Der Prozess: Wie Dietmar Hopp zur Hassfigur der Ultras wurde

Werderforever

Bekanntes Mitglied
Wer ständig gegen geltendes Recht verstößt, braucht sich nicht zu wundern, wenn er mit der Staatsgewalt in Konflikt kommt. Da es bei der Pyro-Frage um die Sicherheit der anderen Zuschauer geht, ist die rechtliche Lage auch durchaus nachvollziehbar. Die fehlende Einsicht ist einer der Aspekte, genauso wie übrigens die Selbstbezeichnung als "Szene", welche das negative Bild nach außen nunmal prägen.
Das ist in meinen Augen ein totales Zerrbild. Auf jeder Kirmes gibt es mehr Verletzte als bei Fußballspielen. Ich finde es absurd, dass teilweise so getan wird, als seien die Ultras eine halbkriminelle, homogene Szene.
 

Forentroll

Zyniker
Das ist in meinen Augen ein totales Zerrbild. Auf jeder Kirmes gibt es mehr Verletzte als bei Fußballspielen. Ich finde es absurd, dass teilweise so getan wird, als seien die Ultras eine halbkriminelle, homogene Szene.
Auch bei Rechtsverstößen gibt es ja unterschiedliche Kaliber, insofern würde ich das jetzt nicht so hochhängen. Ich würde Ultras jetzt z.B. im Großen und Ganzen nicht unterstellen, irgendjemanden verletzen zu wollen (unterscheidet sie beispielsweise von den Hooligans der 80er und 90er Jahre wohltuend, der Fall Nivel hat mich damals beispielsweise schwer schockiert als Kind). Sie nehmen es aber mit ihrer Handhabung von Pyrotechnik billigend in Kauf und haben deshalb eben auch regelmäßig Konflikte mit der Polizei, die dann eine Eigendynamik bekommen und sich zu einer Art Folklore entwickeln.
 

MingaRot

Freiheit für die Kurven
Auch bei Rechtsverstößen gibt es ja unterschiedliche Kaliber, insofern würde ich das jetzt nicht so hochhängen. Ich würde Ultras jetzt z.B. im Großen und Ganzen nicht unterstellen, irgendjemanden verletzen zu wollen (unterscheidet sie beispielsweise von den Hooligans der 80er und 90er Jahre wohltuend, der Fall Nivel hat mich damals beispielsweise schwer schockiert als Kind). Sie nehmen es aber mit ihrer Handhabung von Pyrotechnik billigend in Kauf und haben deshalb eben auch regelmäßig Konflikte mit der Polizei, die dann eine Eigendynamik bekommen und sich zu einer Art Folklore entwickeln.
Du wirst es gleich in meinem nächsten Posting mitbekommen, aber ich war bei letzterem oft mittendrin statt nur dabei, und Du musst es nicht glauben, aber der Anfang des Konflikts fand mindestens 50% der Fälle auf Seite Grün statt. Fussballeinsatz ist meistens am Wochendende somit meistens zusammengestellt aus denen die sich dafür freiwillig melden, ausser es geht um St Pauli gegen Rostock oder Paris gegen Marseille oder ähnliches.

Wenn Du meinst dass da nur Ordnungshüter mit der Verfassung und Bundesadler im Kopf unterwegs sind, dann habe ich eine Überraschung für dich: es sind meistens eher Türsteher die zufällig eine Uniform tragen. Die haben in dem Moment wo Sie ihre Kampfmontur -die einer schweren Version der Ausrüstung "Infanterist der Zukunft" gleicht- anhaben, sowasvon einen Stehen dass die sich schon in die Hosen Spritzen wenn Sie einer dumm anguckt und dann heissts direkt Knüppel frei. Es sind nicht die gleichen lieben Wachtmeister die dir im täglichen Leben helfen.
 
