Celtic FC: And if you know the history.....

Celtic_Championees

Mayor of Pussytown
1888 gründete eine Gruppe von irischen Emigranten um den katholischen Geistlichen Walfrid und einigen Mitgliedern der Home Rule-Bewegung (eine Organisation, die sich für die Unabhängigkeit Irlands von Grossbritannien einsetzte) einen Fussballclub, der zu wohltätigen Zwecken spielen sollte. Das gesammelte Geld sollte den Ärmsten unter den Emigranten zu gute kommen. Glasgow Celtic FC war geboren. Der Name Celtic, das Kleblatt im Wappen und die Klubfarben wurden deshalb gewählt, um allen die irische Identität des Klubs klarzumachen. Die Idee mit dem Fussballspiel zu wohltätigem Zweck hielt nicht lange an: Schon 1897 beschloss man, aus Celtic eine Kapitalgesellschaft zu machen.

In einer Zeit, in der Anti-Irischer Rassismus in Grossbritannien gang und gäbe war, konnten die Iren ihrer Abneigung gegenüber den protestantischen Unterdrückern und allen, die sich für etwas besseres hielten, Stimme verleihen und Celtic unterstützen. Die Gründung von Celtic FC war nicht zuletzt auch als Protest gegen den schon länger existierenden Rangers FC gedacht, ein Klub mit streng protestantischem Hintergrund. Die Iren wurden in Grossbritannien als Menschen zweiter Klasse behandelt. In vielen Teilen des Alltags wurden sie diskriminiert, es gab zum Beispiel Schilder in Pubs, auf denen zu lesen war: "Keine Hunde, keine Schwarzen, keine Iren".

Die Celtic-Fans verstehen sich auch heute noch als Underdog, denn Celtic war oft nur Aussenseiter gegen die reicheren schottischen Clubs. Aber Celtic FC ist nicht nur ein Fussballclub, sondern der Lebensinhalt für alle Fans, und ein Mythos. Und wo ein Mythos ist, sind auch viele Legenden: Quinn, Gallagher, Auld, Dalglish, McGrain, McStay, Collins... Die Liste von Spielern, die für die Fans von Celtic unsterblich bleiben werden, liesse sich noch beliebig fortsetzen. Eine tragische Legende ist Johnny Thompson: In einem Spiel gegen die Rangers (diese Spiele werden übrigens "Old Firm" genannt und sind die Mutter aller Derbys) warf er sich in einer Rettungsaktion dem Rangers-StürmerSam English vor die Füsse und verletzte sich dabei so schwer, dass er später seinen Kopfverletzungen erlag. Johnny Thompson erreichte Heldenstatus: Noch heute wird er verehrt, noch heute werden Lieder über ihn gesungen.


In den späten 50er Jahren wurde der Club von seinem Präsidium dem Ruin entgegengeführt. Die Vereinsführung hatte nichts mehr zu tun mit den ursprünglichen Wurzeln des Vereins, was die Fans störte. 1963 lieferten sie sich gar eine Strassenschlacht mit der Polizei.1965 wendete sich das Blatt, Jock Stein wurde Team-Manager. Er führte Celtic von Erfolg zu Erfolg, wovon der grösste Triumph sicherlich in Lissabon errungen wurde: Im Final des Europacup der Landesmeister siegten die Celts mit 2:1 gegen Inter Mailand. Die Spieler, die damals in der Mannschaft von Celtic standen, werden heute noch als Helden gefeiert, man nennt sie die "Lisbon Lions". Der Erfolg für den Underdog war umso erstaunlicher, als dass nur schottische Spieler, die allesamt aus dem East End von Glasgow stammten, in der Mannschaft standen, und Inter Mailand damals der beste Klub in Europa war. Zudem war Celtic der erste britische Club, der den Europacup der Meister gewann, und der Pokal ging auch zum ersten Mal in seiner Geschichte nicht an ein Team aus einem südeuropäischen Land.

Die Helden jener legendären Saison sind Bobby Lennox (offensives Mittelfeld); John Clark (ein beinharter Verteidiger, der in 13 Jahren nur ein Tor schoss und von dem man sich erzählte, er brauche eine Orientierungskarte, wenn er die Mittellinie überschreitet); B. McNeill (der Captain); Tommy Gemmell (der im Finale '67 den Ausgleich erzielte); Jimmy Johnstone (der über 100 Tore für Celtic erzielte); der erst kürzlich verstorbene Bobby Murdoch (von dem Jock Stein sagte: "Er ist der beste Spieler, der je für mich gespielt hat!"); und Bertie Auld. Ein grosser Teil des Erfolges 1967 lag aber sicher auch bei Jock Stein, einem grossen Trainer der Fussballgeschichte.

Von 1966 an räumte Celtic FC fast alles ab, was es in Schottland zu gewinnen gab, und gewann neunmal hintereinander die schottische Meisterschaft. Nur den Europacup der Meister konnte man kein zweites Mal gewinnen: 1970 wurde Celtic im Final von Mailand mit 2:1 von Feyenoord Rotterdam besiegt. In jener Zeit, anfangs der 70er Jahre, prägte vor allem ein Spieler das Geschehen: Danny McGrain, der eine Legende geworden wäre, wäre er nicht so oft verletzt gewesen.

