Ein eingespieltes Kollektiv
(18.01.2005 - 20:12 Uhr) Arminia Bielefeld ist zur Saisonmitte der beste Aufsteiger. Nach Punkten liegen die Ostwestfalen deutlich vor unserer Borussia. Zum Rückrundenstart haben wir das Gästeteam einmal etwas genauer unter die Lupe genommen.
Zweifellos gehören die Bielefelder Arminen zu den Shootingstars der Hinrunde. Die Medien haben Trainer Uwe Rapolder in den letzten Wochen fast zu einem Fußballguru erhoben. Sein „Konzeptfußball“ ist in aller Munde. Dabei klingt der Ansatz nicht gerade neu: „Unser System verlangt eine relativ feste Ordnung. Es ist ein System zum Forechecking und Pressing, das den Gegner vom Tor weghalten will. Wir haben vor allem deshalb so wenige Gegentore bekommen, weil wir den Gegner schon früh stören.“ Na, klingelt’s? Ähnliche Worte gab es doch auch in der ersten Saison nach dem Aufstieg bei unserer Borussia zu hören....
Für die Arminen begann die Spielzeit alles andere als vielversprechend. Wir erinnern uns an das erste Match gegen Gladbach, wo die verunsicherten Ostwestfalen nur deshalb einen Punkt im eigenen Stadion behielten, weil die Borussen in der ersten halben Stunde mit ausgeprägtem Angsthasenfußball aufwarteten und ein unnötiger Platzverweis von Marcello Pletsch unser Team danach entscheidend schwächte.
Doch in der Folgezeit berappelte sich die Rapolder-Truppe und kam nach ersten Achtungserfolgen immer besser in Tritt. Dabei wirkte sich ein Umstand ganz besonders positiv aus, der nicht hoch genug eingeschätzt werden kann: Man wahrte die Kontinuität.
Ein Blick in die Statistik bringt hier Erstaunliches zu Tage. Neun Spieler waren nahezu in der kompletten Vorrunde gesetzt. Sieben davon standen in allen Begegnungen in der Startformation. Torwart Mathias Hain, Abwehrchef Petr Gabriel, Linksverteidiger Markus Schuler und Mittelfeldoldie Detlev Dammeier. Dazu Patrick Owomoyela, Spielmacher Ervin Skela und Goalgetter Delron Buckley. Nur einmal, und dies wegen einer Gelbsperre, fehlte der kampfstarke Rüdiger Kauf und Fatmir Vata brachte es auf 15 Einsätze im Sturm. Selbst auf den beiden übrigen Positionen in der Abwehr waren Benjamin Lense und Youngster Matthias Lagerkamp 13 Mal von Beginn an auf dem Platz. Bei diesen Rahmenbedingungen kann mit Fug und Recht von einer eingespielten Truppe gesprochen werden, was sich sicher positiv auf das System auswirkte.
Uwe Rapolder ist seit eh und je ein vehementer Verfechter der 4er Kette, so dass die Arminia selbstredend in dieser Grundformation verteidigt. Davor baut sich ein lauf- und kampfstarkes Mittelfeld auf, mit zwei eher defensiv orientierten Spielern und einem offensiven Ideengeber. Die Außenbahnen sind bei den Bielefeldern hochkarätig besetzt. Auf rechts findet sich mit Patrick Owomoyela eine der Entdeckungen der Hinrunde. Während sein Aktionsradius ihn zuweilen auch weit in defensive Gefilde führt, ist Delron Buckley auf links eine Art Zwitter zwischen einem Linksaußen und einer zweiten Spitze. Er unterstützt den zentralen Stürmer, dessen Hauptaufgabe darin besteht, die gegnerische Abwehr durch wuselige Aktionen zu beschäftigen und Räume für die Mitspieler zu schaffen.
Mit diesem Konzept ist Bielefeld eine sehr unangenehm zu spielende Mannschaft. Früh am Mann, versuchen sie den Spielfluss der Gegner erst gar nicht aufkommen zu lassen. Hinten präsentiert man sich kompromisslos, wobei der Spielaufbau auf schnelles Umschalten von Abwehr auf Angriff ausgerichtet ist. Meist über die flinken Außen vorgetragene Konter bilden einen wichtigen Grundstein für das gute Abschneiden in der Vorrunde.
Aufgrund von Verletzungen plagen Trainer Rapolder allerdings vor der Begegnung im Borussia-Park einige Sorgen. Auf jeden Fall nicht dabei ist Markus Schuler, weswegen möglicherweise die komplette Abwehrformation umgebaut werden muss. Petr Gabriel könnte auf die Außenposition wechseln, dafür käme wohl Marcio Borges nach langer Verletzungspause in der Innenverteidigung zum Zuge. Noch gravierender wäre der Ausfall von Jungnationalspieler Patrick Owomoyela, der sich am Montag eine Bänderverletzung im Sprunggelenk zuzog. Sein Einsatz ist daher ebenfalls fraglich. Ansonsten ist mit der eingespielten Formation zu rechnen, denn der Trainer dürfte, trotz des herben 0:5-Ausrutschers in Wolfsburg, seine Erfolgself nur ungern auseinanderreißen.
Wir müssen uns am Samstag auf einen starken Gegner einstellen. Denn es ist nicht davon auszugehen, dass sich die Westfalen von den neuen Namen bei Gladbach einschüchtern lassen. Schließlich liegt man mit 24 Punkten deutlich im grünen Bereich. Ein Punkt in Gladbach würde diesen Abstand wahren.
Für Borussia dagegen sollten die Zeichen auf Sieg stehen, um so früh wie möglich den Anschluss an die mittleren Plätze zu schaffen. Die Karten sind gemischt und verteilt – hoffen wir, dass die Trümpfe auf unserer Seite liegen!