Zuletzt bearbeitet:

MingaRot

Freiheit für die Kurven
@MingaRot: ich würde dich gerne besser verstehen. Deswegen wäre es schön, wenn du deine persönlichen Erlebnisse, Erfahrungen und Eindrücke hier mal schildern könntest. Wo siehst du die positiven Aspekte der Ultras und wo die negativen? Was ist das eigentliche Ziel, die Bestimmung der Ultras? Und wie siehst du den Dialog und das Miteinander mit den restlichen Fans in den Kurven? Ich würde mich über Antworten freuen.
Teil 1:

Also, ich versuche mich so kurz wie möglich zu fassen, und nicht zu sehr abzuschweifen, aber es wird trotzdem ein wenig länger. Ich gebe hier auch nur meine persönliche Definition davon, denn offiziell gibt es keine und der grösste Theoretiker bin ich auch nicht. Zu allem Anfang sind die Ultras an sich heterogen, und natürlich folgen wir nicht alle den gleichen Werten. Politische Meinungen gehen von hart links bis hart rechts bis apolitisch bis Mitte.

Am ehesten würde ich die Ultras dadurch beschreiben dass es zumindest zu Anfang eine Jugendbewegung war. Heute sind wir in Deutschland in der dritten Generation der Ultras, also kann man es nicht mehr nur Jugendbewegung nennen, allerdings ist mit Sicherheit aus vielen Gründen die demographische Pyramide zwischen 18-25 am dicksten, aber von alten Säcken wie mir sind noch viele da. Die "Chefetagen" der Ultras in Deutschland bewegen sich denke ich grösstenteils im Altersspektrum vom 30-50.

Aus meiner Erfahrung hast Du generell dass bunteste Bild der Gesellschaft vor Dir: Städtler, Landeier, Leute die zum Geld verdienen Bier liefern, Leute die Bier brauen, Anwälte, Steuerberater, Krankenpfleger, Engineers, Zahnärzte, Arbeitslose, Unternehmensberater, Banker, Sozialarbeiter, Stundenten. Wer sich mit einem billigen Cliché zufrieden gibt, dass es alles unerzogene asoziale Schmarotzer sind, der ist ignorant und dumm.

Aber dann ist die berechtigte Frage, was hält diese Leute zusammen? Und da ist man eben schon bei einer tiefgehenderen Frage. Das erste ist offensichtlich, Du musst den Verein und die Stadt des jeweiligen Vereins halt einfach geil finden. Ohne wenn und aber, und Du musst drauf abgehen, das ist ein absolutes Kriterium. Was danach kommt hängt schon sehr mit der Art und Weise zusammen wie Menschen gestrickt sind.

Ich würde einfach mal schätzen Leute die in die aktiven Szenen eintreten suchen im Leben ein wenig mehr als der Durchschnittsmensch. Sie suchen Zugehörigkeit, also eine Gruppe mit der Sie sich wirklich identifizieren (also nicht nur, "das sind meine 5 Kumpels und wir hauen uns jeden Freitag Abend weg"). Sie wollen sich zum Grossteil mehr in was einbringen, also etwas Bewegen was Sie als wichtig empfinden. Sie wollen meistens was erleben und nicht einfach nur Arbeit-Bar-Heim oder Arbeit-Fitnessstudio-Heim. Und es handelt sich meistens auch um Menschen die nicht als "langweilig" betitelt werden würden. Letztens ist es auch so, dass diese Menschen meistens auch eine rebellische Ader haben und sich dem Status Quo nicht einfach fügen. Ich passe übrigens selber auch alle diese Beschreibungen.

Die Ultras und die aktive Szene generell bietet natürlich mit der enormen Kultur die aussen herum existiert sehr viel was genau solche Menschen anspricht.

Dabei sind wir schon eben bei den Dingen die positiv wie negativ seien können. Du hast da, bei jedem grossen BuLi Verein zwischen Ultras und Dunstkreis 2000-5000 Leute die hochmotiviert sind mit denen Du halt Berge versetzen kannst.

Ich denke wir erinnern uns an die plumpe Stimmung der BuLi in den 90gern wo es ein Paar mal laut wurde und jeder Verein die 3 "lo lo lo lo lo STADTNAHME" Lieder hatte. Dagegen ist heute die BuLi (ausser Corona) die Stimmungshochburg von Europa. Farbenfrohe Kurven, interessante Gesänge die auch nicht nur am Pöbeln interessiert sind, und auch um den Verein und die Stadt rum sehr viele Initiativen (Kurt Landauer Stiftung bei uns zum Beispiel). Auch die Bemalungen der Innenpassagen der Allianz Arena geschahen zB auf Anregung und durch die Ausführung der Ultras.