Nach dieser erfolgreichsten Epoche in der Klubgeschichte ging es für lange Zeit nur noch abwärts. Der Klub versäumte es in seiner Erfolgszeit, in die Zukunft zu investieren, und das Präsidium stellte sich in den folgenden Jahren immer als inkompetent heraus. Anfang der 90er Jahre riefen Fanzines wie das republikanisch-irische "Tiocfaidh Ar La!" (our day will come) und "Not the View" dazu auf, das Präsidium endlich aus dem Celtic Park zu jagen. 1994 hatte das alte Präsidium dann auch endlich genug und trat zurück. Gleichzeitig weigerten sich die Banken, dem hochverschuldeten Celtic FC weiterhin Kredite zu geben. Der schottisch-kanadische Geschäftsmann Fergus McCann erwies sich als Retter in der Not: Er übernahm den Verein, entwickelte ein neues Aktienmodell, gab den Fans endlich gewisse Mitspracherechte und besetzte alle Posten in der Führungsetage neu. 1998, nach einer Durststrecke von 10 Jahren, gewann Celtic zum ersten Mal wieder die schottische Meisterschaft.

Fergus McCann war ein umstrittener Boss in Celtics Geschichte: Einerseits rettete er den Klub fünf Minuten vor der Bankrott-Erklärung mit einer Bankgarantie, und führte Celtic zu einer noch nie zuvor da gewesenen Stabilität. Andererseits startete er die Kampanie "Bhoys against bigotry", mit der er sich die Sympathien der Supporter rasch verspielte. Teile der Kampanie waren zum Beispiel das (nicht durchgesetzte) Verbot der irischen Trikolore im Celtic Park oder das Verbot des Singens von gewissen Songs. Der Club wechselte wieder die Besitzverhältnisse, aber im Vergleich zu früher ist alles sehr stabil.

Einzigartig ist die Freundschaft der Celtic-Fans zu den St. Pauli-Fans.

Viele Celtic Fans bezeichnen sich als republikanisch denkend, das heisst sie hegen eine gewisse Sympathie für die IRA. Ihr Sprachrohr ist das schon erwähnte Fanzine "Tiocfaidh Ar La!", abgekürzt einfach TAL-Fanzine. Währenddem viele Rangers-Fans mit dem loyalistischen Oranier-Orden sympathisieren. Der Religionskonflikt gibt dem "Old Firm" deshalb auch eine politische Note. Ein schottischer Witz besagt, dass ein Atheist jemand sei, "der zum Old Firm geht, und sich ein Fussballspiel anschauen möchte." Viele mögen jetzt sagen, dass Politik im Fussball nichts zu suchen hat, doch die Fans von Celtic unterscheiden nicht zwischen Fussball und dem richtigen Leben: Fussball IST ihr Leben. Dafür haben die "Tims", wie sie sich selber nennen, einen ganz anderen Erfolg vorzuweisen: In keinem anderen Stadion auf der Insel hört man weniger rassistische Sprüche oder Gesänge wie im Celtic Park. Das TAL-Fanzine ist stark antifaschistisch eingestellt. Dunkelhäutige oder asiatische Spieler haben von den Celtic Fans nichts zu befürchten, es sei denn, sie spielten für die Rangers - aber Hun (Schimpfwort für die Erzrivalen) ist Hun, egal welche Hautfarbe...

(Quelle: http://de.geocities.com/swisstim22/)

In diesem Sinne HAIL HAIL
 
Celtic_Championees schrieb:
Einzigartig ist die Freundschaft der Celtic-Fans zu den St. Pauli-Fans.

vielen dank für die story.

einzigartig ist sie aber glaube ich nicht, jeder st.Pauli Fan weiß wohl von der Fanfreundschaft, aber andersrum weiß wohl kaum jemand was davon. aber es werden immer mehr, dank der bemühungen unsere Fanclubs und Fanladen :spitze:
 
nein, sie sind halt bei spielen von celtics und haben fanfreundschaften zu anderen fanclubs aufgebaut. aber nicht nur celtic.

beste beispiel: stuttgart, viele st.paulianer beim celtic spiel, und danach viele celtic fans beim st.pauli spiel, in mainz glaube ich
 

Baldrick

Póg mo thóin
Naja, in Glasgow nehmen tatsächlich die meisten das wirklich nicht wahr, somit ist das ganze schon im wesentlichen eine Einbahnstraße. Vor allem zumal Celtic überall viele Sympathisanten hat.

Wenn Celtic überhaupt zu einem Club enge Verbindungen aufweist, dann wohl zu Liverpool.
 

gary

Bekanntes Mitglied
Öhrnie schrieb:
beste beispiel: stuttgart, viele st.paulianer beim celtic spiel, und danach viele celtic fans beim st.pauli spiel, in mainz glaube ich

Vor ein paar Jahren gab es ja auch mal ein Celtic-Trainingslager in Norddeutschland, zu dem ca. 300 Celtic-Fans mitreisten.
Zu den Freundschaftsspielen (u.a. bei Emden und in Wilhelmshaven) reisten dann jeweils auch große Abordnungen von St. Pauli Fans, um gemeinsam zu feiern.
Ich kann mich noch dunkel erinnern, dass es bei erstgenanntem Freundschaftsspiel auf einem Dorf ein großes Festzelt neben dem Platz gab, wo u.a. auch Guiness ausgeschenkt wurde.

Die meisten Celtic und St. Pauli Fans hielten sich auch während des Spieles (das Celtic übrigens gegen Kickers Emden verlor....) im Festzelt auf :fress:

Zum Abschluß des Trainingslagers gab es dann noch ein Freundschaftsspiel St. Pauli - Celtic am Millerntor als Höhepunkt.
 
sehr schöne und interessante Story!! :spitze:

The_Great_VfB schrieb:
Ja, kann mich nur anschliessen, vielelicht sollten wir dies auch mit anderen Teams weiterführen....

ich kann ja mal vielleicht über ein paar öst. vereine die geschichte erzählen(wenns niemandem ausmacht).
 
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