Heinz will sich gegen Hamburg freischießen
Mönchengaldbach (RP). Wenn Marek Heinz abschalten will, geht er Angeln. Oder spielt Eishockey. Dumm nur, dass er weder seine Angelausrüstung noch seinen Eishockeyschläger mitgebracht hat nach Deutschland. Denn ein wenig Ablenkung könnte der blonde Tscheche gebrauchen. Es läuft nicht beim Mittelfeldmann.
Zu selten finden seine Pässe den richtigen Adressaten, zu oft geht der Ball im Zweikampf verloren. „Er zeigt seine Qualitäten nicht“, sagte Trainer Dick Advocaat nach dem 0:1 in Stuttgart, bei dem das Borussenspiel wieder an Heinz vorbei lief.„Ich weiß nicht, was los ist“, sagt Heinz, der bei der Europameisterschaft in Portugal einen herrlichen Freistoßtreffer gegen das deutsche Ensemble schoss und im gesamten Turnier einen ausgezeichneten Eindruck hinterließ.
Gleich nach der EM spielte er wieder für Banik Ostrau, bevor er nach der gescheiterten Championsleague-Qualifikation des tschechischen Meisters für 2,3 Millionen Euro nach Gladbach ging. Sein Einstand hätte besser nicht sein können: ein gutes Spiel in Freiburg, dann, beim 3:1 gegen Meister Bremen, sein erstes Tor.
Doch seither ist es vorbei mit der Heinzschen Herrlichkeit. So war es auch bei seinen Gastspielen in Hamburg, Samstag Gegner Borussias, und Bielefeld. „Damals war ich ganz unten“, gesteht Heinz. Er flüchtete zurück nach Tschechien, „in meine Heimat, wo meine Familie, meine Freunde waren“. Heinz schoss 19 Tore für Ostrau. „Da lief bei mir alles. Wenn ein Ball abgefälscht wurde, fiel er mir vor die Füße“, erinnert sich Heinz wehmütig. „Heute“, sagt er, „ist es wieder genau umgekehrt. Was ich auch probiere, es klappt nicht.“
Und dass, obwohl die Rahmenbedingungen stimmen: Heinz fühlt sich wohl in Gladbach, er spielt auf seiner Lieblingsposition hinter den Spitzen. Und doch ist der Kopf nicht frei. Die schlechten Leistungen verfolgen ihn bis nach Hause. „Ich kann doch ein Spiel nicht einfach ablegen“, sagt er. Das klingt verzweifelt. „Ich denke vielleicht zu viel nach, vielleicht will ich manchmal zu viel“, gesteht der fraglos begabte Fußballer.
Dass die fehlende Sommerpause für sein Leistungstief verantwortlich ist, glaubt Heinz nicht. Es ist die geistige Frische, die fehlt. Ein gewinnbringender Pass oder besser noch ein Tor könnten helfen, dass „alles von mir abfällt und ich wieder frei bin“. Vielleicht gelingt ihm ausgerechnet gegen den HSV, von dem viele sagen, er sei dort psychisch kaputt gemacht worden, diese eine Aktion, die die fußballerische Schwermut von ihm nimmt. „Dafür muss ich hart arbeiten“, sagt Heinz.