Mit diesen gleichen Persönlichkeitsprofilen plus Organisation, hast Du halt aber gleichwertig relativ leicht Stunk. Wenn etwas als falsch oder moralisch fragwürdig angesehen wird, dann wird es halt ausgedrückt, und das manchmal schöner, manchmal weniger schön. Ohne tiefer auf die Causa Hopp einzugehen muss ich sagen, es ist leider oft so dass wenn Du dich nicht radikal äusserst es am Ende keine Sau interessiert. Die Emotionalität und Zusammenhalt führt auch dazu dass es halt manchmal scheppert. Nicht mit Familienvätern und unbeteiligten, aber unter Ultras. Es passiert selten wirklich was dabei, aber es ist so. Und dann halt noch das Thema Pyro wo man sich eben sehr hintergangen fühlt und dann mehr oder weniger als "mittelweg" zuhause nie zündelt aber dafür auswärts.

Ich denke aber eines verlieren viele aus dem Kopf, und zwar dass Leute mit diesem Persönlichkeitsprofil meistens irgendwo Zugehörigkeit suchen um sich selbst einbringen zu können, und da sind die Ultras vergleichsweise ein sehr guter Anlaufpunkt. Da ist nämlich auch in Sachen sich für die Mehrheit einbringen (wie sozial engagieren) oft viel drin.

Am Ende ist halt auch der anstrengende Teil, dass man auf immer und ewig mit dem Kommerz und der Regulationsorganen des Fussballs im Konflikt steht. Da müsste ich jetzt 75 Seiten dazu schreiben, werde aber drauf verzichten. Lange rede kurzer Sinn, die Ultras sind gerne die beschuldigten für alles was im Fussball nicht stimmt. Weil Sie halt leichte Opfer sind. Hans-Günther aus Gütersloh glaubt gerne dass das alle Asoziale sind die nur randalieren. Gleichermassen aber werden eben auch die Interessen der Masse verteidigt.

Montagsspiele gibt es nicht mehr.
Wir zahlen immernoch nicht mehr als 20€ für einen Stehplatz.
Es gibt noch Stehplätze.
 

MingaRot

Freiheit für die Kurven
Teil 2:
Auch wenn der ständige Konflikt nervig sein mag, am Ende ist man halt nur die "Speerspitze" für demokratische Werte, zumindest so wie wir das sehen. Allein mit uns Deutschlandweit ca 80,000 würde das sicher nichts werden, aber wenn man genug Aufmerksamkeit erregt, dann geht was. Und leider isses halt so dass wenn es mit positivem Messaging nicht geht, dann muss halt die Brechstange raus.

Ausser einigen recht blöden Fraktionen stehen die Ultras meistens nur für das ein was der Haupttribünengänger (noch) nicht als Problematik wahrnimmt.

Natürlich, all das Obenstehende bedarf einer grundliegenden Überzeugung: Der Fussball gehört nicht den Geldgebern oder Vereinspräsidenten etc. Er gehört den Leuten die Ihn lieben. Die ganzen Funktionäre und Machthaber, administrieren Ihn nur. Für uns ist der Fussball ein Volkssport.

Ich weiss irgendwer wird jetzt wieder daherkommen und sagen, "Jaja, Ihr haltet euch für die einzig wahren, die Robin Hoods des Fussballs" - denjenigen sage ich schon im voraus: Schleicht's euch - der Beitrag is für diejenigen geschrieben die's wirklich interessiert und nicht für euch die eh schon eine vorgefertigte Meinung haben ;-)

Für mich persönlich war es sehr prägend, und ich hoffe es geht nach Corona noch weiter wie vorher. Vom Zusammenhalt her habe ich zwischen Gebirgsjägern und Ultras 2 Erlebnisse gemacht die ich im normalen Leben nie gefunden hätte.
 

