DEB-Offizielle und Spieler äußerten sich nach dem Spiel wohl tatsächlich begeistert zu der Stimmung in Hamburg:
Eishockey-Stadt Hamburg
Länderspiel: Spieler und Offizielle des Nationalteams begeistert von den Fans
Von Björn Jensen
Hamburg - Als die Schlußsirene ertönt war, standen die 12 429 Zuschauer in der Color-Line-Arena auf ihren Stühlen und klatschten Beifall für ihr Team. Laute "Deutschland"-Rufe begleiteten die Spieler in die Kabine, die Party auf den Rängen ging noch minutenlang weiter. Selten ist eine deutsche Auswahl für eine 1:5-Pleite so gefeiert worden wie am Mittwoch abend die des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) in Hamburg zum Auftakt des Deutschland-Cups gegen die USA.
"Ich habe eine solche Begeisterung noch nie erlebt, die Fans waren sensationell. Es wäre fahrlässig, wenn wir nicht öfter hier spielen würden", sagte DEB-Generalsekretär Franz Reindl. Daß die Hamburger, wie bei Freezers-Spielen oft geunkt wird, nur ein Party-Publikum seien und des Eishockeys eher unkundig, wollte Reindl nicht festgestellt haben: "Das Publikum war fachlich absolut okay. Die haben verstanden, daß die Mannschaft alles gegeben hat, und das haben sie honoriert."
Trotz der herben Schlappe hatte Reindl mit seiner Analyse recht. Das Ergebnis spiegelte den Spielverlauf nur insofern wider, als daß die US-Stars, die mit zehn NHL-Profis angetreten waren, im Ausnutzen ihrer Torchancen effektiv waren. Das junge deutsche Team hielt besonders die ersten 40 Minuten bestens mit, ließ jedoch allzu viele Tormöglichkeiten ungenutzt und die geforderte Cleverneß in der Abwehr vermissen. Das neue offensive Forechecking-System funktionierte bereits gut. "Die Deutschen haben es uns schwer gemacht", resümierte US-Assistenzcoach Dean Blais.
"Wir haben gut gespielt, aber wenn man so einen Gegner schlagen will, muß man super spielen", analysierte der neue Bundestrainer Greg Poss. Der US-Amerikaner wollte das Debüt gegen seine Landsleute aber nicht überbewerten. Schon für die kommenden Spiele des Deutschland-Cups heute (19.15 Uhr) gegen die Schweiz, am Sonnabend (14.30 Uhr) gegen die Slowakei und am Sonntag (14.15 Uhr) gegen Kanada hat der Akribiker eine Problemlösung parat: "Wir haben viele leichte Fehler gemacht, und leichte Fehler kann man leicht abstellen", sagte er.
Während Poss mit seinen Gedanken bei den nächsten Gegnern war, dachte DEB-Präsident Hans-Ullrich Esken schon weiter. "Wenn die deutsche Bewerbung für die WM 2010 Erfolg hat, dann ist Hamburg mit Sicherheit ein Kandidat für die Austragung einiger Spiele", sagte er. Auch in der kommenden Saison werde es mindestens ein Länderspiel in der Color-Line-Arena geben.
Allerdings nicht im Rahmen des Deutschland-Cups. Dieser soll in eine andere Region verlagert werden, nachdem er die letzten fünf Jahre in Hannover stattfand. Für Esken ist jedoch klar: "Hamburg hat seine Bewährungsprobe glänzend bestanden."
Das Team von Greg Poss noch nicht - aber es ist auf einem guten Weg.
erschienen am 12. November 2004 in Sport (Abendblatt)