstaatssekretär Karl Peter Bruch (SPD) auf eine Kleine Anfrage der Grünen, die gestern veröffentlicht wurde. Grünen-Fraktionschefin Ise Thomas forderte gestern Landesregierung und Stadt auf, ihr ¸¸Versteckspiel" zu beenden. Es sei Zeit, Öffentlichkeit und Parlament reinen Wein über die wirklichen Ausbaukosten einzuschenken. Werde der Bau teurer als beabsichtigt, müssten die Pläne zum Ausbau des Stadions zur WM-Arena zurückgefahren werden, erklärte Thomas.


Nach den bisher bekannten Zahlen belaufen sich die Kosten für die Baumaßnahmen auf 48,6 Millionen Euro, von denen das Land knapp 22 Millionen Euro trägt, die Stadt Kaiserslautern 7,6 Millionen Euro, der 1. FCK 19 Millionen Euro. Seit November vorigen Jahres spricht man in Mainz und Kaiserslautern jedoch offen über deutlich höhere Kosten. Ursachen dafür sind zum einen die Folgen der Insolvenz des für die Osttribüne zuständigen Bauunternehmens Holzmann, zum anderen die schwierigen Gründungsverhältnisse bei der Westtribüne. Teurer werden könnte nach Auffassung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) auch die Gestaltung der Infrastruktur um das Stadion, wozu unter anderem der Tribünen-Innenausbau, etwa die VIP-Räume, sowie der Busbahnhof und das Umfeld des Stadions gezählt werden.


Klarheit in die Kostenverhältnisse bringen soll das Ergebnis der europaweiten Ausschreibung der Stadiongesellschaft, die unter anderem den Ausbau der Westtribüne, Umbauarbeiten in der Nordtribüne mit dem Neubau eines Medienturmes sowie die Anhebung der Südtribüne umfasst. Die Frist zur Abgabe der Angebote war von der Stadt Kaiserslautern bis Ende September verlängert worden, nach dem ursprünglichen Zeitplan hätten die Angebote bereits Ende Juni auf dem Tisch liegen sollen. Wegen der Vielzahl der Unterlagen haben manche interessierten Unternehmen um eine Fristverlängerung gebeten. Allerdings verschiebt sich dadurch der Beginn der Ausbauarbeiten entsprechend.


Die Höhe der Mehrkosten wird unterschiedlich eingeschätzt. In Mainzer Regierungskreisen geht man im schlechtesten Fall von einer Überschreitung des Kostenrahmens um bis zu 24 Millionen Euro aus, was eine erhebliche Abweichung von der ursprünglichen Planung darstellen würde. Inwieweit die Mehrkosten anteilig im kommenden Doppelhaushalt der Landesregierung abgesichert werden, dürfte erst nach der abschließenden Beratung des Etats am 14. September klar sein.


Unterschiedlich beurteilt wird die Lage der kommunalen Stadion-Gesellschaft. Die Stadt Kaiserslautern ließ über das Innenministerium auf Anfrage der Grünen mitteilen, dass die finanziellen Verhältnisse der Fritz-Walter-Stadion Kaiserslautern GmbH ¸¸als geordnet anzusehen" seien. Nach Informationen der Grünen hingegen ergibt sich bei der GmbH durch die zum 31. Mai erstellte Zwischenbilanz eines Steuerberaters ein nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag von 171.000 Euro. Diese Lücke ist offenbar der Grund für eine so genannte Patronatserklärung - eine Art Bürgschaft zur Abwendung einer Überschuldung -, der am Donnerstag der Kaiserslauterer Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung zustimmen soll. Oberbürgermeister Bernhard Deubig (CDU) war gestern telefonisch nicht zu einer Stellungnahme zu den Vorwürfen zu erreichen.

ron.de
 
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