74 or more

Bekanntes Mitglied
Teil 2:

Ausser einigen recht blöden Fraktionen stehen die Ultras meistens nur für das ein was der Haupttribünengänger (noch) nicht als Problematik wahrnimmt.
Nu werde mal nicht pampig, Hoolie ;)
Da kann man schon differenzieren: Montagsspiel sind z.B. ein Beispiel, wo es dann doch die Mehrheit der Stadionbesucher waren, die sich der Initiative angeschlossen haben.
Und wenn ich mich bei den Auswärtsspielen, wo ich de Karten über den Effzeh bezogen habe, in meinem Block (altersgemäß inzwschen Sitzplatz) so umschaue, sind da regelmäßig einige Gesichter, die ich schon seit Jahrzehnten kenne.
Denen es dann zwar auch um den Effzeh geht, allerdings weniger, um nachher mit vor Stolz geschwellter Brust sagen zu können, was für einen tollen Support sie abgegeben haben.
Von anderen negativen Begleitumständen mal ganz zu schweigen, die jetzt bei der aktiven Fanszene mitunter als selbstverständlich dazu gehören.
Aber a) hatten wir diese Diskussion schon und b) ist das nicht Ultra-spezifisch, das gab es auch früher - mitunter nur in anderer Form
Für mich persönlich war es sehr prägend, und ich hoffe es geht nach Corona noch weiter wie vorher. Vom Zusammenhalt her habe ich zwischen Gebirgsjägern und Ultras 2 Erlebnisse gemacht die ich im normalen Leben nie gefunden hätte.
:oops: ich bin überrascht

Bap umschrieb das mal mit
"Met singem Rallyestreifen-Opel GT,
’Ner Stehplatz-Mitte-Jahreskaat vum FC,
Dä op Charles Bronson praatjemaate, akkurate Freizeit-Abziehbild-Held,
Dä Naach für Naach bess zom Projrammschluss em Sessel hängk,
Dä veezehn Daach Benidorm paradiesisch fingk,
Zwei Johr beim Bund wohr, weil ihm Männerkameradschaff jefällt"

Ich hoffe, das entspricht nicht ganz dir:)
 

MingaRot

Freiheit für die Kurven
Nu werde mal nicht pampig, Hoolie ;)
Da kann man schon differenzieren: Montagsspiel sind z.B. ein Beispiel, wo es dann doch die Mehrheit der Stadionbesucher waren, die sich der Initiative angeschlossen haben.
Und wenn ich mich bei den Auswärtsspielen, wo ich de Karten über den Effzeh bezogen habe, in meinem Block (altersgemäß inzwschen Sitzplatz) so umschaue, sind da regelmäßig einige Gesichter, die ich schon seit Jahrzehnten kenne.
Denen es dann zwar auch um den Effzeh geht, allerdings weniger, um nachher mit vor Stolz geschwellter Brust sagen zu können, was für einen tollen Support sie abgegeben haben.
Von anderen negativen Begleitumständen mal ganz zu schweigen, die jetzt bei der aktiven Fanszene mitunter als selbstverständlich dazu gehören.
Aber a) hatten wir diese Diskussion schon und b) ist das nicht Ultra-spezifisch, das gab es auch früher - mitunter nur in anderer Form

:oops: ich bin überrascht

Bap umschrieb das mal mit
"Met singem Rallyestreifen-Opel GT,
’Ner Stehplatz-Mitte-Jahreskaat vum FC,
Dä op Charles Bronson praatjemaate, akkurate Freizeit-Abziehbild-Held,
Dä Naach für Naach bess zom Projrammschluss em Sessel hängk,
Dä veezehn Daach Benidorm paradiesisch fingk,
Zwei Johr beim Bund wohr, weil ihm Männerkameradschaff jefällt"

Ich hoffe, das entspricht nicht ganz dir:)

Die Leute die seit Jahrzehnten zu AW spielen fahren uns jetzt aufm Sitzplatz sind zählt für mich aber schon auch als Dunstkreis aktive Szene. Die kommen ja gar nicht drum rum alle Leute zu kennen. :-D

Der Zweite Teil - is das der Fenger?
 

74 or more

Bekanntes Mitglied
Die Leute die seit Jahrzehnten zu AW spielen fahren uns jetzt aufm Sitzplatz sind zählt für mich aber schon auch als Dunstkreis aktive Szene. Die kommen ja gar nicht drum rum alle Leute zu kennen. :-D
Dann solltest du dein Bild vom Haupttribünengänger mal überdenken.
Ich habe ja auch ein differenziertes Bild von Ultras ;)

Der Zweite Teil - is das der Fenger?
Keine Ahnung, ich weiß nicht, was ein Fenger ist.

War ein Zitat aus "Ne schöne Jrooß", habe ich nur gewählt, weil Begeisterung für den Bund nicht dem Bild entspricht, was ich von dir habe
 

MingaRot

Freiheit für die Kurven
Dann solltest du dein Bild vom Haupttribünengänger mal überdenken.
Ich habe ja auch ein differenziertes Bild von Ultras ;)


Keine Ahnung, ich weiß nicht, was ein Fenger ist.

War ein Zitat aus "Ne schöne Jrooß", habe ich nur gewählt, weil Begeisterung für den Bund nicht dem Bild entspricht, was ich von dir habe
Du weißt nicht wer der FliegenFenger ist? Echt jetzt Harley?
 

Werderforever

Bekanntes Mitglied
Natürlich, all das Obenstehende bedarf einer grundliegenden Überzeugung: Der Fussball gehört nicht den Geldgebern oder Vereinspräsidenten etc. Er gehört den Leuten die Ihn lieben. Die ganzen Funktionäre und Machthaber, administrieren Ihn nur. Für uns ist der Fussball ein Volkssport.
Du weißt, dass ich dir meistens zustimme, aber um es mal etwas provokant zu formulieren: Wenn das Fettgedruckte das Wichtigste ist, dann guckt man halt Fußball von der Oberliga abwärts.Da ist Fußball an den Idealen des Volkssports weit näher dran, als wenn z.B. in der CL "Champagnerfußball" gespielt wird Jetzt könntest du entgegnen, dass man sich als Fan seinen verein nicht aussucht, sondern man durch alle mögliche Zufälle seinen Verein "findet" Dem stimme ich ja zu, aber dann blieben immer noch die 2. Mannschaften, oder im Extremfall radikale Varianten wie die Gründung des FC United of Manchester.

Was ich damit sagen will: ich glaube dass es manchen Ultras nicht zuletzt um Aufmerksamkeit geht (z.B. für die Choreos, von denen man ja als aktitver Gestalter im Stadion gar nichts mitbekommt, weil man z.B. von einem großen Banner verdeckt wird, das Teil der Choreo ist). Und die ist halt in Erstligastadien größer als in unteren Ligen.
 

gary

Bekanntes Mitglied
.... Wenn das Fettgedruckte das Wichtigste ist, dann guckt man halt Fußball von der Oberliga abwärts.Da ist Fußball an den Idealen des Volkssports weit näher dran, als wenn z.B. in der CL "Champagnerfußball" gespielt wird Jetzt könntest du entgegnen, dass man sich als Fan seinen verein nicht aussucht, sondern man durch alle mögliche Zufälle seinen Verein "findet" Dem stimme ich ja zu, aber dann blieben immer noch die 2. Mannschaften, oder im Extremfall radikale Varianten wie die Gründung des FC United of Manchester.

Wie sollen Ideale des Volkssports denn überhaupt aussehen? Ist das -provokant gesagt- so ähnlich wie bei Volksmusik? Je seichter und inhaltsleerer und je einfacher auch noch bei 2 Promille (oder vielleicht auch erst ab dort) mitzugrölen, desto populärer? Wobei Volksmusik im nüchternen Zustand bei Leuten unterhalb der Rentnergenerationen meist so geschätzt wird, wie eine Wurzelbehandlung.

Fußball ist Massensport oder auch Mainstreamsport, weil es tatsächlich ein sehr simpler Sport ist. Die Regeln sind so einfach, wie in kaum einer anderen Mannschaftssportart. Zum Spielen reicht im Notfall auch etwas ballähnliches und selbst abgesteckte Tore. Das hat weder mit Ultras, noch mit Investoren oder sonstigen etwas zu tun.
Deshalb sieht man ja auch überall auf den Wiesen und Bolzplätzen Kinder und Jugendliche, die es spielen. Oder auch längst nicht mehr....
Aber im Vergleich zu anderen Mannschaftssportarten ist es ja immer noch auch an der "Basis" wie Nachwuchsmannschaften bei Vereinen verbreitet.

Wenn man noch mal Jugendliche sieht, die tatsächlich außerhalb von Vereinsspielen kicken und ggf. ein Fantrikot dabei tragen, sieht man auch bei uns fast nur Trikots der angedachten Superleague-Clubs zzgl. Bayern, BVB und auch PSG. Mit denen die Superleague wohl schon jetzt realisiert worden wäre.
Dagegen so gut wie gar nicht Fantrikots von Schweizer Teams und nur selten ausländische Clubs, die nicht in die Kategorie der 15 Superreichen mit ihrer medialen Omnipräsenz fallen.
Oder jubeln halt Spielern wie Messi, Ronaldo, Mlappe, Lewandowski, Haaland etc zu, für die absurde Summe aufgerufen werden und entsprechend generiert werden müssen.

Ähnlich sieht man es ja auch in anderen Regionen der Welt, wo andere Sportarten "Volkssport" sind. Es gibt eine Masse an Basketball- oder Footballfans aus ärmeren Schichten in den USA, obwohl Eintrittspreise in den Topligen so hoch sind, dass es sich ärmere Leute kaum leisten können oder sich vereinzelte Spiele vom Mund absparen. Eishockey in Kanada etwas ähnlich, auch wenn es wegen der erforderlichen Rahmenbedingungen in eine andere Kategorie fällt.
 

Werderforever

Bekanntes Mitglied
Wie sollen Ideale des Volkssports denn überhaupt aussehen?
So dass dir halt nicht jede Statistik von einem anderen Sponsor präsentiert wird, sondern, dass der Sport im Vordergrund steht und nicht das Geld verdienen. Ich wollte das Wort aber nicht so "hoch hängen", wie du es verstanden hast. Man kann das Rad nicht zurückdrehen, aber vor 20 oder 30 Jahren haben die Großclubs nicht alles dominiert (wie du treffend beim Thema Fantrikots beschreibst). Je weiter man in den Ligen runtergeht, umso ausgeglichener ist der Wettbewerb, umso geringer die finanziellen Unterschiede. Nicht nur absolut, auch in Relation gesehen.
 

Schwabenpower

Mitglied
Ich kann sehr vieles was @MingaRot schreibt nur bestätigen. Der Großteil steht zu 101% hinter seinem Verein und seiner Mannschaft und unterstützt bedingungslos. Egal wo und wetterunabhängig. Da kommt pro Saison einiges an Kosten zusammen. Getrieben werden sie von der Überzeugung und Liebe für das was sie eintreten und was sie supporten. In einer großen Gruppe wird diese Überzeugung, Hingabe und Liebe noch um ein zigfaches potenziert und endet in einem einfach geilen und berauschenden Gefühl und Erlebnis. Das wird ganz schnell zu einer Sucht und man braucht diese Erfahrung und Bestätigung immer und immer wieder.

Es gibt aber auch schwarze Schafe die mit Aktionen, die in der Gruppe nicht abgesprochen sind, versuchen sich einen Extrakick zu holen. Noch einmal gesondert auffallen und sich daraufhin einen runterholen. Gefühlt haben sich diese Leute in den letzten Jahren deutlich vermehrt und das kritisiere ich. In erster Linie intern.
 

UF Adler

Mitglied
Teil 2:
Auch wenn der ständige Konflikt nervig sein mag, am Ende ist man halt nur die "Speerspitze" für demokratische Werte, zumindest so wie wir das sehen. Allein mit uns Deutschlandweit ca 80,000 würde das sicher nichts werden, aber wenn man genug Aufmerksamkeit erregt, dann geht was. Und leider isses halt so dass wenn es mit positivem Messaging nicht geht, dann muss halt die Brechstange raus.
Die Ultraszene hat aber auch sehr viele Sympathisanten. Selbst unter den Entscheidungsträgern in den Vereinen.
 

Södermark

Mitglied
Mit diesen gleichen Persönlichkeitsprofilen plus Organisation, hast Du halt aber gleichwertig relativ leicht Stunk. Wenn etwas als falsch oder moralisch fragwürdig angesehen wird, dann wird es halt ausgedrückt, und das manchmal schöner, manchmal weniger schön. Ohne tiefer auf die Causa Hopp einzugehen muss ich sagen, es ist leider oft so dass wenn Du dich nicht radikal äusserst es am Ende keine Sau interessiert.
Nur aus diesem Grund heraus kam es ja erst zu diesen Aktionen. Vorher hat sich niemand für die Thematik interessiert und die Szene wurde nur müde belächelt und deren Probleme und Sorgen wieder mal nicht ernstgenommen. Aber bitte weiter schön treu und lautstark supporten!! :fuck:
 

Stubenfliege

Herr der Fliegen
Ich kenne es gar nicht ohne Ultras. Ich habe mit den denen auch kein Problem. Man muss halt alles immer im richtigen Zusammenhang einordnen und den Meinungsaustausch suchen, wie dies jetzt hier sehr gut passiert. Am Ende geht es uns doch allen um den Fußball.
 

Cashadin

Moderator
Teammitglied
Natürlich, all das Obenstehende bedarf einer grundliegenden Überzeugung: Der Fussball gehört nicht den Geldgebern oder Vereinspräsidenten etc. Er gehört den Leuten die Ihn lieben. Die ganzen Funktionäre und Machthaber, administrieren Ihn nur. Für uns ist der Fussball ein Volkssport.

Und das ist auch toll. Nur: Fußball ist nicht nur für euch ein Volkssport. Sondern auch für die Funktionäre, Vereinspräsidenten und dergleichen. Die sind ja nicht in ihrer heutigen Position weil sie zufällig aus dem Lüftungsschacht dorthin geplumpst sind sondern weil sie Jahrzehnte lang für den Fußball gearbeitet haben. Oft schon in jungen Jahren mitdem Fußball in Kontakt kamen, als Amateursportler und Spieler und manche auch durchaus später als professionelle Spieler.

Es ist leicht zu sagen: Der Sport gehört uns!

Und dabei zu vergessen das "uns" nicht die Ultragruppierungen bedeuten sollte, sondern alle die Fußball lieben und sich dafür einsetzen.

Und um auf das Thema Hopp zurück zu kommen: Ja, das schließt auch ehemalige Spieler kleiner Amateurvereine ein welche nachdem sie zu Geld kommen Breitensport und mehrere Vereine genauso wie andere Projekte unterstützen. Ich weiß der Kerl ist ein Feindbild vieler Ultras, aber wenn man sich mal ehrlich fragt an welcher Stelle dies so wurde finde ich dies schwer zu beurteilen.

War er das schon in der Kreisliga? Und wenn ja warum? Ist sein Engagement nur in Hoffenheim blöd weil die in der Bundesliga spielen, oder auch bei anderen, kleineren Vereinen? Und ab wann sind Leute die den Fußball unterstützen problematisch?

Ich finde durchaus toll was viele Fangruppen machen und will auch den Aufwand der in Choreographien und Auswärtsfahrten gesteckt wird nicht kleinreden. Aber wenn du mich fragst wer mehr für den Fußball getan hat, dann sind es die Funktionäre. Leute welche Jahrzehnte ihres Lebens in Fußball stecken, die organisieren und unterstützen und Strukturen aufbauen damit es überhaupt erst irgendetwas zu bejubeln gibt.

Und das ist gewiss nicht nur Hopp. Aber eben auch er.
 

Bavarian

Mitglied
@MingaRot : was mir bei den Ultras, speziell der SM, abgeht ist die Tatsache das sie eigentlich immer nur IHR Ding machen und den Rest der Kurve nur einbinden wenn dieser in ihre Aktionen freiwillig mit einstimmt. Mir fehlt da der Diskurs und die Zusammenarbeit, das kollegiale was man sonst oft unter Fans vorfindet.
 
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